Schwestern der Dunkelheit
triumphierendes Lächeln aufblitzen. »Überhaupt nicht. Sie haben ihn hereingelockt.«
Thea ging ein Licht auf. »Natürlich - ich bin so dumm. Aber wie?«
Dani ließ ihren schlanken Finger die Seite hinuntergleiten. »Nun, zunächst einmal haben sie bis Samhain gewartet, wenn der Schleier zwischen den Welten am dünnsten ist. Dann hat Nicholas Harman ein großes Festmahl vorbereiten lassen, eine riesige Tafel, auf der sich Walstans Lieblingsgericht türmte.« Dani verzog das Gesicht. »Was zufällig Hackfleischpastete war, aus Bärenfleisch und Kürbis und mit einer Maismehlkruste. Sie haben hier auch ein Rezept dafür. Igitt.«
»Vergiss es. Hat es funktioniert?«
»Anscheinend ja. Sie haben den Tisch mit den Pasteten in einem leeren Raum aufgebaut und dann einen Zirkel darum gewoben. Der alte Walstan fühlte sich zu dem Essen hingezogen - schätze, er konnte einfach der Versuchung nicht widerstehen, einen Blick darauf zu werfen, obwohl er es ja nicht essen konnte. Und als er kam, um es sich anzusehen, sind sie hereingestürmt und hatten ihn.«
»Wir haben ihn geschwind und füglich über den schmalen Pfad in die luftige Leere geschickt« , las Thea über Danis Schulter hinweg. Die Geschichte klang echt - nur jemand, der tatsächlich eine Beschwörung oder eine Zurücksendung mitangesehen hatte, würde diese Worte kennen.
»Also wissen wir jetzt, wie man es macht«, sagte Dani. »Wir warten bis Halloween, und dann - locken wir sie an. Wir müssen nur etwas finden, das sie mag ...«
»Oder ... etwas, das sie hasst«, unterbrach Thea sie, als ihr eine Idee kam.
Sie sahen einander an.
»Wie das, was sie in der alten Turnhalle gesehen hat«, hauchte Dani. »Etwas, das sie daran erinnert, was sie ihr angetan haben.«
»Ja, nur dass ...« Thea brach ab. Ihre Gedanken überschlugen sich, aber sie wollte sie nicht mit Dani teilen. Nur dass die Menschen an Halloween ohnehin etwas in der Art tun würden. Wenn die Polizei die alte Turnhalle freigab, würde die Halloween-Party ein unglaublich starker Köder sein. All diese Horrornischen ...
Also, wenn ich sie an einen anderen Ort locken wollte, müsste ich etwas noch Schlimmeres tun, etwas, das sie noch mehr an das erinnern würde, was ihr angetan wurde. Und ich würde einen Köder brauchen, jemanden, den sie würde töten wollen. Einen Menschen. Jemanden, der mit mir zusammenarbeitet, der bereit wäre ...
Nicht Erik.
Ihre Gedanken kamen abrupt zum Stillstand, als sie begriff, wohin sie führten. Sie stellte fest, dass ihre Hände eiskalt waren und dass ihr Herz langsam schlug.
Nein. Nicht Erik, ganz gleich, was geschah. Nicht einmal, um Leben zu retten.
Sie schob den Gedanken weit von sich. Natürlich gab es eine bessere Methode, und sie würde sie finden. Sie hatten Zeit...
»Thea? Hörst du mir noch zu?« Dani beobachtete sie.
»Ich habe nur versucht, mir einen Reim auf all das zu machen.« Thea zwang sich, ruhig zu sprechen und sich auf Dani zu konzentrieren. »Ähm, hör mal, mir ist gerade etwas Gutes eingefallen - wir haben jetzt vielleicht ein wenig Zeit. Wenn Suzanne die alte Turnhalle immer noch beobachtet, könnte das sich zu unseren Gunsten auswirken. Solange die Turnhalle geschlossen ist, wird niemand hineingehen, und sie wird an niemanden herankommen können.«
»Ich hoffe es«, erwiderte Dani. »Ich meine, ich verstehe, warum sie so aufgeregt ist, aber niemand verdient es, so zu sterben wie Kevin. Nicht einmal ein Mensch.«
Spät in der Nacht, während Dani friedlich in Blaises Bett atmete, lag Thea wach und starrte auf das schwache Leuchten über den Fenstervorhängen.
Es waren nicht nur Visionen von Kevin. Ihr Verstand kehrte immer wieder zu dem zurück, was Dani und Gran über ihre Verantwortung gesagt hatten.
Selbst wenn ich Suzanne zurückschicke, selbst wenn Gran gesund wird, selbst wenn es mir gelingt, Blaise davon abzuhalten, Erik zu töten ... wo stehe ich dann?
Ich bin eine abtrünnige Hexe. Und es gibt keine Zukunft für Erik und mich ... es sei denn, wir laufen weg. Aber das würde bedeuten, dass er seine Familie für immer verlassen müsste - und man würde uns jagen, wo immer wir hingingen. Und ich würde die Herdfrauen und die Nachtwelt verraten.
Ein letzter Gedanke glomm auf, bevor sie ihren Geist in die Schwärze des Schlafes zwingen konnte.
Es ist unmöglich, dass diese Geschichte für alle glücklich endet.
Am nächsten Morgen kam Thea zu spät zur Schule. Und sie
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