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Schwesterlein, komm stirb mit mir

Schwesterlein, komm stirb mit mir

Titel: Schwesterlein, komm stirb mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Sander
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erneut den Blick des Mannes auf, der sich Boy nannte. Diesmal wandte er sich nicht ab, sondern taxierte sie ungeniert. Mit einem Mal fragte sie sich, ob es wohl Männer gab, die sich solchen Gruppen anschlossen, um Frauen kennenzulernen. Frauen, die leichte Beute waren, weil sie schon einmal verletzt worden waren.

26. März 1996
    Neuer Verdächtiger im Fall des JVA -Brands
Feuer wurde nicht von «Mädchenwürger» gelegt
     
    Bonn. Gestern gab die Kripo erste Ermittlungsergebnisse zum Brand in der JVA  Siegburg bekannt. Demnach legte nicht, wie bisher angenommen, der sogenannte «Mädchenwürger» Hendrik Vermeeren das Feuer, sondern sein Mithäftling Jan S.
    Der Verdächtige saß eine Jugendstrafe wegen Trickbetrügerei und Raubes ab und sollte kommenden Monat entlassen werden. Warum er das Feuer legte, ist noch nicht geklärt. Ebenfalls unklar ist, ob Jan S. möglicherweise auch für den Tod von Hendrik Vermeeren verantwortlich ist.

Dienstag, 22. Oktober, 20:10 Uhr
    Deborah Arendt steckte sich einen Bissen Lasagne in den Mund und kaute genüsslich. «Die ist echt grandios», schwärmte sie. «Ein Gedicht.» Ihr Blick fiel auf Liz’ Teller. «Hey, was ist denn mit dir? Du hast ja kaum was angerührt. Schmeckt es dir nicht? Komm, iss! Du bist sowieso viel zu dünn.»
    Liz verzog das Gesicht. «Ich hab keinen Appetit. Aber lass dich davon nicht abhalten.»
    «Keinen Appetit!», meinte Deborah kauend. «So ein Unsinn! Was ist los? Hat es etwas mit deinem Kommissar zu tun?»
    Liz zuckte unwillig mit den Schultern. «Ja und nein. Wir haben uns gestern Abend – gestritten.»
    «Gestritten? Ihr kennt euch doch kaum!» Deborah schluckte und stopfte gleich den nächsten Bissen in den Mund.
    «Eben!», sagte Liz. «Er – er ist mir zu nahe getreten. Zu privat geworden.»
    «Aha.» Es war Deborah anzusehen, dass sie keine Ahnung hatte, wovon Liz sprach. Wie sollte sie auch? «Wie darf ich das verstehen? Hat er dich blöd angemacht? Den Macho raushängen lassen?»
    «Nein, er hat mich nicht angebaggert. Zumindest glaube ich das nicht.»
    «Du
glaubst
es nicht?» Deborah schien so geschockt, dass sie sogar vergaß zu essen. «Eine Frau merkt doch wohl, wenn ein Mann was von ihr will, oder?»
    «Ich denke schon. Jedenfalls ging es nicht darum. Er meinte, er könne mich zu meinem Privatleben ausfragen. Und das mag ich nicht.» Liz merkte, wie fadenscheinig ihre Erklärung klang, doch sie konnte Deborah nicht sagen, um was es tatsächlich ging. «Ich will nicht darüber reden, okay?»
    «Gut.» Deborah füllte ihre Gabel mit Lasagne und schob sie in den Mund. Eine Weile kaute sie schweigend. Als sie den Bissen hinuntergeschluckt hatte, fragte sie: «Wann hattest du zum letzten Mal richtig guten Sex?»
    «Deb!»
    «Eine legitime Frage, oder?» Sie wischte sich mit der Serviette den Mund ab. «Ich übrigens gestern Nacht.» Sie überlegte. «Na ja, er war okay, wenn ich ehrlich bin.»
    «Mit Michael Flatley?»
    «Yep.»
    «Du lässt echt nichts aus, oder?»
    «Warum sollte ich? Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Sonst ist es eines Tages zu spät. Das Leben ist verdammt kurz, manchmal kürzer, als wir denken. Das solltest du am allerbesten wissen.»
    Liz starrte sie entsetzt an. «Wie meinst du das?»
    «Na, du beschäftigst dich doch mit diesen irren Killern. Du weißt, wie leicht es einen erwischen kann.» Sie schauderte. «Da habe ich lieber meinen Spaß, solange es noch geht.»
    Liz sah sie mit einer Mischung aus Befremden und Bewunderung an. «Ich bin nicht so wie du.»
    Deborah grinste. «Ist mir klar. Aber ein bisschen Spaß brauchst sogar du. Also lass dich anbaggern von diesem Bullen und genieß es.»
    Liz schüttelte sprachlos den Kopf.
    Deborah winkte dem Kellner und bestellte eine zweite Flasche Wein, dann sah sie Liz ernst an. «Da ist noch etwas anderes, nicht wahr?»
    Liz schaute auf ihren halbvollen Teller. Der Fisch war inzwischen vermutlich kalt, bei dem Gedanken, einen Bissen davon zu nehmen, musste sie beinahe würgen. «Jemand, den ich kenne, hatte vorgestern einen Unfall.»
    «Ach herrje, so schlimm?»
    «Er ist tot.»
    «Tot?»
    Der Kellner brachte gerade den Wein und war sichtlich irritiert, als er Deborahs Ausruf mitbekam. Er schenkte ein und verdrückte sich wortlos.
    «Warum hast du mir nicht früher davon erzählt?» Deborah flüsterte jetzt. «Ich hatte ja keine Ahnung.»
    «Ich doch auch nicht», erwiderte Liz. «Ich habe es heute Vormittag erfahren. Es war niemand, den ich näher

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