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Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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zu schockieren und trotzdem hoch erhobenen Hauptes dazustehen. Blaise bewies es.
  Das war der Moment, in dem Thea die Ironie bewusst wurde. Sie war ihr Leben lang wegen Blaise in Schwierigkeiten geraten - und jetzt standen sie hier, in den größten Schwierigkeiten, die überhaupt vorstellbar waren. Ihretwegen.
  Und Dani steckte ebenfalls in der Klemme. Ihre samtigen Augen waren voller Tränen. Als sie das sah, verschwand die Enge in Theas Kehle. Sie konnte wieder sprechen.
  »Hören Sie - Entschuldigung -, aber es gibt etwas, das Sie wissen müssen. Bevor dies noch weitergeht...«
  »Du wirst später Gelegenheit haben zu sprechen«, unterbrach Mutter Cybele sie, und ihre Stimme war weich und fest wie ihr kleiner, kloßförmiger Körper.
  »Nein, ich muss es jetzt sagen.« Thea wandte sich an Gran - an ihre Großmutter statt an die Alte des Inneren Zirkels. »Grandma, Dani sollte nicht hier sein. Wirklich. Wirklich. Sie hatte nichts mit der Beschwörung zu tun; das war ich ganz allein. Ich verspreche es.«
  Grans Miene wurde eine Spur weicher, und die Falten auf ihrem Gesicht bewegten sich. Dann war sie wieder vollkommen leidenschaftslos.
  »In Ordnung, in Ordnung, wir werden uns später um diese Frage kümmern. Zunächst einmal müssen wir herausfinden, was du getan hast. Da du die Anstifterin hier zu sein scheinst.«
  Und in diesem Moment geschah es. In dem Moment, als sie »später« sagte. Die Erkenntnis traf Thea wie ein Tsunami, und alles veränderte sich.
  Später ... Zeit... Wie spät ist es?
  Sie schaute hektisch zur Uhr hinüber. Dort - hinter dem grauen Kopf des Alten Bob ...
   Zehn Minuten vor zehn.
  Erik. Irgendwie hatte sie in dem Stress seit Tante Ursulas Auftauchen vollkommen vergessen, dass er in der Wüste wartete.
  Aber jetzt konnte sie ihn sehen, die Vision vor ihrem inneren Auge war so klar, als stünde sie direkt neben ihm. Erik, wie er die Uhr beobachtete, während die Minuten verrannen und Thea immer noch nicht zurückkam. Erik, wie er das Feuer und die drei schwarz gekleideten Puppen an ihren Pfählen ansah.
  Und die Party. Die Halloween-Party in der Schule. Von Spinnweben bedeckte Metalltüren wurden geöffnet und Leute strömten hinein. Schuhe gingen über den abgeschabten Holzboden, kostümierte Schüler standen unter den baumelnden Hexengestalten. Kinder kreischten vor Lachen, gaben Spielgeld aus und krochen in die Folternischen, während etwas zwischen den entblößten Rohren unter der Decke lauerte. Vielleicht war dieses Etwas unsichtbar, vielleicht sah es aus wie eine weiße Gestalt und fühlte sich an wie ein arktischer Windstoß.
Vielleicht sah dieses Etwas aus wie eine Frau mit langem, mahagonifarbenem Haar.
  Es lauert... Dann stürzt es plötzlich herab ...
  Sie wird sie töten. Sie sind vollkommen schutzlos ... 
  Angst durchbohrte Thea wie scharfkantiges Metall.
       Es geschah alles genau in diesem Moment, und sie tat nichts, um es zu verhindern. Es geschah schon seit fast einer Stunde, und sie hatte nicht einmal daran gedacht.

Kapitel 15
    »Thea.« Dani schüttelte sie am Arm. »Sie reden mit dir.«
  Die Visionen waren verschwunden. Thea stand in Grans Werkstatt und sah alles wie durch einen Zerrspiegel. Die Gesichter ringsum schienen sich in die Länge zu ziehen. Ihre Stimmen schienen verlangsamt.
  »Ich habe gefragt, wie du an die Formel für die Beschwörung von Geistern gekommen bist?«, sagte Gran langsam.
  Erik. Er wird nicht warten; er wird ohne mich anfangen. Oder vielleicht nicht? Ich habe ihm gesagt, dass er es nicht tun soll. Aber er wird sich wegen der Party Sorgen machen ...
  Die Party. All diese Kinder ... Sogar kleine Kinder. Menschen zwar, aber Personen. Wie Hühnerküken, über denen ein Habicht kreist. Wie viele von ihnen werden wie Kevin enden?
  »Die Formel für die Beschwörung von Geistern!« Gran brüllte, als sei Thea schwerhörig.
  »Ich ... wir ... ich habe euch vor zwei Jahren an Samhain belauscht. In Vermont. Ich habe die Beschwörung gesehen, die der Innere Zirkel gewirkt hat.« Auch ihre eigene Stimme klang unheimlich und verzerrt.
  » Wir haben euch gesehen. Wir beide. Wir hatten uns hinter den Bäumen versteckt und ihr habt nichts bemerkt«, sagte Blaise deutlich, und die Glöckchen klingelten erneut.
  Irgendwo in sich verspürte Thea Anerkennung. Aber im Wesentlichen war ihr Verstand damit beschäftigt, von einem schrecklichen Gedanken zum anderen zu taumeln.
  Erik ... aber wenn ich

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