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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wollten nicht, dass Richard Ärger bekam und seine Stelle verlor, also harrten sie geduldig einer jener seltenen Augenblicke, wenn er ihnen mit schräg gelegtem Kopf bedeutete, sie dürften ihn begleiten.
    Ihr Zimmer hatte ebenfalls eine Verwandlung durchgemacht. Die Decke war gereinigt und frisch getüncht worden, die mit Fliegendreck übersäten Wände waren abgeschrubbt worden und hatten einen lachsfarbenen Anstrich bekommen – eine Farbe, die sie in der festen Annahme ausgesucht hatte, Richard würde die dafür erforderlichen Zutaten niemals beschaffen können. Wie zum Hohn erstrahlten die Wände jetzt lachsfarben.
    Eines Tages erschien ein Mann mit einem Arm voller Werkzeuge. Kamil behauptete, Richard habe ihn vorbeigeschickt, um ihr Zimmer in Ordnung zu bringen. Der Mann sprach eine Sprache, die Nicci nicht verstand. Ausgiebig mit den Armen fuchtelnd, plapperte er drauflos und lachte nett und freundlich, so als müsste sie doch wenigstens ein bisschen von dem verstehen, was er ihr erzählte. Er deutete auf die Wände ringsum und stellte Fragen. Sie hatte nicht die verschwommenste Vorstellung, in welcher Absicht er gekommen war.
    Vermutlich war er gekommen, um den wackeligen Tisch zu reparieren. Sie klopfte zweimal mit der flachen Hand auf dessen Platte, dann demonstrierte sie ihm, wie er wackelte. Er grinste, nickte, plapperte munter weiter. Schließlich überließ sie ihn seiner Arbeit, während sie zum Geschäft in der Stadt ging, um sich für Brot anzustellen. Sie verbrachte den ganzen Vormittag dort; nachmittags stand sie für Hirse Schlange.
    Als Nicci schließlich nach Hause zurückkehrte, war der Mann bereits gegangen. Das alte, kaputte und nicht nur überstrichene, sondern vollkommen zugemalte Fenster hatte eine neue Scheibe und war vergrößert worden. Außerdem hatten sie jetzt ein neues Fenster in der Wand gegenüber. Die beiden Fenster standen einen Spalt weit offen, und ein kühler Durchzug sorgte in dem sonst muffigen Zimmer für frische Luft.
    Nicci stand mitten im Zimmer und blickte staunend durch das Fenster auf das Haus nebenan, dann schaute sie durch das Fenster in der Wand, in der zuvor kein Fenster gewesen war; sie konnte bis auf die Straße gucken. Gerade eben hatte ihr Mrs. Sha’Rim von nebenan im Vorübergehen zugelächelt und gewinkt.
    Nicci setzte den Wäschekorb ab, öffnete das Seitenfenster ein wenig weiter, um noch mehr Luft ins Zimmer hereinzulassen, und zog die Vorhänge zurück. Wenn man Fenster hatte, durch die man sehen konnte, so hatte sie entschieden, waren Vorhänge durchaus angemessen. Irgendwo hatte Richard ihr Stoff besorgt. Als sie fertig war, lobte er ihr Werk in den höchsten Tönen. Nicci musste feststellen, dass sie wie alle anderen strahlte, wenn Richard ihr sagte, sie habe gute Arbeit geleistet.
    Sie hatte Richard an den schlimmsten Ort in der Alten Welt gebracht, in das heruntergekommenste Haus, das sie hatte finden können, und am Ende hatte er irgendwie alles schöner gemacht – genau wie sie es immer wieder als seine Pflicht bezeichnet hatte.
    Aber dass die Dinge sich so entwickelten, hatte sie niemals gewollt.
    Sie wusste mittlerweile nicht mehr, was sie gewollt hatte. Sie wusste nur, dass sie für die Augenblicke lebte, in denen Richard bei ihr war. Obwohl sie sich darüber im Klaren war, dass er sie hasste und nichts lieber tun würde, als sie zu verlassen und zu seiner Kahlan zurückzukehren, konnte Nicci nichts dagegen tun, dass ihr Herz jedesmal bis zum Hals hinauf schlug, sobald er nach Hause kam. Über ihre Verbindung zu Kahlan glaubte sie gelegentlich die Sehnsucht dieser Frau nach ihm zu spüren. Sie konnte Kahlans Sehnsucht mit jedem Zoll ihres Körpers nachvollziehen.
    Während sie wartete, wurde es im Zimmer dunkler. Das Leben begann erst, wenn Richard nach Hause kam. Schließlich wurde das Tageslicht immer schwächer, und der Schein der Lampe trat an seine Stelle. Sie besaßen jetzt eine richtige Lampe, und nicht mehr nur einen durch einen hölzernen Knopf gezogenen, auf Leinsamenöl schwimmenden Docht.
    Die Tür ging auf. Richard setzte einen Fuß ins Zimmer und sagte noch etwas zu Kamil, als der junge Mann sich bereits verabschiedete, um zu seiner Familie nach oben zu gehen. Es war schon spät. Schließlich kam Richard, noch immer lächelnd, ganz herein und schloss die Tür. Wie immer erlosch sein Lächeln.
    Er zeigte ihr einen groben Leinensack. »Ich konnte zufällig ein paar Zwiebeln, Möhren und etwas Schweinefleisch auftreiben.

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