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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Hand, um den Jungen abzuwehren, der ihr mit seinem ganzen Gewicht an den Hals zu springen versuchte. Seine schmächtige Brust streifte ihre Hand. Es fühlte sich nicht so an, als stürzte er sich auf sie, eher glich es dem Flaum einer Pusteblume, den ihr ein zarter Lufthauch entgegenwehte.
    Ihr Augenblick war gekommen.
    Kahlan brauchte nicht einmal ihr Geburtsrecht zu Hilfe zu nehmen, sie musste lediglich ihre diesbezügliche Zurückhaltung aufgeben. Auf Gefühle konnte sie sich jetzt nicht verlassen, allein die Wahrheit konnte ihr noch weiterhelfen.
    Dies war kein kleiner, verletzter Junge, allein gelassen, voller Angst.
    Dies war der Feind.
    Die Heftigkeit, mit der die angestaute Kraft aus ihrem Inneren hervorbrach und alle Fesseln abstreifte, war atemberaubend; aus dem tiefen dunklen Kern in ihrem Inneren emporwallend überschwemmte sie gehorsam jede Faser ihres Seins.
    Sie konnte jede einzelne schmale Rippe mit ihren Fingern zählen.
    Sie kannte weder Hass, noch Zorn oder Entsetzen … und auch keinen Kummer. In diesem unendlich kurzen Augenblick war ihr Geist umgeben von einer Leere, in der es keine Gefühle gab, nur den alles verzehrenden Ansturm der außer Kraft gesetzten Zeit.
    Er hatte nicht den Hauch einer Chance. Er gehörte ihr.
    Kahlan zögerte keine Sekunde.
    Sie entfesselte ihre Kraft.
    Jene Kraft, die sich als Teil ihres innersten Wesens aus dem Zustand der Geistigkeit zum allumfassenden Sein entfaltete.
    Donner ohne Hall ließ – mit einer ungeheuren Heftigkeit und Wucht, und völlig ungehemmt in diesem einen unverfälschten Augenblick – die Luft erzittern.
    Das Gesicht des Jungen verzog sich unter dem Hass des Mannes, der von ihm Besitz ergriffen hatte. Wenn sie in diesem einzigartigen Augenblick die völlige Abwesenheit jeglichen Gefühls darstellte, so war er geradezu dessen Verkörperung. Kahlan schaute in das Gesicht dieses verlorenen Kindes und erkannte, dass sie dort nur ihre eigenen erbarmungslosen Augen sah.
    Sein Geist, alles, was er war und was ihn einst ausgemacht hatte, existierte längst nicht mehr.
    Die Wucht der Erschütterung ließ die Bäume ringsum erzittern, Schnee fiel von Ästen und Zweigen. Die ungeheure Druckwelle erzeugte einen Ring aus Schnee, der um die beiden herum immer weitere Kreise zog.
    Kahlan hatte gewusst, dass Jagang zwischen den Gedanken, wo Zeit als solche nicht existierte, in den Verstand eines Menschen hinein- und wieder herausschlüpfen konnte. Sie hatte keine andere Wahl als so zu handeln, wie sie dies soeben getan hatte; ein Zaudern konnte sie sich nicht erlauben. Wenn Jagang im Verstand eines Menschen saß, konnte nicht einmal Cara ihn kontrollieren.
    Auf seiner Flucht aus diesem jungen Verstand hatte Jagang sämtliche Brücken hinter sich eingerissen.
    Der Junge brach vor Kahlans Füßen tot zusammen.

35. Kapitel
    Kahlan stand auf wackeligen Beinen über den in sich zusammengesunkenen Körper des Jungen gebeugt und spürte, wie ihre Empfindungen zurückfluteten. Wie stets ließ der Gebrauch ihrer Konfessorkraft sie völlig leer und erschöpft zurück. Im ersten Augenblick danach schien der Wald stumm über sie Gericht zu sitzen, das tiefrote Beweismaterial da und dort rings um den Jungen ausgebreitet im jungfräulichen Schnee.
    Mit einem Mal stutzte Kahlan und überlegte, ob sie nicht vielleicht auch Cara getötet hatte.
    Eine Mord-Sith würde die Berührung einer Konfessor nicht lange überleben. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, außerdem hatte sie alles getan, um Cara zu warnen und ihr zu verstehen zu geben, sie solle sich entfernen. Letztendlich aber durfte sich Kahlan in ihrem Entschluss von nichts anderem beeinflussen lassen als von dem unausweichlichen Gebot der Situation; jedes Zögern hätte in die Katastrophe münden können.
    Jetzt jedoch, als es vorbei war, wurde ihr angst und bange.
    Kahlan blickte um sich und sah Cara rechts von sich ausgestreckt im Schnee liegen. Wenn sie den Jungen berührt hatte, als Kahlan ihre Kraft entfesselte…
    Cara stöhnte. Wankend ging Kahlan zu ihr hin und ließ sich auf ein Knie sinken. Den Pelz an Caras Schultern packend, drehte sie sie in einer gewaltigen Kraftanstrengung um.
    »Cara – seid Ihr wohlauf?«
    Cara schaute aus halb zusammengekniffenen Augen hoch, mit einem schmerzhaft gequälten Blick, der allmählich in Überdruss und Ärger umschlug. »Selbstverständlich bin ich wohlauf. Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, ich sei so töricht, den Jungen festzuhalten, oder?«
    Kahlan lächelte froh und

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