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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die Idee kommen, dich der mangelhaften Einstellung gegenüber dem Schöpfer oder Ähnlichem zu verdächtigen, kann er dich foltern lassen. Die Priester sind die Jünger von Bruder Narev.«
    »Bruder Narev?«
    »Der Hohepriester der Bruderschaft des Ordens.« Ishaq fuchtelte ungeduldig mit den Armen. »Ich muss Jori holen gehen, damit er mit dem Wagen herkommt. Tu bitte, was ich dir sage, Richard. Dieser Schmied verheizt mich in seiner Esse, wenn ich ihm das Eisen heute nicht liefere.«
    Richard bedachte Ishaq mit einem Lächeln, um seine Nerven zu beruhigen.
    »Du hast mein Wort, Ishaq. Der Schmied wird sein Eisen bekommen.«
    Ishaq tat einen schweren Seufzer, dann eilte er davon, um den Fahrer zu suchen.

48. Kapitel
    Es war bereits spät an jenem drückend heißen Nachmittag, als sie auf der Baustelle des Ruhesitzes eintrafen, bei dessen Anblick Richard, der neben Jori auf dem Wagenbock saß, als sie die letzte Hügelkuppe überquerten, von einem Gefühl ehrfürchtiger Scheu ergriffen wurde. Sie war mehr als gewaltig. Aus tausenden von Männern bestehende Kolonnen, die tief unterhalb von ihnen wie Ameisenkolonien aussahen, waren – in Transportketten arbeitend – damit beschäftigt, mit Hilfe von Schaufeln und Körben die Konturen der Landschaft zu verändern.
    Jori würdigte das Bauwerk keines Blickes, spuckte nur seitlich aus dem Wagen und brachte auf Richards Fragen bloß ein gelegentliches »Kann schon sein« über die Lippen.
    Man war noch immer damit beschäftigt, das Fundament in tiefen Gräben zu verankern, was es Richard, der von der Straße aus hinunterblickte, ermöglichte, den Grundriss des zukünftigen Bauwerkes zu erkennen. Es fiel schwer, sich auszumalen, wie gewaltig das Gebäude letztendlich ausfallen würde. Angesichts der winzigen Punkte, die sich kaum merklich in seiner Nähe bewegten, war es nicht einfach, sich vorzustellen, dass es sich dabei um Menschen handelte.
    Der schieren Größe nach konnte es das Gebäude mit allem aufnehmen, was Richard jemals zu Gesicht bekommen hatte. Das Gelände und die Gärten erstreckten sich über Meilen. Soeben war mit der Errichtung von Zierbrunnen und anderen hoch aufragenden Bauten entlang der Zufahrtsstraßen begonnen worden. Auf endlosen Flächen wurden aus Hecken bestehende Irrgärten angelegt, und ganze Hänge waren mit Bäumen übersät, die man nach einem groß angelegten Plan dort eingepflanzt hatte.
    Die Vorderseite des Ruhesitzes blickte auf einen in einem Gelände liegenden See, aus dem künftig ein majestätischer Park entstehen sollte. Die schmale Seitenfront des Gebäudes würde sich eine Viertelmeile weit den Fluss entlang hinziehen. Steinernes Pfahlwerk, über dem soeben mit dem Bau einer Reihe von Verbindungsbögen begonnen wurde, reichte bis weit in den Fluss. Offenbar sollte ein Teil des Palastes, dort, wo sich die Anlegestellen für die Vergnügungsboote des Kaisers befanden, über dem Wasser errichtet werden.
    Jenseits des Flusses setzte sich die Stadt fort; auch auf der Palastseite des Flusses erstreckte sich die Stadt in alle Richtungen, wenn auch in respektvoller Entfernung von dem Ruhesitz. Sich vorzustellen, wie viele Gebäude und Menschen wegen dieses Bauwerks umgesiedelt worden waren, überstieg Richards Phantasie. Was hier entstand, war keineswegs ein entrückter, abgeschiedener Kaiserpalast; das Bauwerk bildete den absoluten Mittelpunkt von Altur’Rang. Unter Verwendung von Millionen von Pflastersteinen wurden Straßen angelegt, die es den gewaltigen Massen der Bürger der Imperialen Ordnung ermöglichten, bis zu diesem gewaltigen Bauwerk zu gelangen und es zu besichtigen. Bereits jetzt bildeten sich hinter den aus Seilen errichteten Absperrungen Menschentrauben, die den Fortgang der Bauarbeiten verfolgten.
    Aller Armut in der Alten Welt zum Trotz konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies ein Kronjuwel von unübertroffener Pracht werden sollte.
    Steine verschiedenster Herkunft lagen zu hohen Stapeln aufgeschichtet bereit. In der Ferne konnte Richard sehen, wie Arbeiter sie zu den gewünschten Formen zurechtschnitten. Die drückende Nachmittagshitze war erfüllt vom fernen Klingen aberhunderter Hämmer und Meißel. Man sah Vorräte von Granit und Marmor in einem Sortiment unterschiedlichster Farben sowie gewaltige Mengen von Kalksteinquadern. Spezielle Wagen aus den Steinbrüchen warteten in langen, sich windenden Schlangen darauf, mehr davon anliefern zu können. Die länglichen Steinquader, Stützen genannt,

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