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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einfach eingeschritten waren, um zu helfen.
    Die Frau, die ihnen das Brot angeboten hatte, fiel weinend auf die Knie. Respektvoll half man ihr wieder auf, damit sie weitergehen konnte. Wahrscheinlich hatte die Frau, da sie in der Alten Welt lebte, noch nie ein Ding von solcher Schönheit zu Gesicht bekommen.
    Als Kahlan, unfähig, die Augen von ihr zu lösen, die Statue mit zögernden Schritten umrundete, streckte sie die Hand aus, um sie wie alle anderen zu berühren. Fortgerissen von der Menge, streifte sie mit den Fingern das in Stein wiedergegebene Fleisch und wusste, dass auch Richards Finger dort gelegen hatten. Und jetzt strömten ihre Tränen noch umso heftiger.
    Dann sah Kahlan im Vorübergehen, dass auf der Rückseite des halbrunden Zifferblatts Worte standen:
    »Dein Leben gehört allein dir. Steh auf und lebe es.«
    Viele, die sie sahen, hatten ebendiese Worte auf den Lippen.
    Die Menge drängte unablässig weiter über die Stufen nach oben und zwang die Menschen in unmittelbarer Nähe der Statue, weiterzugehen. Männer im hinteren Teil der Menge geleiteten Schaulustige durch die Säulen und den rückwärtigen Teil des noch nicht fertig gestellten Palastes nach draußen und schufen damit Platz für andere, die nachrückten, um die Statue in Augenschein zu nehmen.
    »Ich wünschte, Benjamin könnte das sehen«, sagte Cara mit Tränen in ihren blauen Augen.
    Ein Anfall unbändigen Gelächters überwältigte Kahlan. »Gerade wollte ich sagen: ›Ich wünschte, Richard könnte das sehen.‹«
    Cara fiel in ihr Lachen ein, als sie von dem Menschenstrom fortgerissen wurden.
    Kamil ergriff Kahlans Hand. Sie sah, dass er auch Cara bei der Hand nahm.
    »Ja«, sagte er mit Nachdruck, »die hat Richard gemacht.«
    »Und wohin jetzt?«, fragte Kahlan ihn. »Wo, glaubst du, können wir ihn finden?«
    »Schätze, wir sollten uns wieder zurück zur Werkstatt des Schmieds durchschlagen. Ich hoffe doch, dass Richard dort auftauchen wird. Wenn nicht, wird Victor wissen, wo er sich befindet.«
    Kamils Worte, »Die hat Richard gemacht«, klangen ihr noch immer freudig durch den Kopf.

67. Kapitel
    Richard kletterte durch das hohe Fenster und sprang hinunter auf den Boden, wo seine Stiefel mit einem dumpfen Aufprall landeten. Er konnte kaum glauben, dass er die ganze Nacht unter einer Plane auf der Ladefläche eines Wagens geschlafen hatte; ebenso wenig wollte er glauben, dass Jori ihn nicht geweckt hatte, damit er nach Hause gehen konnte, als sie ganz in der Nähe vorbeigekommen waren. Vermutlich hatte der Mann gedacht, das sei nicht seine Aufgabe, und hatte es deshalb einfach nicht getan. Richard seufzte. Möglicherweise hatte Jori auch gar nicht gewusst, dass er hinten auf der Ladefläche lag.
    Richard klopfte sich ab. Er stand draußen vor dem Gebäude des Fuhrunternehmens, wo er gleich nach seiner Ankunft in Altur’Rang gearbeitet hatte und in dem er die ganze Nacht über eingeschlossen gewesen war. Natürlich hatte er geschlafen und es deshalb nicht bemerkt, dass Jori ihn eingeschlossen hatte.
    Richard wusste nicht wohin – nach Hause oder zum Ruhesitz. Der strahlende Sonnenaufgang ließ den Himmel orange und violett erglühen; vermutlich wäre es unsinnig, nach Hause zu gehen, er würde nur zu spät zur Arbeit kommen. Also beschloss er, dass es vernünftiger wäre, gleich dorthin zu gehen.
    Arbeit. Welche Arbeit eigentlich? Dies war der Tag der Feierlichkeiten, der Weihung. Sobald Bruder Narev die Statue zu Gesicht bekäme, würde Richard sich keine Gedanken mehr um Arbeit zu machen brauchen.
    Wenn er fortliefe und zu fliehen versuchte, würde dies, das wusste er, nur Niccis Zorn erregen, und Kahlans Leben wäre verwirkt. Über ein Jahr hatte er jetzt mit Nicci zusammen verbracht – ebenso lange, wie er mit Kahlan zusammen gewesen war –, und Nicci hatte ihm wiederholt seine Alternativen deutlich gemacht. Stets war Kahlans Leben der Preis, der das Zünglein an der Waage bildete.
    Im Grunde hatte Richard keine Wahl. Wenigstens würde er Victors Gesicht zu sehen bekommen, wenn dieser die Statue erblickte. Die Vorstellung ließ ihn schmunzeln; es war die einzige angenehme Aussicht, die der Tag bereithielt.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach würde der Tag in jenem feuchten, dunklen Loch enden, in dem er schon einmal gesessen hatte. Der Gedanke ließ ihn mitten im Schritt innehalten: Er wollte nicht noch einmal an diesen Ort zurück. Richard ertrug es nicht, eingesperrt zu sein – schon gar nicht an einem so beklemmenden

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