Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
war es auch, der Richard großgezogen hatte. Neben Richard besaß Zedd keine weiteren Angehörigen.
    Außer einer Halbschwester und einem Halbbruder, die, von der Blutsverwandtschaft abgesehen, Fremde für sie waren, hatte auch Kahlan keine Verwandten mehr; sie stand ebenso allein in der Welt wie Zedd.
    Durch Richard war Zedd jetzt ihre Familie, ihr wurde jedoch bewusst, dass er selbst dann keine geringere Bedeutung für sie hätte, wenn es nicht so wäre.
    »Wir werden ihn zurückbekommen, Liebes«, sagte er leise und voller Mitgefühl. Behutsam streichelte er ihr mit seiner zweigdürren Hand die Wange. »Wir werden ihn befreien.«
    Alles schien zu verschwimmen. Als Kahlan seine schützende Umarmung spürte, konnte sie eine wahre Flut von Tränen nicht länger zurückhalten.

34. Kapitel
    Behutsam bog Warren den schneebeladenen Fichtenzweig für sie zur Seite, und Kahlan spähte durch die Lücke.
    »Dort unten«, sagte er mit leiser Stimme. »Seht Ihr?«
    Nickend spähte Kahlan mit zusammengekniffenen Augen hinunter in das enge, tief unter ihnen liegende Tal. Das Bild einer mit weißem Raureif überzogenen Landschaft bot sich ihr – weiße Bäume, weiße Felsen, weiße Wiesen. Die feindlichen, durch den weit entfernten Talgrund marschierenden Truppen glichen einer dunklen Ameisenkolonne, die sich ihren Weg durch Puderzucker bahnte.
    »Ich glaube, es ist nicht nötig, dass du flüsterst, Warren«, meinte Cara hinter Kahlans anderer Schulter. »Sie können dich nicht hören, nicht auf diese Entfernung.«
    Warrens blaue Augen wandten sich der Mord-Sith zu. Wäre sie nicht in einen Wolfspelz gehüllt gewesen, der sie mit dem Hintergrund aus pulverschneebestäubtem Dickicht verschmelzen ließ, ihre rote Lederkleidung wäre einem wie ein Leuchtfeuer ins Auge gesprungen. Kahlans Pelzüberwurf fühlte sich warm und geschmeidig an auf ihren Wangen; manchmal erinnerte das Gefühl auf ihrer Haut an Richards zarte, beschützende und wärmende Liebkosungen, schließlich hatte er ihn für sie gemacht.
    »Aber wenn wir uns nicht zusammennehmen, können die mit der Gabe uns hören, Cara, selbst auf diese Entfernung.«
    Cara rümpfte die Nase. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Wenn wir zu laut sind«, raunte ihr Kahlan in einer Weise zu, die ihr nahe legte, etwas mehr Vorsicht walten zu lassen und still zu sein.
    Der Gedanke an Magie ließ Cara angewidert das Gesicht verziehen. Ihr Gewicht auf den anderen Fuß verlagernd, widmete sie sich wieder der Beobachtung der langsam das Tal hinaufmarschierenden Soldatenkolonne und hielt den Mund.
    Als sie genug gesehen hatte, gab Kahlan ein Handzeichen, und die drei machten sich auf den Rückweg durch den knöcheltiefen Schnee. In dieser Höhenlage im Gebirge befanden sie sich unmittelbar unterhalb der bedrückend grauen Wolkendecke, wodurch der Eindruck entstand, als blickten sie aus einer anderen Welt hinunter. Was sie dort unten gesehen hatte, gefiel ihr ganz und gar nicht.
    Sie stapften über den eng mit Föhren und kahlen Espen bestandenen Hang zum dicht bewaldeten Kamm hinauf, wo der felsige Bergrücken an manchen Stellen – einem nur unvollständig verschütteten Gerippe gleich – die Schneedecke durchbrach. Ihre Pferde warteten ein gutes Stück weiter unten am Hang; noch weiter den Berg hinunter, dort wo Warren und Kahlan sie gegen eine Entdeckung etwa durch die Truppen der Imperialen Ordnung sichernden Personen mit der Gabe gefeit glaubten, wartete eine Eskorte d’Haranischer Gardisten, die General Meiffert zum Schutz von Kahlan und den beiden sie ebenfalls beschützenden Begleitern eigenhändig ausgewählt hatte.
    »Versteht Ihr jetzt?«, fragte Warren, nur wenig lauter als im Flüsterton. »Sie sind immer noch dabei – sie schaffen immer mehr Truppen auf diesem Weg in die Berge und versuchen uns unbemerkt zu umgehen.«
    Kahlan hielt sich den Wolfspelzüberwurf schützend vors Gesicht, als eine leichte Bö einen Schleier aufgewirbelten Schnees an ihnen vorüberwehte. Glücklicherweise hatte es noch nicht wieder angefangen zu schneien.
    »Das glaube ich nicht, Warren.«
    Er sah sie fragend an. »Und was dann?«
    »Ich glaube, sie wollen, dass es so aussieht, als ob sie Truppen in unserem Rücken aufmarschieren lassen, damit wir Soldaten abziehen und bis hier herauf schicken, um ihnen nachzusetzen.«
    »Ein Ablenkungsmanöver?«
    »Ich glaube, ja. Es findet gerade nahe genug statt, sodass wir es aller Wahrscheinlichkeit nach entdecken werden, andererseits aber immer noch weit

Weitere Kostenlose Bücher