Schwesterlein, komm stirb mit mir
könnte?»
«Du glaubst, sie hat die Wagenhalter auf eigene Faust überprüft? Ist das üblich?»
«Nein», antwortete er knapp.
Liz sah Stadler von der Seite an. Hinter der Sache steckte mehr, doch offenbar wollte er nicht darüber reden. Linda Franke musste die Kollegin sein, die er letzte Woche erwähnt hatte. Ihr fiel etwas anderes ein. «Hast du vorhin nicht angeordnet, dass alle Immobilien auf der Liste, die Rossberg dir gegeben hat, ausgespäht werden sollen? Dann könnten doch andere Kollegen mit dem Wagen hergekommen sein.»
Stadler schüttelte den Kopf. «Das Haus in Meerbusch war nicht darunter, weil es verkauft wurde. Hier habe ich nur den Streifenwagen hinbestellt.»
Stadler parkte hinter dem Ford, gab das Kennzeichen durch und erhielt kurz darauf die Bestätigung, dass es sich um einen Dienstwagen handelte. Sofort forderte er Verstärkung an.
Er wandte sich an Liz. «Du bleibst auf jeden Fall im Wagen. Verstanden?»
«Musst du nicht auf den Beschluss warten?», fragte sie.
Stadler warf einen grimmigen Blick auf das Auto vor ihnen. «Nicht in diesem Fall.»
Liz tat es ihm gleich. «Verstehe.»
Er stieg aus und ging in Begleitung der beiden Streifenbeamten auf das Grundstück zu. Das Tor stand offen, schon bald waren die drei hinter der Mauer nicht mehr zu sehen. Nachdenklich musterte Liz den Ford, der vor ihr auf der Straße stand. Was hatte Stadler ihr nicht über diese Linda erzählen wollen? Warum hatten seine Kollegen nicht nach ihr gesucht, wenn der Verdacht bestand, dass mit ihrem Sonderurlaub etwas nicht stimmte?
Das Auto war schmutzig, so als wäre jemand damit über einen schlammigen Untergrund gefahren. Liz blickte die Straße auf und ab. Müsste ein solches Auto in dieser Gegend nicht auffallen wie eine Krähe in einem Schwarm Paradiesvögel? Würde nicht einer der Anwohner die Polizei benachrichtigen, wenn ein total verdreckter fremder Wagen über eine Woche hier stand?
Liz kniff die Augen zusammen. Am Rand des Kofferraums war etwas Weißes zu sehen. Vogeldreck? Nein, ein Stück Stoff vielleicht. Liz reckte den Hals, doch sie konnte nichts Genaues erkennen. Zögernd löste sie den Gurt. Sie blickte zu dem Grundstück, wo die drei Männer verschwunden waren. Nichts.
Vorsichtig öffnete Liz die Wagentür und stieg aus. Stadler konnte ihr wohl kaum verbieten, sich ein bisschen die Beine zu vertreten. Langsam ging sie um den Ford herum. Im Innenraum war nichts Auffälliges zu entdecken. Sie bückte sich, und betrachtete die Unterseite des Wagens. Auch hier fiel ihr außer den Schlammspritzern nichts auf. Der Untergrund war feucht, genau wie der übrige Straßenbelag. Kein Wunder, noch am Vormittag hatte es heftig geregnet. Aber müsste es unter dem Wagen nicht trocken sein, wenn er hier schon seit Tagen stand?
Liz stockte der Atem. Sie ging zurück zum Heck und betrachtete den weißen Fleck, den sie vom Auto aus gesehen hatte. Es war tatsächlich ein Stück Stoff, das aus dem Kofferraumdeckel hervorlugte.
Liz blickte sich zögernd in alle Richtungen um. Von Stadler und seinen Kollegen war noch immer nichts zu sehen, auch die Verstärkung ließ auf sich warten. Behutsam wickelte sie ihren Jackenärmel um die Hand, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und versuchte, den Kofferraum zu öffnen.
Wider Erwarten sprang der Deckel sofort auf.
Erschrocken zuckte Liz zurück. Der Gestank, der ihr entgegenschlug, war widerwärtig. Schweiß, Urin und noch etwas, das sie nicht identifizieren konnte. Sie hielt sich die Hand vor die Nase und spähte ins Innere, darauf gefasst, die Leiche der Polizistin im Licht der Kofferraumbeleuchtung zu entdecken.
Liz schrie auf, als sie tatsächlich eine Frau erblickte, geknebelt, an Armen und Beinen gefesselt, und mit weit aufgerissenen Augen. Doch im nächsten Augenblick stieß sie erleichtert Luft aus. Die Frau blinzelte.
Hastig machte Liz sich daran, zuerst den Knebel und dann die Fesseln zu lösen. Die Frau wimmerte leise. Liz rannte zurück zu dem anderen Dienstwagen, um ihr Handy aus der Handtasche zu holen, als sie Stadler und die Streifenbeamten zurückkommen sah. Offenbar hatten die Polizisten sie schreien gehört.
«Hierher!», rief Liz. «Sie ist hier. Sie lebt!»
Stadler hatte bereits sein Telefon am Ohr. Als er ankam, beendete er das Gespräch. «Linda!»
Liz sah, dass seine Augen feucht waren. Die Frau schien ihm nicht gleichgültig zu sein. Deshalb hatte er nicht über sie reden wollen.
«Linda, ich bin so froh …» Er beugte
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