Schwestern der Dunkelheit
erklären«, sagte Thea. Nach diesem Verlauf des Abends konnte sie nicht mehr viel überraschen - sonst wäre sie sicher überrascht gewesen über die Tatsache, dass sie es einem Menschen überhaupt erklären wollte. »Es ist nur - meine Familie würde es nicht wirklich gutheißen. Sie wollen, dass ich etwas anderes lerne.«
Erik öffnete den Mund, dann klappte er ihn wieder zu.
Der Welpe nieste.
»Hm - vielleicht könntest du mir irgendwann mal bei meiner Bewerbung helfen«, erwiderte Erik schließlich. »Ich versuche gerade, mit dem Aufsatz fertig zu werden, und sterbe dabei tausend Tode.«
Du willst dich wohl ranpirschen, dachte Thea.
»Vielleicht«, sagte sie.
In diesem Moment erklang ein Summen - weit entfernt, aber beharrlich. Bud bellte.
»Was zum ... Das ist die Klingel«, murmelte Erik. »Aber um diese Zeit kommt eigentlich niemand mehr.« Er stand auf und machte sich auf den Weg zum Eingang. Thea folgte ihm mit dem Welpen auf dem Arm und strich dabei mit den Fingerspitzen über Buds Kopf, um ihn unter Kontrolle zu halten.
Erik öffnete die Tür, dann trat er überrascht zurück.
»Rosamund ... was machst du hier? Weiß Mom, dass du weg bist?«
Etwas schoss wie ein Miniaturwirbelwind ins Wartezimmer. Es war ein Kind, ein kleines Mädchen, unter dessen Baseballkappe ein struppiger, sandfarbener Mopp hervorlugte. Unterm Arm hielt sie eine zusammengerollte blaue Decke, und das, was unter ihrem Haar von ihrem Gesicht zu sehen war, blickte ziemlich grimmig drein.
»Mom hat gesagt, Madame Curie sei nicht wirklich krank, aber sie ist es. Ruf Dr. Joan an.« Mit diesen Worten marschierte das Kind ins Büro, ließ die blaue Decke auf die Theke fallen und schob dabei ein Klemmbrett und einige Impferinnerungskarten zur Seite.
»He. Lass das.« Als sie ihn ignorierte, sah Erik Thea an. »Ähm, das ist meine Schwester, Rosamund. Und ich weiß nicht, wie sie hierhergekommen ist ...«
»Ich bin mit dem Fahrrad gefahren, und ich will, dass Madame Curie jetzt gesund gemacht wird.«
Bud stellte sich auf die Hinterbeine und versuchte, an der blauen Decke zu schnuppern. Thea schob ihn sanft herunter. »Wer ist Madame Curie?«
»Madame Curie ist ein Meerschweinchen«, erklärte Erik. Er berührte die Decke. »Dr. Joan ist nicht da. Sie ist bei einer Konferenz.«
Rosamunds Miene blieb unverändert grimmig, aber ihr Kinn begann zu zittern.
»Okay, hör zu. Ich werde jetzt einen Blick auf Madame Curie werfen und feststellen, ob ich irgendetwas sehen kann. Aber zuerst müssen wir Mom anrufen, um ihr zu sagen, dass du hier bist und alles in Ordnung ist.« Er streckte die Hand nach dem Telefon aus.
»Ich werde Bud zurückbringen«, erbot Thea sich. »Ich glaube, er hält Madame Curie für sein Abendessen.«
Sie führte den Welpen in den hinteren Raum und lockte ihn mit dem Versprechen auf spätere zusätzliche Streicheleinheiten in die Box zurück.
Als sie wieder ins Büro kam, beugte Erik sich gerade über ein kleines braun-weißes Meerschweinchen auf dem Schreibtisch. Er wirkte besorgt.
»Nun, irgendetwas stimmt nicht mit ihr - schätze ich. Sie wirkt schwächer als sonst und irgendwie lethargisch ...« Plötzlich heulte er auf und riss die Hand zurück.
»Nicht allzu lethargisch«, sagte er und betrachtete das Blut, das aus seinem Daumen quoll. Er wischte sich die Finger an einem Papiertuch ab und beugte sich erneut über das Meerschweinchen.
»Sie hat schlechte Laune«, erklärte Rosamund. »Und sie frisst nicht richtig. Ich habe dir schon gestern gesagt, dass sie krank ist.«
»Nein, hast du nicht«, widersprach Erik gelassen. »Du hast mir nur gesagt, dass sie es satt habe, unter einem Patriarchat zu leben.«
»Nun, sie hat es satt. Und sie ist krank. Tu irgendetwas.«
»Kleines, ich weiß noch nicht, was ich tun soll. Warte.« Er beugte sich tiefer über das winzige Tier und murmelte vor sich hin. »Sie hustet nicht... also sind es keine Streptokokken. Ihre Lymphknoten sind in Ordnung ... aber ihre Gelenke scheinen geschwollen zu sein. Also, das ist seltsam.«
Rosamund beobachtete ihn, die braunen Augen voller grimmigen Vertrauens. Augen wie Eriks, stellte Thea fest.
Sie streckte vorsichtig die Hand aus und berührte das weiche Fell des Meerschweinchens mit den Fingern. Ihr Geist berührte das kleine Tier ebenfalls.
Verängstigte Kleintiergedanken. Dem Meerschweinchen gefiel es nicht,
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