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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wieder seinem wölfischen Grinsen.
    »Aber das ist genau das, was auch Richard Rahl sagen würde. Deswegen ist er auch der Richtige.«
    Richard hielt es für das Beste, das Thema zu wechseln. Er sah, dass es inzwischen fast hellichter Tag war.
    »Nun, ich muss mich auf den Weg machen. Irgendwann wird dir ganz sicher einfallen, was du mit dem Stein machen willst, Victor. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du es wissen.«
    Der Schmied versuchte eine finstere Miene aufzusetzen, aber es wurde eine viel zu schwache Imitation des überaus realen bösen Blicks, der gerade erloschen war. »Das war auch immer mein Gedanke.«
    Richard kratzte sich am Kopf. »Hast du jemals etwas gemeißelt oder geschnitzt, Victor?«
    »Nein, noch nie.«
    »Bist du sicher, dass du überhaupt bildhauern kannst? Dass du Talent dafür hast?«
    Victor tippte sich an die Schläfe, als wollte er einen Zweifler besänftigen. »Das Talent habe ich hier drinnen. Hier drinnen habe ich Schönheit. Das allein zählt für mich. Selbst wenn ich diesen Stein niemals mit einem Stück Stahl anrühren sollte, wird die Schönheit dessen, was aus ihm werden könnte, immer mir gehören, und das kann der Orden mir nicht nehmen.«

51. Kapitel
    Sich den Schweiß aus der Stirn wischend, ging Nicci an der Wäscheleine entlang und prüfte, ob ihre Sachen trocken waren; der Sommer stand vor der Tür, und es war bereits sehr warm. Die anderen Frauen standen schwatzend in der warmen Sonne, ab und zu kicherten sie über irgendeine Verschrobenheit, die eine von ihnen auf das nette Drängen der anderen hin über ihren Ehemann ausgeplaudert hatte. Sämtliche Hausbewohner, so schien es, waren mit dem Werden des jungen Frühlings zu neuem Leben erwacht.
    Nicci wusste, der Frühling hatte nichts damit zu tun.
    Und dieses Wissen ließ im abgeschiedensten Winkel ihres Wesens ein Gefühl der Enttäuschung aufkommen. Sie begriff einfach nicht, wie Richard es anstellte. So sehr sie sich auch mühte, es gelang ihr nicht, jenen Knoten zu entwirren, mit dem er alles zu fesseln schien. Allmählich begann sie zu glauben, selbst wenn sie ihn in die tiefste Höhle verschleppte, die sie finden konnte, würde sich die Sonne einen Weg bis in den finstersten Winkel bahnen, um auf ihn herabzuscheinen. Normalerweise hätte sie dies für eine Art magischen Glücks gehalten, nur wusste sie jenseits allen Zweifels, dass er gar keine Magie angewendet hatte.
    Der Hof hinter dem Haus, früher ein schmutziger, von Gestrüpp überwucherter, chaotischer Flecken voller Schrott und Bergen von Müll, hatte sich in einen Garten verwandelt, denn die im Haus wohnenden Männer hatten eines Tages den Hinterhof nach der Arbeit vom Abfall gesäubert. Selbst einige von denen, die keiner Arbeit nachgingen, waren aus ihren Zimmern hervorgekommen, um den einen oder anderen Gegenstand fortzukarren. Nachdem man den Hof freigeräumt hatte, hatten die Frauen aus dem Wohnhaus die Erde umgegraben und einen Garten angelegt. Sie würden Gemüse essen können. Gemüse! Es war sogar die Rede davon, ein paar Hühner anzuschaffen.
    Aus der einen überbeanspruchten und übel riechenden Latrine hinten in einer Ecke waren jetzt zwei Aborte geworden, die gut in Schuss und sauber waren. Jetzt brauchte man kaum noch zu warten, wenn man den Abort benutzen wollte, und auch mit den flehentlichen Bitten und gereizten Stimmungen hatte es ein Ende. Kamil und Nabbi hatten Richard beim Bauen geholfen – teils aus Holzresten, die man aus den Abfallhaufen im Hinterhof gerettet hatte, bevor diese abtransportiert wurden, teils aus ein paar anderen Resten, die sie von anderen Müllhaufen zusammengetragen hatten.
    Nicci hatte geglaubt, ihren Augen nicht zu trauen, als sie Kamil und Nabbi – mit Hemden bekleidet – die Gruben für die neuen Aborte ausheben sah. Alle bedankten sich überschwänglich bei ihnen, und die beiden Rabauken strahlten vor Stolz.
    Die unter freiem Himmel liegende Kochstelle war repariert worden, sodass die Frauen dort eine größere Zahl von Töpfen einstellen und gleichzeitig kochen konnten, und man weniger Feuerholz herbeischleppen musste. Gemeinsam mit einigen anderen Männern aus dem Wohnhaus hatte Richard Gestelle für die Waschzuber gebaut, damit die Frauen sich nicht mehr so tief bücken oder sich die Knie wundscheuern mussten. Aus einem Stück Zeltleinwand, das man aus dem Müll gerettet hatte, errichteten die Männer ein einfaches Dach, damit die Frauen auch bei Regen kochen und waschen konnten, ohne nass zu

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