Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
militärischen Geheimnisse von Euch, oder?«
    Hania zögerte. Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Ihr kanntet Denna also. Kanntet ihr damals auch Richard? Als er dort war und sie ihn in ihrer Gewalt hatte? Wusstet Ihr, dass er ihr Gefangener war?«
    »Das wussten alle.«
    »Und warum?«
    »Lord Rahl – der damalige Lord Rahl…«
    »Richards Vater?«
    »Ja. Es war sein Wunsch, dass Denna ihn abrichtete, um ihn darauf vorzubereiten, ohne Zögern alle Fragen zu beantworten, die Darken Rahl ihm stellte. In dieser Hinsicht war sie die Beste von uns allen.«
    »Gut. Und jetzt erzählt mir davon. Alles, was Ihr wisst.«
    Hania holte stockend Luft. Es dauerte einen Augenblick, bevor sie weitersprach. »Ich werde ihn nicht verraten. Ich bin erfahren in den Dingen, die man mir antut. Ihr könnt mich nicht täuschen. Ich werde Lord Rahl nicht ans Messer liefern, nur um mir das hier zu ersparen. Ich habe nicht so lange durchgehalten, nur um ihn jetzt noch zu verraten.«
    »Ich verspreche Euch, nichts zu fragen, was die Gegenwart – den Krieg – betrifft, oder was ihn an Jagang verraten könnte.«
    »Wenn ich Euch nur von damals, als Denna ihn in ihrer Gewalt hatte, und nicht von jetzt, vom Krieg und wo er sich derzeit aufhält und Ähnliches mehr, erzähle, gebt Ihr mir dann Euer Wort, dass Ihr mir ein Ende machen und mich töten werdet?«
    »Ihr habt mein Wort, Hania. Ich würde niemals verlangen, dass Ihr Lord Rahl verratet – ich kenne ihn und habe vor ihm viel zu viel Respekt, als das von Euch zu fordern. Ich will ihn nur verstehen; aus ganz persönlichen Gründen. Ich war letzten Winter seine Lehrerin und habe ihn in der Anwendung seiner Gabe unterwiesen. Ich möchte ihn besser kennen lernen; ich muss ihn verstehen. Wenn mir das gelingt, dann kann ich ihm, glaube ich, helfen.«
    »Und danach helft Ihr mir?« Mit den Tränen ging ein Hoffnungsschimmer einher. »Danach werdet Ihr mich töten?«
    Diese Frau kannte kein anderes Ziel, es war das Letzte, was ihr in diesem Leben noch geblieben war: der Wunsch nach einem raschen Tod und einem Ende der Tortur.
    »Sobald Ihr mir alles darüber erzählt habt, werde ich Eurem Leiden ein Ende machen, Hania.«
    »Schwört Ihr es bei Eurer Hoffnung auf ein ewiges Leben in der Unterwelt und im Glanz des Lichts des Schöpfers?«
    Nicci spürte, wie ein beißend kaltes, schmerzhaftes Frösteln aus den Tiefen ihrer Seele nach oben stieg. Seit ihrem Aufbruch vor nahezu einhundertundsiebzig Jahren hatte sie keinen anderen Wunsch gekannt, als zu helfen, und doch konnte sie dem Schicksal ihres verruchten Wesens nicht entfliehen. Sie war die Herrin des Todes.
    Sie war eine Gefallene.
    Mit der Seite eines Fingers strich sie über Hanias zarte Wange. Die beiden Frauen blickten sich lange innig in die Augen. »Versprochen«, sagte Nicci leise. »Schnell und wirkungsvoll. Es wird das Ende Eurer Schmerzen sein.«
    Mit tränenüberströmten Augen willigte Hania kaum merklich nickend ein.

13. Kapitel
    Das Anwesen war, vermutete sie, ein imposanter Wohnsitz. Nicci war derartige Pracht nicht unbekannt, zumal sie zweifellos schon sehr viel größere Erhabenheit gesehen hatte. Nahezu ein Dreivierteljahrhundert hatte sie inmitten solcher Herrlichkeit gelebt, zwischen den imposanten Säulen und Bögen makelloser Gemächer, zwischen verschlungenen Reben aus geschnitztem Stein und Holztäfelungen, so glatt, als wären sie aus Butter, inmitten von Federbetten und seidenen Überwürfen, erlesenen Teppichen und kostbaren Wandbehängen, von Verzierungen aus Silber und Gold, im Glanz des gleißenden Gefunkels der aus bunt gefärbtem Glas gemachten und zu heroischen Szenen zusammengestellten Fenster. Die Schwestern dort hatten Nicci ihr strahlendes Lächeln gezeigt und ihr geistreiche Unterhaltung geboten.
    Verschwendungssucht bedeutete ihr nicht mehr als der Schotter der Straße, als die kalten, feuchten, auf unebenem Boden ausgebreiteten Laken, die im Schlamm zwischen schmierigen Rinnsteinen, im Kot enger Gassen angelegten Nachtlager mit nichts als dem nackten Himmel über dem Kopf. Die zusammengekauerten Menschen dort hatten nie ein Lächeln für sie übrig, sondern starrten aus eingesunkenen Augen zu ihr hoch wie Tauben, die gurrend um ein Almosen bitten.
    Ein Teil ihres Lebens hatte sie in Prunk und Herrlichkeit verbracht, einen anderen inmitten von Schmutz und Unrat. Manche Menschen waren dazu verdammt, ihr Leben an diesem, andere, es an jenem Ort zu verbringen; sie hatte beides mitgemacht.
    Nicci

Weitere Kostenlose Bücher