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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Liebeszaubern ging. Blaise hatte jahrelange Erfahrung und ein angeborenes Talent, neben dem alle anderen blass aussahen.
   Also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen. Etwas, um sie daran zu hindern, überhaupt an ihn heranzukommen. Etwas, um ihn zu beschützen ...
   Thea richtete sich auf.
   Ich kann nicht. Es ist zu gefährlich. Die Beschwörungszauber sind nicht für Jungfrauen gedacht. Selbst die Hexen des Inneren Zirkels mussten damit vorsichtig sein.
   Aber Grandma hat alles, was dazu nötig ist. Das weiß ich. Ich habe die Truhe gesehen.
   Schon allein der Versuch könnte mich töten.
   Eine seltsame Heiterkeit überkam sie. Wenn sie sich nur auf das Risiko konzentrierte, fühlte sie sich viel besser, als wenn sie darüber nachdachte, was Gran sagen würde, wenn sie es herausfand. Sie hatte keine Angst, um Eriks willen ein Risiko einzugehen. Solange sie daran dachte, konnte sie den Gedanken ausblenden, dass ihre Idee nicht nur gefährlich war, sondern auch verboten.
   Diesmal ging sie beinahe schlafwandlerisch die Treppe hinunter. Ruhig und gelöst.
   »Toby, wo ist Gran?«
   Er hob den Kopf um gerade mal knappe zwei Zentimeter. »Sie ist zu Thierry Descouedres gegangen, irgendetwas wegen seiner Ländereien. Sie hat mir aufgetragen, sie heute Abend abzuholen.«
  Thierry war ein Vampir und der Fürst der Nachtwelt. Er besaß eine Menge Land nordöstlich von Las Vegas - aber was hatte Gran damit zu tun?
  Es spielte keine Rolle. Wichtig war, dass Gran den ganzen Tag über fort sein würde.
  »Nun, warum ziehst du dann nicht los und hast ein wenig Spaß? Ich kann auf den Laden aufpassen.«
  Tobias sah sie mit glasigen, blauen Augen an - und dann leuchtete sein rundliches Gesicht auf. »Im Ernst? Das würdest du tun? Ich könnte dich küssen! Mal sehen, ich werde Kishi besuchen ... Nein, vielleicht Zoe ... Nein, vielleicht Sheena ...«
  Wie alle männlichen Hexen war er bei den weiblichen Hexen der Stadt ungeheuer gefragt.
  Immer noch vor sich hinmurmelnd schaute er in seine Brieftasche, schnappte sich die Wagenschlüssel und ging zur Tür, als könne Thea jede Sekunde ihre Meinung ändern. »Ich werde rechtzeitig zurück sein, um sie abzuholen, das verspreche ich«, rief er noch hastig und war schon zur Tür hinaus.
  Sobald er fort war, drehte Thea das Schild an der Ladentür um, sodass nun das Wort GESCHLOSSEN zu lesen stand. Dann schloss sie die Tür ab und ging auf Zehenspitzen zur Theke.
  Sie befand sich in dem verschlossenen unteren Regal, die eiserne Truhe, die aussah, als sei sie fünfhundert Jahre alt. Thea hatte Mühe, sie hochzuheben - sie war wirklich schwer. Mit zusammengebissenen Zähnen und den Blick auf den Perlenvorhang gerichtet, der den Laden von Grandmas Werkstatt trennte, taumelte sie die Treppe hinauf.
  Noch zwei weitere Male ging sie nach unten, um Material zu holen. Der Perlenvorhang bewegte sich kein einziges Mal.
  Als Letztes ging sie in Grans Schlafzimmer. An einem Nagel über dem Nachtkästchen befand sich ein schwerer Ring mit Dutzenden von Schlüsseln. Thea nahm ihn. Zurück in ihrem eigenen Zimmer schloss sie die Tür und stopfte ein Handtuch darunter, damit Blaise den Rauch nicht riechen konnte.
  Okay, jetzt muss ich dieses Ding nur noch aufkriegen.
  Sie setzte sich im Schneidersitz vor die Truhe. Es war nicht schwer, den Schlüssel zu finden, der in das Schloss passte - sie suchte einfach nach dem ältesten und primitivsten Eisenschlüssel am Ring. Der Schlüssel passte perfekt, und die Truhe öffnete sich.
  Darin befand sich ein Bronzekästchen, und darin ein Silberkästchen.
  Und in dem Silberkästchen lag ein uraltes Buch mit vergilbten, brüchigen Seiten sowie eine kleine, grüne Flasche, deren Korken mit Wachs und Bändern gesichert war. Außerdem befanden sich im Kästchen dreißig oder vierzig Amulette. Thea griff nach einem und untersuchte es.
  Eine Locke blonden Haares war gedreht, zu einem Knoten gebunden und dann mit einem runden Stück Ton in dieser Form versiegelt worden. Der Ton war von einem dunklen, erdigen Rot, und Thea berührte ihn ehrfürchtig. Er bestand aus Schlamm und Hexenblut. Ein ganzer Zirkel hatte wahrscheinlich wochenlang daran gearbeitet: das Blut aufgeladen, es mit geheimen Zutaten vermischt, in einem rituellen Feuer gebrannt und gesungen.
  Ich berühre eine Hexe, dachte Thea. Die Essenz von jemandem, der seit Jahrhunderten tot ist.
  Das kabbalistische Zeichen, das auf dem Siegel eines

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