Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
Vom Netzwerk:
heißen Getränke. «Hat einer der Neusser Kollegen organisiert.»
    «Danke.» Sie umfasste den Becher mit beiden Händen und nahm einen Schluck.
    Stadler betrachtete Liz. Sie wirkte ruhiger als noch vor einer halben Stunde, beinahe zufrieden. «Tut mir leid, dass das alles so lange dauert. Gleich können wir los.»
    Sie warteten auf den Abschleppwagen, der den schwarzen Cayenne abholen sollte. Das Fahrzeug stand in der Garage. Es wies erhebliche Unfallspuren auf. Stadler war sicher, dass Ruben Keller mit diesem Wagen totgefahren worden war.
    «Ich habe es nicht eilig», antwortete Liz.
    Stadler zog erstaunt die Augenbrauen hoch. «Das wirkte vorhin noch ganz anders.»
    «Da wusste ich noch nicht, was ich jetzt weiß. Jan Schneider ist weniger abgebrüht, als ich dachte. Ich halte es sogar für möglich, dass seine Taten eine Art Hilferuf sind.»
    «Ein Hilferuf?»
    «Na ja. Das ist vermutlich übertrieben.»
    Stadler begriff. «Er hat Linda am Leben gelassen. Meinst du das?»
    «Ja.»
    Stadler nahm einen Schluck Kaffee. «Ich kann das nicht so positiv sehen, auch wenn ich heilfroh bin, dass er Linda verschont hat. Immerhin hat er mindestens drei andere Menschen getötet.»
    «Ich weiß ja auch nicht …» Liz fuhr sich durch die roten Locken. «Es ist nur so ein Gefühl.»
    Stadlers Handy klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und meldete sich. «Ja, Miguel, was gibt es?» Bestimmt konnte sein Kollege mit Neuigkeiten von der Befragung des Zeugen aufwarten, der das Phantombild erkannt haben wollte. Wäre zu schön, wenn sie zu dem Gesicht des mutmaßlichen Rippers einen Namen hätten. Das wäre der zweite Ermittlungserfolg innerhalb von einer Stunde.
    Doch Miguel raubte Stadler seine Illusionen mit zwei kurzen Sätzen. «Du musst sofort herkommen, Georg. Das hier ist die Hölle.»
    «Was soll das heißen?»
    «Unser Serienkiller hat wieder zugeschlagen.»
    Stadler erstarrte. «Scheiße. Der Zeuge?»
    «Der Anruf kam wahrscheinlich vom Ripper höchstpersönlich. Er wollte uns an den Tatort locken.»
    Stadler schloss kurz die Augen. «Und das Opfer?»
    «Wieder eine Frau. Eindeutig die Handschrift unseres Killers. Multiple Stichwunden und ein aufgeschlitzter Unterleib. Auch eine Puppe ist wieder dabei. Ich habe alles in die Wege geleitet, KTU , Rechtsmedizin, Befragungsteams – die Maschinerie läuft. Aber den Tatort musst du unbedingt mit eigenen Augen sehen.»
    Stadler schwirrte der Kopf. Liz hatte recht behalten. Der Serienmörder spielte mit ihnen. Diesmal hatte er sie sogar unter einem falschen Vorwand an den Tatort gelockt. Dieser dreckige Bastard! Stadler ließ sich von Miguel die Adresse durchgeben und tippte sie ins Navi ein. «Sonst noch etwas?»
    «Kennst du den Film
Die Unbestechlichen
?», fragte Miguel zurück.
    «Ja, verdammt. Was soll das?»
    «Das verstehst du, wenn du sie siehst.»
    Stadler stopfte das Handy zurück in die Tasche, warf den leeren Kaffeebecher auf die Rückbank und wendete den Wagen.
    «Was ist los?» Liz sah ihn beunruhigt an.
    Stadler hatte für einen Moment vollkommen vergessen, dass sie neben ihm saß und dringend in die sichere Wohnung gebracht werden musste. Doch jetzt gab es andere Prioritäten. Er ließ das Seitenfenster herunter, griff nach dem Blaulicht und knallte es aufs Wagendach.
    «Unser Serienmörder hat wieder zugeschlagen», rief er über den Lärm hinweg.
    «Oh, nein!»
    Stadler warf Liz einen raschen Blick zu, bevor er sich auf die Straße konzentrierte. Die Sirene machte einen Höllenlärm, trotzdem musste er mit ihr reden. «Ich hätte dich gern dabei», schrie er. «Meinst du, du fühlst dich der Sache gewachsen?»
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass sie wortlos nickte.
    «Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst.»
    «Ich will aber.»
    Er verstand sie kaum, weil sie ihn nicht einmal ansah, während sie antwortete. Erleichtert fuhr er weiter. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie gerade erst ihre Mutter auf ähnliche Weise verloren hatte. Doch er brauchte sie. Sie kannte jedes Detail des Falls. Ohne ihre Hilfe müsste er das LKA einschalten. Doch bis das Team der OFA sich in die Mordserie eingearbeitet hatte, würden Tage vergehen. So viel Zeit hatten sie nicht.
    Sie schwiegen, bis Stadler vor dem Hochhaus in Garath eine Vollbremsung machte. Er stieg aus, eilte auf die Absperrung zu und hielt seinen Dienstausweis hoch. Liz war dicht hinter ihm. Er drehte sich zu ihr um. «Letzte Chance», sagte er. «Der Tatort muss wirklich schlimm aussehen.

Weitere Kostenlose Bücher