Schwesterlein, komm tanz mit mir
daß sich in seinen Achselhöhlen Schweiß bildete. Er mußte diesen Coup landen. Er tippte auf seine Brusttasche. Die Quittungen, die Erin ihm für die Bertolini-Juwelen gegeben hatte, als er sie ihr letzte Woche brachte, waren in seiner Brieftasche. Darcy Scott hatte sich intelligent angehört. Er durfte nicht den leisesten Argwohn erwecken.
Der neugierige Hausmeister mußte ihn erwartet haben.
Er war in der Halle, als Stratton ankam. Offensichtlich erkannte er ihn. «Ich bringe Sie nach oben», sagte er. «Ich soll dabei bleiben, wenn sie den Safe öffnet.»
Stratton fluchte lautlos, als er dem gedrungenen Mann die Treppe hinauf folgte. Er brauchte keinen zweiten Zeugen.
Als Darcy ihnen die Tür öffnete, hatte Stratton eine freundliche, leicht beunruhigte Miene aufgesetzt. Er hatte vorgehabt, beschwichtigend zu wirken, aber die Sorge in Darcys Augen zeigte ihm, daß Banalitäten nicht angebracht waren. Also stimmte er ihr zu, irgend etwas müsse ganz und gar nicht in Ordnung sein.
Kluges Mädchen, dachte er. Offenbar hatte Darcy sich die Kombination des Safes eingeprägt. Sie würde also niemandem zeigen, wo Erin sie aufbewahrte. Sie hielt Notizblock und Stift bereit. «Ich möchte alles auflisten, was wir darin finden.»
Stratton drehte ihr absichtlich den Rücken zu, während sie die Kombination einstellte. Dann hockte er sich neben sie, als sie die Tür öffnete. Der Safe war ziemlich tief.
Schachteln und Beutel lagen in den Fächern.
«Lassen Sie mich die Sachen herausnehmen und Ihnen geben», schlug er vor. «Ich beschreibe das, was wir finden, und Sie schreiben es auf.»
Darcy zögerte, sah dann aber ein, daß sein Vorschlag vernünftig war. Schließlich war er der Juwelier. Sein Arm streifte ihren. Instinktiv rückte sie zur Seite.
Stratton schaute über die Schulter zurück. Der gereizt aussehende Boxer zündete sich eine Zigarette an und sah sich im Zimmer um, vermutlich auf der Suche nach einem Aschenbecher. Das war Strattons einzige Chance. «Ich glaube, das ist das Samtetui, in dem Erin das Collier aufbewahrte.» Er griff danach und stieß dabei absichtlich an eine kleinere Schachtel, die herausfiel.
Darcy fuhr zusammen, als die glitzernden Steine über den Boden rollten, und kroch ihnen nach, um sie wieder einzusammeln. Eine Sekunde später war Stratton an ihrer Seite und verfluchte seine Ungeschicklichkeit. Sie suchten den Boden gründlich ab. «Ich bin sicher, daß wir alle haben», sagte er.
«Das sind Halbedelsteine, geeignet für guten Modeschmuck. Aber wichtiger …» Er öffnete die Samtschachtel. «Hier ist das Bertolini-Collier.»
Darcy starrte die exquisite Halskette an. Smaragde, Brillanten, Saphire, Mondsteine, Opale und Rubine waren zu einem Schmuckstück verarbeitet, das sie an mittelalterliche Juwelen erinnerte, die sie auf Porträts im Metropolitan-Museum gesehen hatte.
«Wunderschön, nicht?» sagte Stratton. «Sie verstehen sicher, warum der Direktor von Bertolini so aufgeregt war bei dem Gedanken, etwas könne damit passiert sein. Erin ist bemerkenswert talentiert. Sie hat es nicht nur verstanden, eine Fassung zu entwerfen, die diese Steine zehnmal wertvoller aussehen läßt, als sie tatsächlich sind – und sie sind einiges wert –, sie hat sie auch im byzantinischen Stil gearbeitet. Die Familie, die die Kette in Auftrag gegeben hat, stammt ursprünglich aus Rußland. Diese Steine waren das einzig Wertvolle, das sie mitnehmen konnten, als sie 1917 flohen.»
Darcy konnte Erin vor sich sehen, wie sie an ihrem Arbeitstisch saß, die Fußknöchel um die Streben des Stuhls geschlungen; so hatte sie im College immer dagesessen, wenn sie lernte. Das Gefühl bevorstehenden Unheils war überwältigend. Wo konnte Erin freiwillig hingegangen sein, ohne dieses Collier rechtzeitig abzuliefern?
Freiwillig
nirgends, entschied sie.
Sie biß sich auf die Lippen, um deren Zittern zu unterdrücken, und nahm den Stift zur Hand. «Würden Sie es mir beschreiben? Ich glaube, wir sollten jeden Edelstein darin identifizieren, damit kein Zweifel daran besteht, daß alle da sind.»
Während Stratton weitere Beutel, Samtschachteln und Etuis aus dem Safe nahm, fiel ihr auf, daß er immer erregter wurde. Schließlich sagte er: «Die übrigen öffne ich alle auf einmal, und dann schreiben wir den Inhalt auf.» Er sah sie direkt an. «Das Bertolini-Collier ist da, aber ein Beutel mit Brillanten im Wert von einer Viertelmillion Dollar, den ich Erin gegeben hatte, ist nicht dabei.»
Darcy
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