Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern der Dunkelheit

Schwestern der Dunkelheit

Titel: Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
sich und rückten ihre Stühle zu einem gleichmäßigeren Kreis zusammen. Sie trugen alle ihre gewöhnlichen Kleider, bemerkte Thea: Geschäftsanzüge oder Uniformen oder Hosen mit Tops. In Aradias Fall waren es Jeans. Im Fall des Alten Bob handelte es sich um einen schmutzigen Overall.
  Und das bedeutet, dass sie heute Nacht ihre eigene Zeremonie überhaupt nicht begonnen hatten. Dies hier ist wichtig genug, um Samhain auszulassen.
  Dies ist eine Gerichtsverhandlung.
  Die rothaarige Belfana schob Creons Rollstuhl zu einem freien Platz. Sie war die Letzte, die sich setzte.
  Ich stehe in der Mitte, dachte Thea benommen.
  Das war immer ihre schlimmste Angst gewesen. Das war genau das, was sie bereits in der Wüste bei ihrer ersten Begegnung von Erik weggetrieben hatte, als sie zum ersten Mal diese Seelengefährtenverbindung zu ihm verspürte. Und jetzt wurde ihr schlimmster Albtraum wahr.
  Sie konnte Danis ungleichmäßigen Atem hören und das schwache Klimpern von Glöckchen, während Blaise von einem Fuß auf den anderen trat.
  »In Ordnung«, begann Grandma Harman und klang müde, aber förmlich. »Bei Erde, bei Luft, bei Wasser und bei Feuer rufe ich diesen Zirkel zur Einigkeit.« Sie fuhr fort und rezitierte die uralte Formel für eine Ratsversammlung.
  Für Thea vermischten sich die Worte mit dem Stampfen des Blutes in ihren Ohren. Es war seltsam, wie beängstigend es sein konnte, in allen Richtungen von Leuten umringt zu sein. Wohin sie auch schaute, stieß sie auf eine weitere ernste, undurchdringliche Miene. Sie fühlte sich so gefangen, als wären es Menschen.
  »Thea Sophia Harman«, sagte Gran, und plötzlich hörte Thea wieder zu. »Du wirst angeklagt ...«
  Es schien eine endlose Pause zu folgen, obwohl Thea wusste, dass wahrscheinlich überhaupt keine Zeit vergangen war.
  »... verbotene Zauber gewirkt zu haben, ein direkter Verstoß gegen die Gesetze der Hellewise und dieses Zirkels ...«
  Alles, was Thea für eine Weile hörte, war »verbotene Zauber gewirkt« . Die Worte schienen in der Luft zu hängen und widerzuhallen. Ein Teil von ihr wartete darauf, die anderen, noch schrecklicheren Anklagen zu hören, dass sie die Geheimnisse der Nachtwelt verraten und sich in einen Menschen verliebt habe. Aber sie kamen nicht.
  »... angeklagt der Beschwörung eines Geistes von einem fernen Ort jenseits des Schleiers ... des Bindens zweier Menschen mit einem verbotenen Liebeszauber ...«
  Dann nannte Gran Blaises Namen.
  Blaise wurde angeklagt, eine Kette aus verbotenen Materialien gefertigt und Menschen mit einem verbotenen Zauber aneinandergebunden zu haben. Dani wurde der Beihilfe angeklagt, weil sie Thea geholfen hatte, einen Geist von den fernen Orten zu rufen - was natürlich falsch ist, dachte Thea schwindelig.
  Ihr ganzer Körper kribbelte, von den Fußsohlen bis zu den Handflächen bis zur Kopfhaut. Vor Angst... und vor Erleichterung.
  Sie wissen es nicht. Den schlimmsten Teil kennen sie nicht, sonst hätten sie es gesagt - oder? Und wenn ich einfach den Mund halte, warum sollten sie es je erfahren?
  Dann konzentrierte sie sich auf Gran, die mit der Verlesung der Anklagen fertig war und jetzt wieder mit einer gewöhnlichen Stimme sprach. »Und ich muss sagen, dass ich von euch allen dreien enttäuscht bin. Vor allem von dir, Thea. Von ihr hätte ich das natürlich erwartet« - sie deutete mit dem Kopf auf Blaise, während sie das Wort an den Rest des Zirkels richtete - »von dieser meiner Nachfahrin hier, die sich gekleidet hat wie Hekates unartige Tochter. Aber ich dachte wirklich, dass Thea mehr Verstand hätte.«
  Sie wirkte enttäuscht. Und das - tat weh. Thea war immer ein braves Mädchen gewesen, das goldene Mädchen, die Jüngste und Vielversprechendste der Herdfrauenlinie. Als sie jetzt von Gesicht zu Gesicht schaute, sah sie überall Enttäuschung.
  Ich habe versagt; ich habe meinem Erbe Schande gemacht. Ich schäme mich so sehr ...
  Sie wollte sich zusammenrollen und verschwinden.
  Genau in diesem Moment erklang das silbrige Glöckchenklimpern. Blaise warf den Kopf in den Nacken. Sie wirkte trotzig und abschätzig und sehr stolz und ein wenig gelangweilt.
  »Was ich wissen will, ist, wer uns angezeigt hat«, sagte sie in einem beinahe unhörbaren, aber definitiv drohenden Flüstern. »Wer immer es ist, es wird ihm leid tun.«
  Und plötzlich hatte Thea weniger Angst. Die Enttäuschung bedeutete nicht so viel. Es war möglich, den Inneren Zirkel

Weitere Kostenlose Bücher