Schwester der Finsternis - 11
Vielleicht hast du Lust, uns einen Eintopf zu kochen.«
Mit matter Hand deutete Nicci auf die Hirse, für die sie den ganzen Nachmittag angestanden hatte; sie war voller Motten und verschimmelt.
»Ich habe Hirse eingekauft. Ich dachte, ich mache uns daraus eine Suppe.«
Richard zuckte mit den Achseln. »Wenn dir das lieber ist. Deine Hirsesuppe hat uns über reichlich magere Zeiten hinweggeholfen.«
Nicci verspürte jenes kurze Aufflackern von Stolz, wie immer, wenn er zugab, dass sie etwas Nützliches getan hatte.
Sie schloss die Fenster, denn draußen war es inzwischen dunkel. Mit dem Rücken zum Fenster stehend, zog sie die Vorhänge zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Richard stand mitten im Zimmer und betrachtete sie, ein verwundertes Stirnrunzeln im Gesicht. Nicci ging zu ihm, sich der entblößten Haut ihres Busens bewusst, der sich im Ausschnitt ihres schwarzen Kleides hob und senkte. Eben noch hatte Gadi ihren Busen angestarrt, jetzt wollte sie, dass Richard sie ebenso ansah, doch Richard schaute ihr nur in die Augen.
Ihre Finger schlossen sich um seine muskulösen Arme.
»Liebe mich«, hauchte sie.
Seine Stirn legte sich in Falten. »Was?«
»Ich will, dass du mich liebst, Richard. Jetzt, auf der Stelle.«
Eine Ewigkeit lang betrachtete er abschätzend ihre Augen. Ihr Herz schlug ihr bis in die Ohren, mit jeder Faser ihres Seins sehnte sie sich danach, dass er sie nahm. Schwankend stand sie da und wartete, ihr ganzes Leben angesichts der köstlich quälenden Erwartung in der Schwebe.
Dann war seine Stimme zu vernehmen, und sie klang alles andere als schroff. Vielmehr klang sie zärtlich, dabei aber fest und entschlossen. »Nein.«
Es war, als ob ihr ein Kribbeln wie von tausend eiskalten Nadeln die Arme hinaufkroch. Seine Weigerung war ein Schock. Noch nie war sie von einem Mann zurückgewiesen worden!
Es tat ihr in der Seele weh – es war schlimmer als alles, was Jagang oder irgendein anderer Mann ihr jemals angetan hatte. Sie hatte fest geglaubt…
Das Blut schoss ihr ins Gesicht und ließ das Eis in einem Hitzeblitz zerschmelzen. Nicci riss die Tür auf. »Geh nach draußen auf den Flur und warte da«, befahl sie mit bebender Stimme.
Er stand mitten in ihrem Zimmer und sah ihr in die Augen, die Lampe auf dem Tisch warf harte Schatten über sein Gesicht. Seine Schultern wirkten so breit und verjüngten sich zu den Hüften hin, Hüften, die zu umschlingen sie sich sehnte. Am liebsten hätte sie aus vollem Hals geschrien. Stattdessen sprach sie mit sanfter Stimme, allerdings mit einer Autorität, die er nicht missverstehen konnte.
»Du wirst jetzt nach draußen in den Flur gehen und dort warten, sonst…«
Nicci schnippte mit den Fingern.
Der Blick in ihren Augen sagte ihm, dass sie nicht bluffte. Kahlans Leben hing an einem seidenen Faden, und wenn er nicht tat, was sie von ihm verlangte, würde sie nicht zögern, diesen Faden zu durchtrennen.
Ohne seine grauen Augen auch nur einen Moment von ihr abzuwenden, trat Richard hinaus auf den Flur. Sie bohrte ihm einen Finger in die Brust und drängte ihn zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand neben der Tür stand.
»Du wirst jetzt hier an dieser Stelle warten, bis ich dir sage, dass du dich entfernen darfst.« Sie biss die Zähne aufeinander. »Wenn nicht, stirbt Kahlan. Hast du verstanden?«
»Erniedrige dich nicht so, Nicci. Denk daran, was du…«
»Sonst stirbt Kahlan. Hast du das verstanden?«
Er atmete hörbar aus. »Ja.«
Entschlossen ging Nicci zum Treppenschacht. Gadi stand auf halber Treppe, die dunklen Augen wachsam. Hochmütig stieg er herunter zu ihr, bis er am Fuß der Treppe neben ihr stand. Er hatte zweifellos einen prachtvollen Körper, so wie er sich ganz ohne Hemd zur Schau stellte. Er stand so dicht bei ihr, dass sie seine Wärme spüren konnte.
Nicci sah ihm in die Augen. Er war genauso groß wie sie.
»Ich will, dass du mit mir ins Bett gehst.«
»Was?«
»Mein Mann ist nicht im Stande, meine Bedürfnisse angemessen zu befriedigen. Ich möchte, dass du das übernimmst.«
Ein Feixen ging über sein Gesicht, als sein Blick zu Richard hinüberglitt. Dann starrte er wieder auf ihren Busen, dessen Besitz so greifbar nahe war.
Gadi war jung, dreist und dumm genug, sich für unwiderstehlich zu halten, zu glauben, sein kindisch gockelhaftes Gehabe hätte all ihre Zurückhaltung soweit fortgewischt, dass nur noch ihre Lust auf das, was er zu bieten hatte, zählte.
Er zog sie mit einem Arm an sich. Mit seiner
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