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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Nan zusammen, und da hatte er gewußt, was er tun mußte.
    Zuerst hatte er eine versteckte Videokamera angebracht, damit er jeden einzelnen Moment dessen, was geschehen sollte, noch einmal erleben konnte. Dann hatte er angefangen, die Mädchen eine nach der anderen hierherzubringen.
    Erin war die achte, die hier gestorben war. Aber Erin würde sich nicht zu den anderen in der bewaldeten Erde rings um das Haus gesellen. Heute nacht würde er Erins Leiche wegbringen. Er hatte genau geplant, wo er sie zurücklassen würde.
    Der Kombiwagen glitt geräuschlos in die Einfahrt und an die hintere Seite des Hauses. Er hielt vor der Metalltür an, die in den Keller führte.
    Charleys Atemzüge wurden kürzer und gingen in ein erregtes Keuchen über. Er streckte die Hand nach dem Griff aus, um die Kofferraumtür des Wagens zu öffnen, und hielt dann unentschlossen inne. Alle seine Instinkte warnten ihn, die Sache nicht zu verzögern. Er mußte Erins Leiche aus der Kühltruhe nehmen, sie in den Wagen tragen, in die Stadt zurückfahren und sie auf dem verlassenen Dock in der 56.
    Straße neben dem West Side Highway zurücklassen. Aber der Gedanke, das Videoband von Erin anzuschauen, noch ein einziges Mal mit ihr zu tanzen, war unwiderstehlich.
    Charley eilte um das Haus herum zur Vordertür, schloß auf, schaltete das Licht ein, und ohne sich damit aufzuhalten, seinen Mantel auszuziehen, lief er durch den Raum zum Videorecorder. Erins Band lag zuoberst auf den anderen. Er legte es ein, setzte sich auf die Couch und lächelte erwartungsvoll.
    Das Band setzte sich in Gang.
    Erin, so hübsch, kam lächelnd zur Tür herein, entzückt über das Haus. «Ich beneide Sie um diese Zuflucht.» Er bereitete Drinks für sie zu. Sie saß zusammengerollt auf der Couch, er in dem Sessel ihr gegenüber. Er stand auf und zündete ein Streichholz an, um das Feuer im Kamin anzufachen.
    «Machen Sie sich doch nicht die Mühe, ein Feuer anzuzünden», hatte sie gesagt. «Ich muß wirklich zurück.»
    «Sogar für eine halbe Stunde ist es der Mühe wert», hatte er sie beruhigt. Dann hatte er die
Stereoanlage eingeschaltet, leise, weich und angenehm, Songs aus den vierziger Jahren. «Nächstes Mal gehen wir in den ‹Rainbow Room›», sagte er. «Sie tanzen ja genauso gern wie ich.»
    Erin hatte gelacht. Die Lampe neben ihr betonte die roten Glanzlichter in ihrem kastanienbraunen Haar. «Wie ich Ihnen ja schrieb, als ich auf Ihre Anzeige antwortete, tanze ich für mein Leben gern.»
    Er war aufgestanden und hatte die Arme ausgestreckt.
    «Warum nicht jetzt gleich?» Dann, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen, hatte er gesagt: «Warten Sie einen Moment. Wir wollen es richtig machen. Was für eine Schuhgröße haben Sie? Sieben? Siebeneinhalb? Acht?»
    «Siebeneinhalb, schmal.»
    «Perfekt. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich habe ein Paar Abendschuhe, die Ihnen passen müßten. Meine Schwester hatte mich gebeten, sie abzuholen, nachdem sie sie bestellt hatte. Und als guter Bruder tat ich, was sie verlangte.
    Dann rief sie an und sagte mir, ich solle sie zurückbringen. Sie hätte ein Paar gefunden, das ihr besser gefiel.»
    Erin hatte mit ihm zusammen gelacht. «Typisch kleine Schwester.»
    «Es ist mir zu lästig, sie wieder zurückzutragen.»
    Die Kamera blieb auf sie gerichtet und fing ihren lächelnden, zufriedenen Gesichtsausdruck ein, als sie sich im Raum umsah.
    Er war nach oben ins Schlafzimmer gegangen und hatte den Schrank aufgemacht, wo Kartons mit neuen Abend-schuhen auf dem Fachbrett standen. Die Schuhe, die er für sie ausgesucht hatte, hatte er in verschiedenen Größen gekauft. Rosa und silbern. Vorn und hinten offen. Bleistift-dünne Absätze. Hauchdünne Fesselriemen. Er griff nach dem Paar in ihrer Größe und trug es nach unten, noch in Seidenpapier gewickelt.
    «Probieren Sie sie an, Erin.»
    Nicht einmal da schöpfte sie Verdacht. «Sie sind entzückend.»
    Er war niedergekniet und hatte ihr mit unpersönlichen Griffen die kurzen Lederstiefel abgestreift. Sie hatte gesagt: «Ach wirklich, ich glaube nicht …» Er hatte ihren Protest ignoriert und die Schuhe an ihren Füßen befestigt.
    «Versprechen Sie, sie zu tragen, wenn wir nächsten Sonntag in den ‹Rainbow Room› gehen?»
    Sie hatte den rechten Fuß ein wenig vom Teppich gehoben und über die Schönheit der Schuhe gelächelt. «Ich kann sie nicht als Geschenk annehmen …»
    «Bitte.» Er hatte zu ihr aufgelächelt.
    «Gut, aber dann kaufe ich sie Ihnen ab. Es ist

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