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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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gequälten Tier.
  »Waaaaarum?«
  Thea drehte sich blind um und rannte beinahe zu Eriks Jeep hinüber.
  Als sie über die dunklen Straßen fuhren, fragte Erik leise: »Ich nehme an, er war ihr Exfreund?«
  »Der von letztem Monat.«
  Erik schaute zu ihr hinüber. »Er war ziemlich durcheinander, der arme Kerl.«
  Und das, dachte Thea, fasst es hübsch zusammen. Er würde für immer ziemlich durcheinander sein. Der arme Kerl.
  »Es liegt an Blaise«, sagte sie. Sie hatte nicht vorgehabt, mit ihm darüber zu reden, aber die Worte ballten sich in ihrer Kehle so sehr zusammen, dass sie das Gefühl hatte, sie würde platzen, wenn sie sie nicht herausließ. »Sie tut es einfach immer wieder, und ich kann sie nicht aufhalten. Sie sammelt überall Männer, und sie verlieben sich in sie, und dann gibt sie ihnen den Laufpass.«
  »Liebe? Hm«, erwiderte Erik.
  Thea sah ihn überrascht an. Er blickte geradeaus, die langen, beweglichen Finger fest auf dem Lenkrad.
  Nun. Und ich dachte, du seist naiv. Vielleicht siehst du mehr, als mir bewusst war.
  »Es ist eine Art von Liebe«, erklärte sie. »Es ist wie - weißt du, im alten Griechenland haben sie der Göttin Aphrodite gehuldigt. Sie war die Göttin der Liebe - aber zugleich war sie absolut unbarmherzig.« Thea schüttelte den Kopf. »Ich habe einmal dieses Stück über eine Königin namens Phaedra gesehen. Aphrodite hat sie dazu gebracht, sich in ihren eigenen Stiefsohn zu verlieben, und am Ende des Stücks waren so ziemlich alle auf der Bühne tot. Aber Aphrodite lächelte die ganze Zeit. Weil sie einfach tat, was eine Göttin tut - genauso wie ein Tornado Häuser in Stücke reißt oder ein Feuer einen Wald niederbrennt.«
  Sie brach ab. Ihre Brust schmerzte, und sie hatte keinen Atem mehr. Aber in gewisser Weise fühlte sie sich erleichtert, als sei ein Druck von ihr genommen worden.
  »Und du denkst, Blaise sei so.«
  »Ja. Eine Art Naturgewalt, die einfach nicht anders kann. Klingt das vollkommen verrückt?«
  »Nein, das tut es nicht.« Erik lächelte schief. »Die Natur ist hart. Habichte greifen sich Kaninchen. Männliche Löwen töten Junge. Das Gesetz des Dschungels.«
  »Aber deshalb ist es noch lange nicht richtig. Vielleicht für Göttinnen und Tiere, aber nicht, wenn es um Menschen geht.« Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, was sie gesagt hatte. Sie benutzte das Wort »Menschen« für »Leute«.
  »Nun, Menschen stehen den Tieren letzten Endes nicht allzu fern«, bemerkte Erik leise.
  Thea sackte gegen die Rückenlehne ihres Sitzes. Sie war immer noch verwirrt und unglücklich, aber was ihr am meisten Angst machte, war die Tatsache, dass sie den starken Drang verspürte, weiter mit Erik darüber zu reden. Er schien sie so gut zu verstehen ... Besser, als jeder andere es je zuvor getan hatte. Und er verstand nicht nur, es war ihm auch wichtig.
  »Ich weiß, was du brauchst«, sagte Erik plötzlich, und seine Miene hellte sich auf. »Ich wollte eigentlich vorschlagen, dass wir auf ein spätes Abendessen ins Harrah gehen, aber ich weiß etwas Besseres.«
  Thea schaute auf die Uhr und sah, dass es fast elf war. »Was?«
  »Welpentherapie.«
  »Was?«
  Er grinste nur und lenkte den Jeep nach Süden. Schließlich fuhren sie vor einem bescheidenen grauen Gebäude mit dem Schild TIERKLINIK SUN CITY vor.
  »Das ist das Krankenhaus, in dem du arbeitest.«
  »Yeah. Wir können Pilar etwas früher ablösen«, erwiderte Erik, stieg aus und schloss die Vordertür des Gebäudes auf. »Komm.«
  Hinter dem Empfang im Büro blickte ein hübsches Mädchen mit schulterlangem braunem Haar auf. Thea erkannte sie; es war Pilar Osoria aus der Schule. Ein stilles Mädchen, das wie eine gute Schülerin aussah.
  »Wie war der Ball?«, erkundigte sie sich, wobei ihr Blick sehnsüchtig auf Erik ruhte - wie Thea fand.
  Erik zuckte die Achseln. »Ziemlich schrecklich, um die Wahrheit zu sagen. Es gab eine Rauferei, und wir sind gegangen.« Thea fiel auf, dass er seine Rolle bei der Schlichtung nicht erwähnte.
  »Wie furchtbar«, antwortete Pilar mitfühlend - aber Thea hatte das Gefühl, dass es ihr nicht allzu leid tat, dass der Ball nicht gut gelaufen war.
  »Ja. Also, wie geht es unserem Jungen?«
  »Ganz gut - ein wenig hyperaktiv. Du solltest vielleicht später mit ihm Gassi gehen.« Pilar griff nach ihrer Jacke. Auf dem Weg zur Tür nickte sie Thea höflich zu. »Wir sehen uns am Montag.«
  Sie mag ihn.
  Als die

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