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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gekommen.« Sie fuhr fort, mit der Hand einen Kreis beschreibend. »Ich denke, was wir hier sehen, ist eine verhältnismäßig kleine Gruppe der immer selben Soldaten, die einfach in einem großen Kreis herummarschiert. Wir bekommen sie immer nur an jener Stelle zu Gesicht, wo sie durch dieses Tal hinaufmarschieren. Tagelang sehen wir Truppen vorüberziehen und schließen daraus, dass eine große Zahl von Soldaten verlegt wird, ich glaube aber, es handelt sich um die immer selben Soldaten, die ein ums andere Mal im Kreis herumwandern.«
    Warren blieb stehen und starrte sie an. Sein Gesicht wurde ernst, als ihm dämmerte, was das bedeutete. »Man will uns also glauben machen, sie verlegen eine Armee hier herauf, damit wir als Reaktion darauf unsere Armee aufspalten und einen Teil von ihr hinter dieser Phantomstreitmacht herschicken.«
    »Zahlenmäßig sind wir ihnen jetzt schon unterlegen«, sagte Cara, bei sich nickend, »wir haben allerdings den Vorteil, ein für unsere Zwecke günstiges Gelände zu verteidigen. Sollte es ihnen aber gelingen, unsere Zahl einfach dadurch erheblich zu verringern, dass sie uns dazu verleiten, einen großen Teil unserer Truppen vorher noch auf einen Einsatz zu schicken, würde das ihre gesamte Streitmacht endlich in die Lage versetzen, die geschrumpfte Zahl der zurückgebliebenen Verteidiger glatt zu überrennen.«
    »Klingt logisch.« Warren strich sich nachdenklich übers Kinn und schaute zurück zum Kamm. »Und wenn Ihr Euch täuscht?«
    Kahlan drehte sich ebenfalls um und schaute zurück zum Kamm. »Nun, wenn ich mich täusche, dann…«
    Stirnrunzelnd betrachtete Kahlan den keine zehn Fuß entfernten, mächtigen alten Ahornbaum und glaubte zu sehen, wie sich die Rinde bewegte. Die feine Schicht aus Pulverschnee auf der schuppigen, grauen zerfurchten Borke begann sich aufzulösen und auf einer zusehends größer werdenden Fläche abzuschmelzen. Die Rinde bewegte sich wie der Schaum auf einem brodelnden Kessel.
    Kahlan japste erschrocken, als Warren sie und Cara am Kragen packte und sie beide rücklings zu Boden riss. Kahlan hatte es den Atem verschlagen; als sie versuchte sich aufzurichten, warf Warren sich zwischen sie auf die Erde und drückte sie wieder nach unten.
    Noch bevor Kahlan Gelegenheit fand, wieder zu Atem zu kommen oder zu fragen, was denn los sei, blitzte ein blendend grelles Licht in der Stille des Waldes auf. Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die Luft und erschütterte den Boden unter ihr. Geborstenes Holz, von feinen Splittern bis hin zu zaunpfahldicken Bruchstücken, sirrte heulend wenige Zoll über ihr Gesicht hinweg. Riesige Baumstammteile prallten mit hölzern trockenem Klacken von Felsen ab. Andere kreiselten, von Baumstämmen zurückgeworfen, durch die Luft. Einzelne über den Erdboden polternde Stücke wirbelten mit gefrorenen Erdpartikeln durchsetzten Schnee auf. Die Luft verfärbte sich weiß, als die Druckwelle der Explosion eine Wand aus Schnee in die Höhe schleuderte.
    Hätte einer von ihnen aufrecht gestanden, es hätte ihn in Stücke gerissen.
    Kaum waren die letzten Holzstücke mit dumpfem Poltern auf dem Boden gelandet, wälzte Warren sich hinüber zu Kahlan. »Das waren die mit der Gabe«, flüsterte er.
    Kahlan sah ihn stirnrunzelnd an. »Was?«
    »Die mit der Gabe«, wiederholte er ebenso leise. »Sie richten ihre Kraft auf einen gefrorenen Baumstamm und bringen ihn innerlich zum Kochen, bis er explodiert. Deswegen haben wir so hohe Verluste erlitten, als wir uns während der allerersten Schlacht, unmittelbar bevor ihr zu uns gestoßen seid, im Tal gesammelt hatten. Damit haben sie uns überrascht.«
    Kahlan nickte. Sie sah sich suchend um, konnte aber niemanden entdecken, schließlich schaute sie zu Cara hinüber, um zu sehen, ob sie wohlauf war.
    »Wo ist Cara?«, fragte sie in dringlichem Flüsterton.
    Warren spähte vorsichtig nach vorn und ließ den Blick suchend über den Schauplatz der Explosion wandern. Als Kahlan, auf die Ellbogen gestützt, leicht den Kopf hob, sah sie dort, wo eben noch Cara gelegen hatte, nichts als aufgewühlten Schnee.
    »Gütiger Schöpfer«, entfuhr es Warren. »Ihr glaubt doch nicht etwa, sie ist entführt worden, oder?«
    Kahlan entdeckte Fußspuren, die vorher noch nicht dagewesen waren und sich zur Seite hin entfernten. »Ich glaube…«
    Ein Schrei, der selbst einem unerschrockenen Mann die Farbe aus dem Gesicht getrieben hätte, hallte durch die Bäume.
    »Cara?«, rief Warren zögernd.
    »Das glaube ich

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