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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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verließ die Wohnung mit Stratton. «Ich gehe zum Polizeirevier, um eine Vermißtenanzeige aufzugeben», sagte sie zu ihm.
    «Das ist ganz richtig», sagte er. «Ich sorge dafür, daß Bertolini das Collier sofort bekommt, und wenn wir in einer Woche noch nichts von Erin gehört haben, setze ich mich wegen der Brillanten mit der Versicherungsgesellschaft in Verbindung.»
    Es war Punkt zwölf Uhr mittags, als Darcy das Sechste Polizeirevier in der Charles Street betrat. Da sie darauf beharrte, etwas sei ganz und gar nicht in Ordnung, kam ein Inspektor heraus, um mit ihr zu sprechen. Ein großgewachsener Schwarzer Mitte Vierzig mit militärischer Haltung, der sich ihr als Dean Thompson vorstellte und teilnehmend zuhörte, als sie ihm ihre Befürchtungen mitteilte.
    «Wir können wirklich keine Vermißtenanzeige für eine erwachsene Frau aufnehmen, nur, weil ein oder zwei Tage lang niemand von ihr gehört hat», erklärte er. «Das verstößt gegen das Recht auf Bewegungsfreiheit. Aber wenn Sie mir eine Beschreibung von ihr geben, werde ich sie mit den eingegangenen Unfallprotokollen vergleichen.»
    Voller Besorgnis gab Darcy ihm die Informationen: einssiebenundsechzig groß, vierundfünfzig Kilo schwer, kastanienbraunes Haar, blaue Augen, achtundzwanzig Jahre alt. «Warten Sie, ich habe ein Foto von ihr in der Brieftasche.»
    Thompson betrachtete es und gab es ihr dann zurück.
    «Eine sehr attraktive Frau.» Er gab ihr seine Karte und bat sie um ihre. «Wir bleiben in Verbindung.»
    Susan Frawley Fox umarmte die fünfjährige Trish und führte das widerstrebende kleine Mädchen zu dem wartenden Schulbus, der sie für den Nachmittag in den Kindergarten bringen würde. Trishs jammervoller Gesichtsausdruck ließ erkennen, daß sie gleich in Tränen ausbrechen würde. Das Baby, das Susan fest unter dem anderen Arm hielt, griff nach unten und zog Trish an den Haaren. Das war der benötigte Vorwand. Trish begann zu heulen.
    Susan biß sich auf die Lippen, hin und her gerissen zwischen Ärger und Mitgefühl. «Er hat dir nicht weh getan, und du wirst nicht zu Hause bleiben.»
    Die Busfahrerin, eine matronenhafte Frau mit warmherzigem Lächeln, sagte einladend: «Komm nur, Trish. Du darfst dich ganz vorn neben mich setzen.»
    Susan winkte lebhaft und seufzte erleichtert, als der Bus abfuhr. Sie verschob das Gewicht des Babys auf ihrer Hüfte und eilte von der Straßenecke zurück in ihr verwinkeltes Haus aus Ziegeln und weißem Verputz. Noch immer lag Schnee an schattigen Stellen des Rasens. Die Bäume wirkten öde und blutleer vor dem grauen Himmel. In ein paar Monaten würde das Grundstück von üppig blühenden Hecken umgeben sein, und die Weiden würden dichtes Laub tragen. Schon als Kind hatte Susan darauf geachtet, wann die Weiden die ersten Anzeichen von Frühling zeigten.
    Sie stieß die Seitentür auf, wärmte eine Flasche für das Baby, brachte es in sein Zimmer, wickelte es und legte es zum Schlafen hin. Ihre ruhige Zeit hatte begonnen: anderthalb Stunden, bis der Kleine wieder aufwachte. Sie wußte, daß sie einen Haufen Arbeit vor sich hatte. Die Betten waren noch nicht gemacht. Die Küche war ein Chaos. Heute morgen hatte Trish unbedingt Törtchen backen wollen, und noch immer klebte übergelaufener Teig auf dem Tisch.
    Susan betrachtete die Backform auf der Anrichte und lächelte ein wenig. Die Törtchen sahen köstlich aus. Wenn Trish sich nur wegen des Kindergartens nicht so anstellen würde. Es ist fast März, dachte Susan besorgt. Wie soll das werden, wenn sie in die erste Klasse kommt und den ganzen Tag von zu Hause fort sein muß?
    Doug gab Susan die Schuld dafür, daß Trish so ungern in den Kindergarten ging. «Wenn du selbst öfter ausgehen würdest, zum Mittagessen in den Club oder als freiwillige Mitarbeiterin bei irgendeinem Komitee, dann wäre Trish daran gewöhnt, von anderen Leuten betreut zu werden.»
    Susan setzte den Kessel auf, wischte den Tisch sauber und machte sich ein gegrilltes Sandwich mit Käse und Schinken. Es gibt einen Gott, dachte sie dankbar, während sie die wohltuende Stille genoß.
    Bei einer zweiten Tasse Tee gestattete sie sich, die Wut zuzulassen, die in ihr brannte. Doug war letzte Nacht wieder nicht nach Hause gekommen. Wenn er noch spät eine Konferenz hatte, pflegte er in der Firmensuite im «Gateway-Hotel» in der Nähe seines Büros im World Trade Center zu übernachten. Er wurde wütend, wenn sie ihn dort anrief. «Zum Donner, Susan, außer bei welterschütternden

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