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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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nötig.«
    Beim Herumzupfen an dem widerspenstigen Knoten fiel ihr das Haar über die Schulter, sie musste es aus dem Gesicht streichen, um zu erkennen, was sie tat. Der dämliche Lederriemen hatte sich fest zusammengezogen. Am liebsten hätte sie die Person verflucht, die ihn geknotet hatte, doch da sie es selbst gewesen war, konnte sie keinem anderen die Schuld zuschieben.
    »Sie hat einen Mutterbann gegen mich benutzt, der uns miteinander verbindet. Sie behauptete, sie könne – sie könne mich töten, falls Richard ihr nicht gehorcht und sie begleitet.«
    Auf diese Nachricht hin stieß Zedd nur einen verzweifelten Seufzer aus.
    »Richard kann sie nicht töten, da ich sonst ebenfalls sterbe.«
    Sie wartete darauf, dass er hinter ihrem Rücken etwas sagte. Schließlich ließ sich seine Stimme vernehmen.
    »Ich habe von diesen Bannen nur gelesen, aber nach allem, was ich weiß, hört sich das ganz so an, als habe sie dir die Wahrheit erzählt.«
    »Ich habe eine Platzwunde am Mund, die ich nicht selbst verschuldet habe. Passiert ist es vor ein paar Tagen – über diese Verbindung. Was immer ihr zustößt, stößt auch mir zu. Ich hoffe, Richard hat sie geschlagen. Es wäre es wert gewesen.«
    »Ich glaube nicht, dass Richard so etwas tun würde.«
    Sie wusste auch, dass er es nicht tun würde, es war nichts weiter als ein frommer Wunsch.
    Eine der kleinen Lampen begann zu flackern und ließ die Schatten zittern, die andere zischte leise vor sich hin; Kahlan wischte sich die Nase an ihrem Ärmel ab.
    »Richard hat seine Freiheit aufgegeben, damit ich weiterleben kann. Ich wünschte, ich könnte sterben, um ihm die Freiheit zurückzugeben, aber ich musste ihm versprechen, es nicht zu tun.«
    Kahlan spürte, wie sich eine tröstende Hand auf ihre Schulter legte. Zedd schwieg; ihr Herz nicht unter einer Lawine von Fragen zu begraben war der größte Freundschaftsdienst, den er ihr in diesem Augenblick erweisen konnte.
    Dank der beruhigenden Wirkung seiner Hand gelang es Kahlan schließlich, den Knoten zu lösen. Zedd lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, während sie ihr Bettzeug ausrollte, in dem die Schnitzfigur Seele zur sicheren Aufbewahrung eingewickelt war. Sie passte von ihrer Größe her genau quer in ihre Decken. Kahlan nahm sie heraus und drückte sie einen Augenblick lang an ihr Herz, dann drehte sie sich um und stellte Seele auf den kleinen Klapptisch.
    Als Zedd sich langsam erhob, glich er unter seinem kastanienbraunen Gewand einer Ansammlung knochiger Ecken und Kanten. Den einen Arm angewinkelt, um auf die stolz auf dem kleinen Tischchen stehende Figur zu zeigen, während er sie offenen Mundes bestaunte, wirkte er mit seiner schlaksigen Gestalt steif wie ein hoch aufgeschossener, dürrer Baum im Winter.
    »Wo sonst hast du auf dem Weg hierher noch Halt gemacht?« Er warf einen argwöhnischen Blick in ihre Richtung. »Hast du etwa Schätze aus irgendwelchen Palästen gestohlen?«
    Jetzt erst merkte sie, dass der Blick nicht so sehr argwöhnisch als vielmehr hänselnd gemeint war. Kahlan strich mit dem Finger über das fließende Gewand der Holzfigur und folgte den kraftvollen Linien der Körperhaltung der Frau mit ihrem Blick. Irgendetwas an der Art, wie sie, die Fäuste geballt an den Seiten und den Rücken durchgedrückt, den Kopf, jener unsichtbaren Kraft trotzend, die sie zu unterwerfen suchte, in den Nacken warf, wirkte ungeheuer gut getroffen.
    »Nein.« Kahlan musste schlucken. »Die Figur hat Richard für mich geschnitzt.«
    Zedd senkte seine Stirn noch tiefer. Eine Weile starrte er die Figur unverwandt an, dann streckte er einen seiner zweigdürren Finger vor, um sie zu berühren, als sei sie eine Antiquität von unschätzbarem Wert.
    »Bei den Gütigen Seelen…«
    Kahlan tat, als lächelte sie. »Beinahe. Er meinte, sie heißt Seele . Richard hat sie für mich geschnitzt, als ich dachte, ich würde nie wieder gesund werden. Sie hat mir sehr geholfen…«
    In der ehrfürchtigen Stille löste Zedd seinen Blick schließlich von der Frau mit den geballten Fäusten an den Seiten und dem leicht erhobenen Blick, mit dem sie Kahlan anzusehen schien, und runzelte auf äußerst seltsame Weise die Stirn.
    »Das bist du«, sagte er, halb zu sich selbst. »Bei den Gütigen Seelen … der Junge hat eine Statue deiner Seele geschnitzt. Ich erkenne sie wieder. Das ist völlig sonnenklar.«
    Zedd war nicht nur Richards Großvater, sondern mittlerweile auch ihrer. Zudem war er nicht nur der Oberste Zauberer, er

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