Schwestern der Dunkelheit
zu beenden. Sie musste ihm erklären, dass es in Ordnung war, oder er würde niemals in der Lage sein loszulassen.
Ich kann das schaffen.
»Irgendwo, wo wir ungestört sind«, sagte Thea.
Sie ließen Dani stehen und gingen über den Campus, vorbei an der alten Turnhalle, wo still und schlaff das gelbe Polizeiband hing. Über das Footballfeld. Thea wusste nicht, wohin sie gingen, und hatte den Verdacht, dass Erik es ebenfalls nicht wusste - sie bewegten sich einfach immer weiter, bis sie außer Sichtweite aller Leute waren.
Das Grün des gut gepflegten Rasens machte einem Gelbgrün Platz, dann einem Braun, und dann kam die Wüste. Thea schlang die Arme um ihren Oberkörper und dachte darüber nach, wie kalt es in nur anderthalb Wochen geworden war. Die letzte Spur von Sommer war verschwunden.
Und jetzt werden wir darüber reden, dachte sie, als Erik stehen blieb. Okay. Ich brauche nicht nachzudenken, nur die richtigen Worte zu sagen. Sie zwang sich, ihn anzusehen.
Er wandte ihr sein ausgezehrtes, seltsam gehetztes Gesicht zu und sagte: »Ich will, dass du es beendest.«
Komische Wortwahl. Du meinst, Schluss machen, uns still und leise von unserem Elend erlösen.
Aber all das bekam sie nicht heraus, also fragte sie nur: »Was?«
»Ich weiß nicht, was du tust«, antwortete er, »aber ich will, dass es aufhört. Sofort.«
Seine braunen Augen waren ausdruckslos. Nicht, als wolle er sich entschuldigen. Eher lag eine Forderung in ihnen. Seine Stimme war energisch.
Thea hatte plötzlich das Gefühl, als verlagerte sich die Realität. Alle Härchen auf ihren Armen stellten sich auf.
Ihr Gehirn verweigerte ihr seinen Dienst, und sie fragte nur: »Ich - wovon redest du?«
»Du weißt, wovon ich rede.« Er sah sie immer noch fest an.
Thea schüttelte verneinend den Kopf.
Er zuckte die Achseln. Es war ein Du-hast-es-so-gewollt-Achselzucken. »Was immer du versuchst«, sagte er mit schrecklicher Deutlichkeit, »um mich dazu zu bringen, Pilar zu mögen - es muss aufhören. Denn es ist ihr gegenüber nicht fair. Sie ist im Moment ganz aufgeregt, weil ich mich verrückt benehme. Aber ich will nicht mit ihr zusammen sein. Du bist diejenige, die ich liebe. Und wenn du mich loswerden willst, dann sag es mir, aber versuch nicht, mich jemand anderem aufzudrängen.«
Während dieser Ansprache hatte Thea das Gefühl, als schwebe sie mehrere Meter über dem Boden. Der Himmel und die Wüste schienen zu grell zu sein, nicht warm, nur sehr, sehr glänzend. Während ihre Gedanken hektisch kreisten, schaffte sie es hervorzustoßen: »Was könnte ich denn damit zu tun haben - dass du Pilar magst?«
Erik sah sich um, fand einen Felsbrocken und setzte sich darauf. Eine endlose Minute starrte er auf seine Hände hinab. Schließlich hob er den Blick, und seine Miene war hilflos.
»Hör auf damit, Thea«, sagte er. »Für wie dumm hältst du mich?«
Oh.
»Oh.« Dann dachte sie: Steh nicht einfach hier herum. Du hast ihn schon früher überzeugt. Du hast es ihm ausgeredet, dass er von einer Schlange gebissen wurde. Um der Erde willen, du kannst ihm auch ausreden, was immer er jetzt denkt.
»Erik - ich schätze, wir haben alle ziemlich viel Stress gehabt...«
»Oh, bitte, komm mir nicht so.« Er schien zu einem Kaktus zu sprechen und betrachtete dessen gefährlichen Stachelkranz, als könne er vielleicht hineinspringen. »Bitte, komm mir nicht so.«
Er holte tief Luft und sprach bedächtig weiter. »Du verzauberst Schlangen und liest die Gedanken von Meerschweinchen. Du heilst Klapperschlangenbisse mit einer Berührung. Du klinkst dich in anderer Leute Gehirne ein. Du stellst magische Potpourri-Beutel her, und deine irrsinnige Cousine ist die Göttin Aphrodite.« Er sah sie an. »Habe ich etwas vergessen?«
Thea erspähte einen weiteren Felsbrocken und bewegte sich rückwärts darauf zu. Sie setzte sich. Alles, was sie in diesem Moment wahrnahm, war ihre eigene
Atmung.
»Ich habe das Gefühl«, fuhr Erik fort, während er sie mit seinen braunen Augen beobachtete, »dass ihr zwei tatsächlich die Nachfahrinnen der guten alten Hexenkönigin Hekate seid. Komme ich der Sache näher?«
»Glaubst du, du gewinnst einen Preis?« Thea konnte immer noch nichts denken, konnte nichts von Bedeutung von sich geben. Konnte nur drauflosplappern.
Er hielt inne und grinste, ein schiefes, gequältes Grinsen, aber das erste, das sie heute gesehen hatte. Dann verblasste es. »Es ist wahr,
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