Schwestern der Dunkelheit
glauben - für eine Weile.« Ihre eigene Stimme klang zittrig. »Aber wir müssen uns der Realität stellen. Unsere einzige Chance zu überleben besteht darin, getrennte Wege zu gehen. Und darin, dass du mit aller Macht versuchst, mich und alles, was ich dir erzählt habe, zu vergessen.«
Sie zitterte jetzt tatsächlich, und ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Aber sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und sie weigerte sich, ihn anzusehen.
»Thea ...«
Die Tränen quollen über. »Ich will nicht dein Tod sein!«
»Und ich kann dich nicht vergessen! Ich kann nicht aufhören, dich zu lieben!«
»Nun, vielleicht ist auch das einfach nur ein Zauber« erwiderte sie und schniefte. Tränen fielen direkt von ihrem Gesicht auf den Felsen. Erik hielt Ausschau nach etwas, das er ihr geben konnte, dann versuchte er, ihre feuchten Wangen mit dem Daumen zu trocknen.
Sie schlug seine Hand weg. »Hör mir zu. Du hast tatsächlich etwas übersehen, als du aufgezählt hast, was ich getan habe. Ich habe auch Liebeszauber für mich gemacht. Ich habe dich mit einem solchen Zauber belegt, und das ist der Grund, warum du dich überhaupt in mich verliebt hast.«
Erik wirkte nicht beeindruckt. »Wann?«
»Wann ich dich mit dem Zauber belegt habe? An dem Tag, an dem ich dich zu dem Ball eingeladen habe.«
Erik lachte.
»Du ...«
»Thea.« Er schüttelte den Kopf. »Hör zu«, sagte er sanft, »ich habe mich schon vorher in dich verliebt. Es ist geschehen, als wir mit dieser Schlange hier draußen waren. Als wir einander nur angesehen haben und ... und ... ich habe dich von Nebel umringt gesehen, und du warst das Schönste auf der ganzen Welt.« Er schüttelte erneut den Kopf. »Und vielleicht war das Magie, aber ich denke nicht, dass es irgendein Zauber war, mit dem du mich belegt hattest.«
Thea wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. Gut, dann hatte die Yemonja also nichts damit zu tun. Liebeszauber schienen also einfach von Erik abzuprallen, nicht einmal die Puppen hatten funktioniert...
Sie bückte sich plötzlich und hob ihren Rucksack hoch. »Und ich weiß nicht, warum das nicht funktioniert hat«, murmelte sie. Sie nahm einen karierten Make-up-Beutel heraus, zog den Reißverschluss auf und griff hinein.
Die Püppchen waren immer noch zu einem Bündel zusammengeschnürt. Auf den ersten Blick schienen sie in Ordnung zu sein. Dann sah Thea es.
Die männliche Puppe hatte sich umgedreht. Statt Gesicht an Gesicht mit der weiblichen Puppe zu liegen, wandte sie ihr den Rücken zu.
Das scharlachrote Band war immer noch fest um die beiden Puppen gewickelt, sodass sie nicht so verrutscht sein konnten. Auf keinen Fall konnte das zufällig geschehen sein. Aber die Püppchen waren in dem Beutel gewesen, und der Beutel hatte sich den ganzen Tag in ihrem Rucksack befunden.
Erik beobachtete sie. »Das ist Pilars Ring. He, ist das der Zauber für mich und Pilar? Darf ich ihn sehen?«
»Oh, warum nicht?«, flüsterte Thea. Sie war wieder benommen.
Es konnte also kein Zufall gewesen sein, und kein Mensch konnte es getan haben. Und auch keine Hexe.
Vielleicht...
Vielleicht gab es eine Magie, die stärker war als Zauber. Vielleicht war das Prinzip der Seelengefährten verantwortlich: Wenn zwei Personen füreinander bestimmt waren, konnte nichts sie voneinander fernhalten.
Erik wickelte behutsam das rote Band ab. »Ich werde Pilar den Ring zurückgeben«, sagte er. Er reduzierte den Bindezauber auf seine Einzelteile und legte sie vorsichtig zurück in den Make-up-Beutel.
Dann sah er Thea an.
»Ich habe dich immer geliebt«, sagte er. »Die einzige Frage ist...« Er brach ab und sah wieder ein wenig wie der schüchterne Erik aus. »Die Frage ist, liebst du mich?« Seine Stimme war leise, und er sah sie ruhig an.
Vielleicht gibt es einige Dinge, gegen die man einfach nicht ankämpfen kann ...
Sie zwang sich, ihn anzuschauen. Das Bild wackelte und teilte sich.
»Ich liebe dich«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, was geschehen wird, aber ich liebe dich.«
Langsam wie in einem Traum fielen sie einander in die Arme.
»Es gibt da ein Problem«, sagte Thea einige Zeit später. »Neben all den anderen Problemen. Ich werde nächste Woche etwas tun, und du musst mir einfach ein bisschen Zeit geben.«
»Was wirst du tun?«
»Ich kann es dir nicht erzählen.«
»Du musst es mir erzählen«, erwiderte er gelassen, und sie konnte seinen
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