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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wenig schlafen legen.«
    Er neigte den Kopf und wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um.
    »Wisst Ihr, ich hatte immer gehofft, eines Tages General zu werden, das war mein Traum, seit ich ein kleiner Junge war…« Er wich Kahlans Blick aus. »Ich glaube, ich stellte mir immer vor, es würde mich stolz und glücklich machen.« Er hakte seine Daumen in die Taschen und ließ, vielleicht seine Träume aus der Vergangenheit, vielleicht aber auch seine neuen Pflichten vor Augen, den Blick über das dunkle Lager schweifen.
    »Glücklich hat es mich keineswegs gemacht«, meinte er schließlich.
    »Ich weiß«, erwiderte sie in aufrechtem Mitgefühl. »Kein rechtschaffener Soldat möchte auf diese Weise befördert werden, manchmal jedoch muss man sich einer Herausforderung stellen.« Leise seufzend versuchte sie sich vorzustellen, wie ihm zumute sein musste. »Eines Tages, General, werden sich Stolz und Zufriedenheit einstellen, und zwar aus dem Gefühl heraus, dass Ihr gute Arbeit leistet, und weil Ihr wisst, dass Ihr etwas bewirkt.«
    Er nickte. »Ich weiß, es war ein recht erhebendes Gefühl heute Nacht, als ich Euch auf dem Rücken von Caras Pferd sicher ins Lager habe zurückkehren sehen. Mit Freuden sehe ich dem Tag entgegen, da ich auch Lord Rahl in unser Lager einreiten sehe.« Er machte Anstalten zu gehen. »Ich wünsche Euch eine gute Nacht. In zwei, drei Stunden wird es hell, dann werden wir wissen, was der neue Tag uns bringt. Ich werde einige Berichte für Euch vorbereitet haben.«
    Als sie in ihr Zelt trat, saß dort Zedd allein und wartete. Kahlan stöhnte innerlich.
    Sie war todmüde und verspürte nicht die geringste Lust, sich von dem alten Zauberer ausfragen zu lassen. Manchmal, vor allem, wenn man müde war, konnte seine bohrende Fragerei überaus lästig werden. Sie wusste, er meinte es nur gut, trotzdem war ihr nicht danach zumute. Vermutlich würde es ihr nicht einmal gelingen, höflich zu bleiben, sobald er zu seinem endlosen Verhör angesetzt hatte. Es war bereits spät, und sie war so erschöpft, dass sie sich einfach wünschte, er würde sie in Frieden lassen.
    Sie blieb unmittelbar hinter dem Zelteingang stehen und beobachtete schweigend, wie er sich erhob. Sein krauses weißes Haar war zerzauster als gewöhnlich, sein schweres Gewand verdreckt und blutbespritzt; um seine Knie war es dunkel von getrocknetem Blut.
    Er bedachte sie mit einem langen Blick, dann schloss er sie in seine knochendürren Arme. Sie wollte nichts als schlafen. Schweigend drückte er ihren Kopf an seine Schulter, vielleicht weil er dachte, sie könnte zu weinen anfangen, doch ihre Tränen schienen endgültig versiegt. Sie fühlte sich wie betäubt, vermutlich wegen ihres immer währenden Zorns, aber weinen konnte sie einfach nicht mehr, alles, was sie empfand, war Wut.
    Schließlich hielt Zedd sie auf Armeslänge von sich und knetete ihr mit seinen erstaunlich kräftigen Fingern die Schultern. »Ich wollte nur abwarten, bis du sicher zurück bist, bevor ich ins Bett gehe. Ich wollte dich noch einmal sehen.« Er lächelte traurig. »Ich bin sehr erleichtert, dass du in Sicherheit bist. Schlaf gut, Kahlan.«
    Ihr noch immer mit Lederriemen umschlungenes Bettzeug lag auf einem aus einer strohgefüllten Matratze bestehenden Lager. Über ihrem in der Ecke stehenden Rucksack hingen Satteltaschen, gegenüber dem Bett gab es einen kleinen Klapptisch mitsamt Stuhl, daneben einen Korb mit eingerollten Karten. Auf einem zweiten kleinen Klapptisch standen eine Wasserkanne und eine Schüssel, über der Querstrebe der Tischbeine hing ein sauberes Handtuch.
    Für Armeeverhältnisse war das Zelt geräumig, trotzdem herrschte immer noch drangvolle Enge. Die Zeltleinwand schien schwer genug, jedem Wetter zu trotzen; an beiden Enden des Zeltes von einer den First des Daches bildenden Stange herabhängende Lampen warfen ein warmes Licht in den gemütlichen Innenraum. Kahlan versuchte sich vorzustellen, wie der beleibte General Reibisch, sich an seinem rostroten Bart zupfend, auf so beengtem Raum auf und ab ging und sich dabei über eine Armee den Kopf zerbrach, die größer war als manche Stadt.
    Zedd wirkte erschöpft. Ein Ausdruck innerer Gequältheit hatte sich in Form von Falten in sein hageres Gesicht gegraben. Sie ermahnte sich, dass er eben erst erfahren hatte, dass sich sein Enkelsohn, sein einziger Verwandter auf dieser Welt, in der Gewalt des grausamen Feindes befand.
    Davon abgesehen hatte Zedd zwei Tage lang

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