Schwestern der Dunkelheit
verliebt?«
Schockwellen durchfuhren Thea, und die letzte Frage schien in der Luft zu vibrieren.
Schließlich flüsterte sie: »Mach dich nicht lächerlich.«
»Und versuch du nicht, mich zum Narren zu halten. Erinnere dich daran, mit wem du redest. Ich kenne diesen einfältigen Blick, den du kriegst, wenn du an irgendeinem Tier hängst. Ich habe gesehen, wie du ihn im Arm gehalten hast.«
Thea war verzweifelt. Es war nicht nur Blaise, vor der sie hier Angst hatte. Das Gesetz der Nachtwelt konnte sich nicht klarer ausdrücken, was die Strafe für die Liebe zu einem Menschen betraf.
Tod. Nicht nur für sie, sondern auch für Erik.
Es gab nur eines, was Thea tun konnte. Sie drehte sich um und sah ihre Cousine direkt an.
»Na schön, Blaise, du kennst mich wirklich. Wir waren immer wie Schwestern, und ich weiß, dass du mich liebst, ganz gleich, wie du dich manchmal benimmst...«
»Natürlich tue ich das«, unterbrach Blaise sie ungeduldig, und Thea begriff, dass genau das ein Teil des Problems war. In dem wechselhaften Licht der Neonsäulen des Bally-Hotels konnte sie sehen, dass Blaises Augen feucht waren. Sie hatte Angst um Thea - und sie war wütend, dass sie Angst hatte.
Thea griff nach der Hand ihrer Cousine. »Dann musst du mir zuhören.« Es war ein nacktes Flehen. »Blaise - als ich Erik zum ersten Mal begegnet bin, ist etwas geschehen. Ich kann es nicht erklären - ich kann es nicht einmal wirklich beschreiben. Aber da war eine Verbindung. Und ich weiß, es wird wahnsinnig klingen, und ich weiß, es wird dir nicht gefallen, aber ...« Sie musste die Luft anhalten. »Blaise, was wäre, wenn du deinen Seelengefährten gefunden hättest und er jemand wäre, von dem alle sagten, du darfst ihn nicht lieben ...«
Sie brach erneut ab, diesmal, weil Blaise erstarrt war. Für einen Moment saßen sie beide einfach nur da, und dann entzog Blaise Thea sehr langsam ihre Hand.
»Deinen ... Seelengefährten ... gefunden?«, stammelte sie.
In Theas Augen sammelte sich Feuchtigkeit. Sie hatte sich noch nie so allein gefühlt. »Ich denke, so ist es«, flüsterte sie.
Blaise drehte sich zur Windschutzscheibe um. Purpurnes Licht fiel auf ihr schwarzes Haar. »Dann ist es ernster, als ich dachte.«
Die Tränen quollen über. »Aber wirst du mir helfen?«
Blaise tippte einige Male mit ihren schlanken Fingern auf das Lenkrad. Schließlich sagte sie: »Natürlich werde Ich dir helfen. Ich muss es tun. Wir sind wie Schwestern - ich würde dich nie im Stich lassen, wenn du in Schwierigkeiten steckst.«
Thea war so erleichtert, dass ihr schwindelig wurde. Paradoxerweise weinte sie deshalb umso mehr. »Ich hatte solche Angst ... Seit es geschehen ist, habe ich versucht, die Dinge zu begreifen.« Sie bekam einen Schluckauf. Blaise sah sie wieder an; sie lächelte, und ihre grauen Augen glänzten seltsam. »Blaise?«
»Ich werde dir helfen«, wiederholte Blaise, immer noch lächelnd, »indem ich ihn mir selbst schnappe. Und dann werde ich ihn dafür töten, dass er meine Schwester in Gefahr gebracht hat.«
Es folgte ein Moment, indem alles in Thea absolut still zu sein schien - und in der nächsten Sekunde explodierte alles in Chaos.
»Niemals« , stieß sie hervor. »Hörst du mich, Schwester? Niemals .«
Blaise blieb ruhig und fuhr weiter. »Ich weiß, du glaubst nicht, dass das das Beste ist - jetzt. Aber eines Tages wirst du mir danken.«
»Blaise, hör mir zu. Wenn du ihm irgendetwas antust - wenn du ihm wehtust -, dann tust du mir weh.«
»Du wirst es überwinden.« Im Regenbogenlicht des Riviera sah Blaise aus wie eine alte Göttin des Schicksals. »Es ist besser, jetzt ein wenig zu leiden, als später hingerichtet zu werden.«
Thea war so wütend, dass sie zitterte. So wütend, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Wenn sie nur immer wieder dieselben Argumente vorgebracht hätte, dachte sie später, hätte Blaise vielleicht irgendwann angefangen zuzuhören. Aber sie war wütend und verängstigt, und deshalb platzte sie heraus: »Nun, ich glaube nicht, dass du es tun kannst. Ich glaube nicht, dass du ihn mir wegnehmen könntest, selbst wenn du es versuchst.«
Blaise riss die Augen auf, als sei sie ausnahmsweise einmal sprachlos. Dann warf sie den Kopf zurück und lachte.
»Thea«, sagte sie. »Ich kann jedem Mädchen jeden Jungen wegnehmen. Zu jeder Zeit, an jedem Ort, auf jede erdenkliche Weise. Das ist es,
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