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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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mitsamt ihrer Eskorte aus Gardisten mehrere Stunden darauf ins Lager zurückkehrten, hatte dieses sich in einen Ort hektischer Betriebsamkeit verwandelt. Karren wurden beladen, Pferde eingespannt und Waffen einsatzbereit gemacht. Obwohl die Zelte noch nicht abgebrochen wurden, scharten sich Soldaten, die letzten Bissen ihres Abendessens hinunterschlingend, in Lederrüstungen und Kettenpanzern um ihre Offiziere und lauschten den Anweisungen für den Augenblick, da der Befehl zum Aussenden einer Streitmacht gegeben werden würde, die dem Feind auf seinem Weg nach Norden den Weg abschneiden und ihn aufhalten sollte. Andere Offiziere standen über ihre Karten gebeugt in Zelten, an denen Kahlan vorüberkam.
    Das Aroma eines Eintopfgerichts in der nachmittäglichen Luft erinnerte sie daran, wie ausgehungert sie war. Die winterliche Dunkelheit setzte zeitig ein, und der bedeckte Himmel ließ einen glauben, es sei bereits Abend. Die endlosen wolkenverhangenen Tage begannen, auf das Gemüt zu drücken. Es gab nur wenig Hoffnung, die Sonne zu Gesicht zu bekommen, und schon bald würden selbst die heftigeren Schneefälle bis hier unten in den Süden vordringen.
    Kahlan stieg ab und überließ einem jungen Soldaten ihr Pferd. Sie ritt längst kein mächtiges Schlachtross mehr, sondern war – wie der größte Teil der Kavallerie auch – auf ein kleineres, beweglicheres Tier umgestiegen. Zwar verliehen große Schlachtrösser beim Aufeinanderprallen großer Truppenverbände dem Angriff zusätzliche Wucht, doch da die d’Haranischen Streitkräfte zahlenmäßig so deutlich unterlegen waren, hatte sie entschieden, dass es das Beste sei, Masse gegen Geschwindigkeit und Wendigkeit einzutauschen.
    Dank dieser taktischen Veränderungen, nicht nur bei der Kavallerie, sondern in der gesamten Armee, war es Kahlan und General Meiffert gelungen, die Imperiale Ordnung wochenlang auf Trab zu halten. Immer wieder verleiteten sie den Feind dazu, in einer gewaltigen Kraftanstrengung zu einem alles vernichtenden Schlag auszuholen, nur um diesem dann so knapp auszuweichen, dass sie sich gerade retten konnten und gleichzeitig erreichten, dass sich die aufreizend nah herangekommenen Ordenstruppen völlig verausgabten.
    War die Imperiale Ordnung durch die Anstrengungen solch gewaltiger Attacken dann geschwächt und hielt, um ihre Kräfte zu sammeln, inne, ordnete General Meiffert kleinere Blitzangriffe an, um ihnen auf die Zehen zu treten und Unruhe zu stiften. Hatten sich die Ordenstruppen in Erwartung eines Angriffs eingegraben, beorderte Kahlan ihre Truppen zurück in weiter entfernte Stellungen, was die Bemühungen des Ordens, Verteidigungsanlagen zu errichten, sinnlos machte.
    Versuchte die Imperiale Ordnung dasselbe ein zweites Mal, setzten die D’Haraner ihre Verfolgung Tag und Nacht fort, umschwärmten sie wie zornige Hornissen, blieben aber außer Reichweite eines entscheidenden Gegenschlags. War die Imperiale Ordnung es schließlich leid, ihre Zähne nicht in den Feind schlagen zu können und gab ihren Streitkräften eine neue Richtung vor, indem sie Bevölkerungszentren attackieren ließ, setzte Kahlan sie mit ihren Truppen aus dem Rückraum unter Druck und jagte ihnen Pfeile in den Rücken, während sie sich verzweifelt zu befreien versuchten. Gewöhnlich waren sie nach einer Weile gezwungen, von ihren Plünderungsplänen Abstand zu nehmen, kehrtzumachen und sich dem Angriff zu stellen.
    Die Taktik der D’Haraner, ihnen ohne Unterlass auf den Fersen zu bleiben, trieb die Imperiale Ordnung zur Raserei. Diese Art des Kämpfens war für Jagangs Soldaten eine Beleidigung; sie glaubten, dass sich echte Männer auf dem Schlachtfeld von Angesicht zu Angesicht für einen offenen Schlagabtausch gegenübertraten. Selbstverständlich belastete es keineswegs ihr Ehrgefühl, dass sie den D’Haranern zahlenmäßig haushoch überlegen waren. Kahlan wusste, dass ein solches Aufeinandertreffen blutig enden würde und nur für die Imperiale Ordnung von Vorteil sein konnte. Wie man dort darüber dachte, interessierte sie nicht, sie interessierte nur deren Untergang.
    Je wütender und desillusionierter die Truppen der Imperialen Ordnung wurden, desto unbekümmerter und leichtfertiger verhielten sie sich; sie begannen schwungvolle Offensiven gegen gut geordnete Verteidigungsstellungen oder zwangen – um Boden zu gewinnen, der auf diese Weise nicht zu gewinnen war – Soldaten zu unbesonnenen, von vornherein zum Scheitern verurteilten Attacken.

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