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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wurden mit Hilfe von Schlaufen unter schwere Tragebalken gebunden, die bis weit über Vorder- und Hinterachse hinausreichten. Für die Steinarbeiter hatte man Hütten und geräumige, offene Schutzdächer aufgestellt, damit sie vom Wetter unabhängig arbeiten konnten. Bauholz lag, in Reihen zu gewaltigen Stapeln aufgeschichtet, unter eigens für diesen Zweck errichteten Bedachungen. Was dort nicht untergebracht werden konnte, war mit Zeltplanen abgedeckt worden. Kleine Berge der Grundbestandteile für die Herstellung von Mörtel türmten sich verstreut um das gesamte Fundament und sahen aus wie Ameisenhügel, eine Illusion, die durch die zahllosen dunklen Punkte der Arbeiter noch unterstrichen wurde.
    Die Schmiedewerkstatt lag ein wenig abseits der eigentlichen Baustelle, an einer Straße, die sich ihren Weg an einem Hang entlang und mitten durch eine kleine Ansiedlung aus frisch errichteten, die gesamte Baustelle überblickenden Werkstätten bahnte. Verglichen mit ähnlichen Betrieben, die Richard bereits früher gesehen hatte, war sie ziemlich groß. Natürlich hatte Richard noch nie bei der Errichtung eines Gebäudes dieser Größenordnung zugeschaut. Er hatte prachtvolle, bereits fertig gestellte Bauwerke gesehen, das schon, doch der Anblick eines solchen Gebäudes in seinem Entstehungsstadium war zugleich überraschend und verwunderlich; allein die schieren Ausmaße konnten einem die Orientierung rauben.
    Jori setzte sein Gespann gekonnt zurück und stellte den Wagen mit der Rückseite genau vor die offen stehende Doppeltür, hinter der sich ein schwarzes Loch auftat.
    »Da wären wir«, lautete Joris Kommentar. Für den schlaksigen Fahrer kam das geradezu einer längeren Ansprache gleich. Er holte einen Laib Brot und einen mit Bier gefüllten Wasserschlauch hervor und kletterte vom Wagen, um sich ein Stück den Hang hinunter ein Plätzchen zu suchen, wo er sich hinsetzen und die Bauarbeiten verfolgen konnte, während Richard das Eisen ablud.
    In der Schmiedewerkstatt war es dunkel und drückend heiß, selbst in dem vorderen, zugestellten Lagerraum. Wie in allen Schmieden, waren die Wände im eigentlichen Arbeitsraum schwarz von Ruß. Die Anzahl der Fenster hatte man auf ein Minimum beschränkt; meist waren sie über Kopf angebracht und mit Läden versehen, um den Raum abzudunkeln, damit man den Zustand des glühenden Metalls besser beurteilen konnte.
    Obwohl erst vor kurzem für die Arbeit am Palast gebaut, wirkte die Schmiedewerkstatt bereits jetzt, als wäre sie einhundert Jahre alt. Auf fast jedem freien Platz waren Werkzeuge in Schwindel erregender Anordnung und Vielfalt angebracht; es gab reihenweise Werkzeuge, ganze Berge davon. Von den Dachsparren hingen Zangen und Feuerauffangschüsseln, Schmelztiegel, Winkelmaße und Stechzirkel, sowie an große Insekten erinnernde Apparate herab, die aussahen, als könne man damit Gegenstände aneinander klemmen. Niedrige, anscheinend in großer Eile zusammengeschusterte Werkbänke waren rundherum mit langgriffigen Gussformen jeglicher Art behängt. An einigen Bänken waren kleinere Mühlsteine befestigt. Einige Tische hatte man rundherum mit Schlitzen versehen, in denen hunderte von Feilen und Raspeln steckten. Einige dieser niedrigen Tische verschwanden fast unter einem Durcheinander von Hämmern in einer solchen Vielfalt, wie Richard sie noch nie gesehen hatte; ihre Griffe ragten alle nach oben, sodass die Tischplatten riesigen Nadelkissen ähnelten.
    Der Fußboden war mit Gerümpel übersät: Kisten, aus denen alle möglichen Einzelteile hervorquollen, Stangen und Nieten, Keile, Roheisenstücke, Reste, Stemmeisen, Holzhaken, verbeulte Töpfe, hölzerne Spannvorrichtungen, Blechscheren, Kettenstücke, Rollen sowie ein Sortiment von Spezialaufsätzen für die Ambosse. Alles war mit einer Schicht aus Ruß, Staub oder Metallspänen überzogen.
    Breite, niedrige Wannen standen rings um die Ambosse, an denen Männer auf glühendes, mit Zangen gehaltenes Eisen hämmerten, um es abzuflachen oder breit zu schlagen, einzukerben, vierkantig zu formen oder mit kurzen, heftigen Schlägen zu bearbeiten. Das glühende Metall protestierte zischend und qualmend, sobald es in die Flüssigkeit getaucht wurde. Andere Männer benutzten das Ambosshorn, um mit Zangen gehaltenes, kleinen Stücken eines Sonnenaufgangs ähnelndes Metall zu biegen. Sie hielten diese faszinierenden Werkstücke in die Höhe, verglichen sie mit einer Vorlage, behämmerten das Metall noch ein wenig länger und

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