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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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Du musst das nicht tun. Du hast auch so genug um die Ohren.»
    «Ich schaffe das.» Wieder sah sie ihn nicht an.
    Sein Gewissen schlug Alarm, doch er ignorierte es. «Okay. Dann mal los.»
    Sie gingen auf das Haus zu. Das Polizeiaufgebot war enorm. Brigit und Miguel hatten ganze Arbeit geleistet. Das Gelände war großräumig abgesperrt, Streifenbeamte nahmen die Personalien der Schaulustigen auf. Jemand filmte.
    An der Tür kam Birgit auf sie zu. Sie war blass, ihr Mund eine kaum sichtbare dünne Linie. «Ich fürchte, wir haben uns von dem Kerl überrumpeln lassen», sagte sie zerknirscht.
    «Das hätte niemand ahnen können», gab Stadler zurück.
    «Das meine ich nicht.» Birgit senkte den Blick. «Wir haben ihn gesehen, er ist völlig unbehelligt an uns vorbeispaziert.»
    «Was?» Stadler riss ungläubig die Augen auf.
    Birgit hob den Kopf und sah ihn an. «Er war als alter Mann verkleidet und hat uns erzählt, dass der Aufzug kaputt gewesen sei, nun aber wieder funktioniere. Er hat nach Spiritus gestunken, vermutlich hat er sich damit das Blut von den Händen gewischt. Wir haben uns so dämlich angestellt!» Sie schlug sich vor die Stirn.
    Stadler verstand noch immer nicht, was sie meinte. «Wieso glaubst du, dass er der Killer war?»
    «Niemand im Haus kennt eine Person, auf die die Beschreibung des alten Mannes passt. Außerdem gibt es nur einen Grund, weshalb er hätte wissen können, dass der Aufzug plötzlich wieder funktioniert. Nämlich weil er selbst dafür gesorgt hat. Ich nehme an, er hat den Aufzug angehalten, um die Leiche dort zu deponieren, und ist dann ganz fröhlich die Treppe runter und aus dem Haus marschiert. Und wir Idioten haben nichts geschnallt.»
    «Was ist mit dem Zeugen, der das Phantombild erkannt haben will? Wohnt ein Mann dieses Namens in dem Haus?»
    Birgit lächelte dünn. «Ein Frührentner im Rollstuhl, der nicht einmal einen Fernseher besitzt. Er hatte keine Ahnung, wovon wir reden.»
    «Verstehe.» Stadler ballte die Fäuste. Ein Mörder, der die Polizei lächerlich machte, war eine Katastrophe. Hoffentlich bekam die Presse keinen Wind davon, wie der Ripper sie ausgetrickst hatte! Er drehte sich zu Liz um. «Können wir?»
    «Jederzeit.»
    Wieder beschlich Stadler ein ungutes Gefühl, und wieder setzte er sich darüber hinweg.
    Sie betraten den Hausflur, wo die KTU bereits dabei war, die Spuren zu sichern. Nach wenigen Schritten standen sie vor dem Aufzug, dessen Türen offen standen. Ein Schlüssel steckte im Schaltfeld, um zu verhindern, dass das Gefährt sich unvermittelt in Bewegung setzte. Das Opfer lag auf dem blutgetränkten Boden. Unzählige Stiche in Brust und Bauch entstellten die tote Frau, die außer einem BH und schwarzen Stiefeln keine Kleidung trug. Ihr Unterleib war aufgeschlitzt, die Gedärme quollen heraus. Sie lag auf dem Rücken, ihre Beine waren gespreizt und wegen der Enge des Aufzugs angewinkelt, sodass sie die Position einer Gebärenden einnahm. Zwischen ihren Beinen steckte der Kopf einer Puppe, der Rest des Plastikkörpers verschwand in ihrem Unterleib. Der Menge Blut nach zu urteilen, das an den Innenseiten ihrer Oberschenkel haftete, hatte der Mörder ihr das Spielzeug bei lebendigem Leib in die Vagina gerammt.
    Stadlers Blick glitt an der Aufzugwand hoch. Dort, wo die Spritzer spärlicher wurden, hatte der Täter mit Blut ein Wort hingeschmiert. Und nun verstand Stadler auch, was Miguel vorhin am Telefon mit seiner Anspielung auf den Hollywood-Film gemeint hatte. Das Wort lautete
touchable
.
    Verwundbar.
    Ein Filmliebhaber also, dachte Stadler zynisch. Und zwar einer, der sich selbst für unverwundbar hielt. Einer, der glaubte, mit der Polizei spielen zu können. Stadler ballte die Fäuste.
    Obwohl sein Magen heftig protestierte, zwang er sich, genau hinzusehen. Er musste jedes Detail in sich aufnehmen. Dieser Tatort erzählte ihm alles über den Täter, alles, was er wissen musste. Er musste es nur verstehen.
    Langsam glitten Stadlers Augen über jede Kleinigkeit der grausamen Inszenierung. Erst als Birgit aufschrie und zupackte, merkte er, dass Liz neben ihm ohnmächtig zusammengesunken war.

Sonntag, 3. November, 13:43 Uhr
    Licht. Überall war Licht. Liz hielt sich schützend die Hände vor das Gesicht, doch das Licht rann zwischen ihren Fingern hindurch und brannte sich in ihre Netzhaut ein. Sie schrie vor Schmerz. «Weg! Lass mich in Ruhe! Geh weg!»
    Wie durch ein Wunder wurde das Licht schwächer.
    Eine Stimme rief ihren Namen. Sie kam von

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