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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Vor allem interessiert mich der Mutterbann.«
    Nach allem, was Nicci über ihn wusste, war dieser Bann mit dem merkwürdigen Namen genau das, was sie brauchte. Er besaß zudem den Vorteil, dass er, einmal ausgesprochen, nicht mehr zurückgenommen werden konnte.
    Schwester Lidmila richtete sich auf und legte abermals die Finger an die Unterlippe. Ein Anflug von Besorgnis huschte über ihr Gesicht.
    »Du liebe Güte. Diesen also, ja? Nun, ich könnte ihn Euch beibringen. Ihr habt das nötige Talent – was nur für wenige zutrifft. Keiner anderen als Euch traue ich zu, etwas Derartiges zum Leben zu erwecken; dazu ist eine enorme Kraft der Gabe erforderlich, aber die besitzt Ihr. Sofern Ihr Euch über den damit verbundenen Preis im Klaren und bereit seid, ihn zu zahlen, könnte ich Euch darin unterrichten.«
    Nicci nickte. »Ich werde also kommen, sobald ich kann.«
    Die alte Schwester setzte gemächlich ihren Weg durch den Korridor fort, in Gedanken bereits bei ihrem Unterricht.
    Nachdem sie gewartet hatte, bis die betagte Schwester hinter der Ecke verschwunden war, betrat Nicci einen stillen, von unzähligen Kerzen und Lampen erhellten Raum. Die hohe Decke war mit einem gemalten Eichenlaubmuster abgesetzt. Überall standen luxuriöse Sofas und in gedämpften Brauntönen gepolsterte Sessel auf tiefen, in kräftigen Gelb-, Orange- und Rottönen gehaltenen Teppichen, die ihnen das Aussehen eines herbstlichen Waldbodens verliehen. Die schweren Vorhänge vor der breiten Fensterfront waren zugezogen. Zwei auf einem Sofa sitzende Schwestern sprangen auf.
    »Schwester Nicci!«, schrie eine von ihnen geradezu vor Erleichterung.
    Die andere lief zur Doppeltür auf der anderen Seite des Zimmers und öffnete, offenkundig auf Anweisung, eine von ihnen, ohne vorher anzuklopfen. Sie steckte den Kopf in das dahinter liegende Zimmer und sagte etwas mit leiser Stimme, das Nicci nicht verstand.
    Die Schwester schreckte zurück, als Jagang aus dem Geheimzimmer heraus brüllte: »Verschwindet! Alle miteinander! Alle anderen raus!« Zwei weitere junge Schwestern, ohne Zweifel Leibdienerinnen des Kaisers, stürzten aus dem Zimmer. Nicci musste beiseite treten, als alle vier mit der Gabe gesegneten Frauen auf die aus dem Gemach herausführende Tür zuhielten. Ein in einer Ecke sitzender junger Mann, den Nicci nicht bemerkt hatte, schloss sich ihnen an. Keiner würdigte Nicci auch nur eines Blickes, während sie sich beeilten, ihren Befehlen nachzukommen. Das war die erste Lektion, die man als Sklave in Jagangs Diensten lernte: Wenn er etwas von einem verlangte, dann wollte er, dass man es sofort erledigte. Kaum etwas erzürnte ihn mehr als Trödelei.
    An der Tür des Geheimzimmers kam Nicci eine den anderen dicht auf dem Fuße folgende Frau entgegen. Sie war jung und wunderschön mit ihrem dunklen Haar und ebensolchen Augen, wahrscheinlich eine Gefangene, die man irgendwo auf dem langen Marsch aufgegriffen hatte und die zweifellos Jagangs Vergnügen diente. In ihren Augen spiegelte sich eine Welt, die den Verstand verloren hatte.
    Das war der unvermeidliche Preis, wenn die Welt wieder in einen Zustand der Ordnung versetzt werden sollte. Große Anführer waren bereits ihrem Wesen nach mit charakterlichen Fehlern behaftet, in denen sie selbst nur unbedeutende Unzulänglichkeiten sahen. Die umfassenden Wohltaten, die Jagang den armen, Not leidenden Massen zukommen ließ, wogen seine kruden Akte der persönlichen Befriedigung und die vergleichsweise bescheidenen Verwüstungen, die er anrichtete, bei weitem auf. Oft wurde Nicci Opfer seiner Übergriffe. Es war ein Preis, den es sich, in Anbetracht der Hilfe, die den Hilflosen schließlich zuteil werden würde, zu zahlen lohnte; nur das durfte in ihren Überlegungen eine Rolle spielen.
    Die Außentür schloss sich, und schließlich waren Nicci und der Kaiser allein in dem Gemach. Sie stand aufrecht, den Kopf erhoben, die Arme an den Seiten, und genoss die Stille dieses Ortes. Pracht bedeutete ihr wenig, Stille dagegen war ein Luxus, den sie schätzen gelernt hatte, selbst wenn das eigensüchtig war. In den Zelten herrschte stets der Lärm der sich dicht um sie drängenden Truppen, hier dagegen war es still. Sich flüchtig im geräumigen und reich verzierten Vorzimmer umsehend, stellte sie Betrachtungen darüber an, ob Jagang Geschmack an Orten wie diesem gefunden haben könnte. Vielleicht suchte er auch einfach nur die Stille.
    Sie wandte sich wieder zum Geheimzimmer um. Er stand unmittelbar

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