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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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langte nach dem Silbergriff an einer der beiden reich verzierten Doppeltüren, die von zwei stämmigen, vermutlich bei den Schweinen im Stall aufgewachsenen Soldaten flankiert wurden, und merkte, dass ihre Hand blutverschmiert war. Sie drehte sich um und wischte sie wie selbstverständlich an der verdreckten, blutbefleckten Fellweste ab, die einer der beiden Männer trug. Die Bizepse seiner verschränkten Arme waren fast so dick wie ihre Taille. Als sie ihre Hand an ihm säuberte, machte er trotz seiner finsteren Miene keinerlei Anstalten, sie daran zu hindern. Schließlich machte sie ihn nicht schmutziger, als er ohnehin schon war.
    Hania hatte ihren Teil der Abmachung eingehalten. Nicci griff nur selten auf den Gebrauch von Waffen zurück; gewöhnlich benutzte sie ihre Gabe. Aber in diesem Fall hätte das natürlich ein Fehler sein können. Als sie ihr das Messer an die Kehle hielt, hatte Hania sich mit schwacher Stimme dafür bedankt, was Nicci zu tun im Begriff war. Zum ersten Mal hatte sich ein Mensch bei Nicci bedankt, bevor sie ihn tötete. Überhaupt geschah es nur selten, dass jemand Nicci für ihre Hilfe dankte. Sie war dazu befähigt, die anderen nicht; es war ihre Pflicht, ihnen in ihrem Elend beizustehen.
    Als sie ihre Hand so gut es ging an dem stummen Wachtposten abgewischt hatte, bedachte sie sein düster funkelndes Gesicht mit einem knappen, unverbindlichen Lächeln und trat durch die Tür in eine elegante Eingangshalle. Eine Reihe hoher, die eine Wand des Saales säumender Fenster war mit weizenfarbenen Wandbehängen verziert. In der Nähe ihrer mit Troddeln besetzten Ränder funkelten die Wandbehänge im Schein der Lampen, als wären sie mit Gold durchwirkt. Ein spätsommerlicher Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, durch die man draußen nichts als Dunkelheit erkennen konnte, während sich das Geschehen drinnen in ihnen spiegelte. Die hellen Wollteppiche, verziert mit Blumen, denen man mit unterschiedlich langem Garn und großer Sorgfalt eine räumliche Wirkung verliehen hatte, waren übersät mit schlammigen Fußspuren.
    Kundschafter gingen ein und aus, ebenso wie Boten und Soldaten, die einigen der Offiziere ihre Berichte aushändigten. Andere Offiziere blafften Befehle. Soldaten mit eingerollten Karten in den Händen eilten ein paar höherrangigen Offizieren hinterher, während diese in dem stickigen Raum ziellos auf und ab liefen.
    Eine dieser Karten lag ausgebreitet über einem schmalen Tisch, den silbernen Kandelaber des Tisches hatte man auf den Fußboden hinter dem Tisch beiseite gestellt. Als Nicci an dem Tisch vorüberkam, warf sie einen Blick darauf und sah, dass viele jener Einzelheiten fehlten, die auf der von dem D’Haranischen Boten gezeichneten Karte so sorgfältig vermerkt waren. Die über den Tisch gebreitete Karte wies in dem nach Nordwesten hin gelegenen Gebiet nur ein paar dunkle Flecken von verschüttetem Bier auf; die Karte aber, die sich in Niccis Gedächtnis eingebrannt hatte, zeigte an dieser Stelle Gebirgszüge, Flüsse, hoch gelegene Pässe und Gebirgsbäche – und einen Punkt, der Richards Aufenthaltsort markierte, den seiner Gemahlin, der Mutter Konfessor sowie der Mord-Sith.
    Offiziere unterhielten sich – einige im Stehen, einige halb auf den Marmortischen mit Eisenfüßen sitzend, wieder andere sich in den gepolsterten Ledersesseln räkelnd – und bedienten sich mit Delikatessen von den silbernen Tabletts, die ihnen schwitzende Diener mit zitternden Händen reichten. Andere schütteten Bier aus Zinnkrügen in sich hinein, wieder andere tranken Wein aus zierlichen Gläsern, und alle taten so, als seien sie mit diesem Prunk bestens vertraut, obgleich sie allesamt so fehl am Platz wirkten wie widerliches Ungeziefer bei einer eleganten Teegesellschaft.
    Eine ältere Frau, Schwester Lidmila, die, offenbar um unbemerkt zu bleiben, in den Schatten neben den Wandbehängen kauerte, richtete sich ruckartig auf, als sie Nicci durch den Saal schreiten sah, trat aus den Schatten hervor und hielt kurz inne, um ihre schäbigen Röcke glatt zu streichen, eine Betätigung, die keinesfalls zu einer erkennbaren Verbesserung führte. Schwester Lidmila hatte Nicci einst anvertraut, in jungen Jahren Gelerntes lasse einen nie im Stich und bleibe einem oftmals besser in Erinnerung als die Mahlzeit vom Abend zuvor. Gerüchteweise wurde behauptet, die alte Schwester, erfahren in geheimnisvollen Zaubern, wie sie nur den mächtigsten Hexenmeisterinnen bekannt waren, könne sich an

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