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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nicht.«
    Sich vorsichtig aufrichtend sah Kahlan, dass in das dichte Blätterdach des Waldes ein Loch gerissen worden war, sodass grelles Licht in den schattigen, geschützten Wald darunter fiel. Der Boden ringsum war mit zersplittertem Holz, abgeknickten Ästen, umgestürzten Riesenstämmen und von anderen Bäumen abgerissenen Zweigen übersät. Ausgehend von einer trichterförmigen Mulde, wo eben noch der Baum gestanden hatte, reichten rillenförmige Vertiefungen im Schnee strahlenförmig in den dunklen Wald hinein. Überall lagen Bruchstücke von Stämmen und Wurzeln umher, einige waren sogar in den umstehenden Bäumen hängen geblieben.
    Warren legte ihr eine Hand auf die Schulter und drängte sie liegen zu bleiben, während er mit einer Körperdrehung in die Hocke ging. Sie wälzte sich auf den Bauch und stemmte sich vorsichtig mit Händen und Knien hoch.
    Plötzlich sprang Kahlan auf und zeigte zum Wald. »Dort!«
    Sie sah Cara zwischen den Bäumen hindurch zurückkommen. Die MordSith scheuchte einen offensichtlich unter Schmerzen leidenden winzigen Mann vor sich her. Jedesmal wenn er stolperte und hinfiel, trat sie ihm in die Rippen und trieb ihn weiter. Er schrie, seine Worte waren ein weinerliches Wimmern, das Kahlan wegen der großen Entfernung nicht verstehen konnte. Allerdings war es nicht übermäßig schwer, sich vorzustellen, was er sagte.
    Cara hatte einen mit der Gabe Gesegneten gefangen genommen. Die Mord-Sith waren für Aufgaben wie diese erschaffen worden; für einen mit der Gabe Gesegneten war der Versuch, Magie gegen eine Mord-Sith einzusetzen, ein schwerer Fehler, der ihn der Kontrolle über seine eigenen Fähigkeiten beraubte.
    Sich den Schnee abklopfend, stand Kahlan auf. Warren, dessen violettes Gewand mit Schnee überkrustet war, erhob sich ebenfalls, von dem Anblick wie gebannt. Das also war einer jener Zauberer, die für den Tod so vieler Soldaten verantwortlich waren, als die D’Haraner sich – nach dem Beginn des Vorrückens der Imperialen Ordnung Richtung Norden – im Tal gesammelt hatten; das also war eine jener bösartigen Bestien, die auf Geheiß Jagangs handelten. Jetzt jedoch, da er flennend und flehend vor seiner unerbittlichen, ihn vor sich herscheuchenden Häscherin lag, wirkte er ganz und gar nicht wie eine bösartige Bestie.
    Er war nichts weiter als ein um sich schlagendes Lumpenbündel, als ihn ein letzter mächtiger Fußtritt vor die Füße von Kahlan und Warren beförderte. Dort blieb er wie ein kleines Kind wimmernd mit dem Gesicht nach unten liegen.
    Cara bückte sich, griff ihm in das verfilzte, dunkle Haar und riss ihn auf die Beine.
    Es war ein Kind.
    »Lyle?« Warren starrte ihn ungläubig an. »Lyle? Du warst das?«
    Tränen strömten aus seinen freudlos kalten Augen. Sich mit der Rückseite seines zerlumpten Ärmels die Nase abwischend, funkelte der Junge Warren wütend an. Der kleine Lyle schien ein Junge von vielleicht zehn oder zwölf Jahren zu sein, doch da Warren ihn kannte, vermutete Kahlan, dass er ebenfalls aus dem Palast der Propheten stammte. Lyle war ein junger Zauberer.
    Als Warren sich anschickte, das blutverschmierte Kinn des Jungen in die Hand zu nehmen, hielt Kahlan Warren am Handgelenk zurück. Der Junge warf sich nach vorn, um Warren in die Hand zu beißen, doch Cara war schneller; ihn an den Haaren zurückreißend, rammte sie ihm ihren Strafer in den Rücken.
    Vor Schmerzen kreischend, sackte er in sich zusammen. Sie trat dem schwer verletzten Knaben in die Rippen.
    Warren breitete flehentlich die Hände aus. »Cara, nicht…«
    Sie sah ihn aus ihren eiskalten blauen Augen herausfordernd an. »Er hat versucht, uns umzubringen. Er hat versucht, die Mutter Konfessor zu töten.«
    Die Zähne zusammengebissen und Warrens Augen noch immer fest im Blick, versetzte sie dem wimmernden Jungen einen weiteren Tritt.
    Warren benetzte sich die Lippen. »Ich weiß … aber…«
    »Was aber?«
    »Er ist doch noch so klein. Das ist nicht richtig.«
    »Und deswegen wäre es besser, wir ließen einfach zu, dass er uns umbringt? Würde es in deinen Augen dadurch vielleicht richtiger werden?«
    Kahlan wusste, dass Cara Recht hatte. So schwer es war, es mitansehen zu müssen, Cara hatte Recht. Wenn sie starben, wie viele Männer, Frauen und Kinder würde die Imperiale Ordnung noch dahinmetzeln? Obwohl noch ein Kind, war er bereits ein Handlanger der Imperialen Ordnung.
    Nichtsdestoweniger gab Kahlan Cara zu verstehen, dass es reichte. Auf Kahlans Zeichen hin

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