Schwestern der Dunkelheit
sie hätten tun können.
Als sie draußen in der kühlen Nachtluft standen, fragte Dani: »Stimmt - stimmt irgendetwas nicht?« Sie schaute von Tante Ursula zu der anderen Frau, die klein war, aber eine beträchtliche Ausstrahlung hatte.
Und die Thea bekannt vorkam ... Und dann wusste sie es.
Es war Nana Buruku. Aus dem Inneren Zirkel.
Das hier ist keine Familienangelegenheit der Harmans. Der Innere Zirkel selbst ruft uns.
»Es gibt da einige Dinge, über die wir reden müssen. Kommt mit und lasst uns die Angelegenheit schnell aufklären«, sagte Nana Buruku und legte Thea eine zimtfarbene Hand auf den Arm. Grans uralter Lincoln Continental stand am Straßenrand. Nana Buruku setzte sich selbst hinters Lenkrad.
Dani und Thea hielten einander auf der Rückbank an den Händen. Danis Finger waren eiskalt.
Der Wagen schlängelte sich durch Straßen, die von kostümierten Menschen gesäumt waren, zu einem großen, an eine Ranch erinnernden Haus mit hohen Mauern um den Garten. Selenes Haus, begriff Thea, als sie den Namen Lucna auf dem Briefkasten las.
Dies muss der Ort sein, an dem das Treffen der Jungfrauen des Zirkels der Mitternacht stattfindet.
Tante Ursula stieg aus. Thea und Dani blieben mit Nana Buruku im Wagen sitzen. Wenige Minuten später kam Ursula mit Blaise zurück.
Selene, in Silber gekleidet, und Vivienne in Schwarz, folgten ihnen bis zur Einfahrt.
Sie wirkten ernst und verängstigt, überhaupt nicht wie böse Hexen.
Bei Blaise war das anders. Barfuß und anscheinend unempfindlich gegen die Kälte und mit ihren leise klingelnden Glöckchen im Haar wirkte sie wütend und stolz. Sie öffnete die Wagentür mit einem Ruck und ließ sich hart neben Thea fallen, die zusammen mit Dani zur Seite rutschte.
»Was ist los?«, fragte sie, beinahe laut. »Ich verpasse die Mondkuchen, ich verpasse alles . Was für eine Art Samhain ist das hier?«
Thea hatte sie noch nie so sehr bewundert.
»Wir werden rechtzeitig zurück sein«, sagte Dani, und ihre Stimme war fest, auch wenn ihre Finger sich immer noch kalt anfühlten.
Sie sind beide mutig, dachte Thea. Und ich? Aber so sehr sie es auch wollte, sie bekam kein Wort aus ihrer zugeschnürten Kehle.
Sie erwartete halb, dass Nana Buruku auf die Schnellstraße und in Richtung Wüste fahren würde, wo Thierrys Land lag. Aber stattdessen fuhr der Lincoln durch vertraute Straßen und hielt in der Gasse hinter Grandma Harmans Laden.
Thea konnte Danis fragenden Blick spüren. Aber sie hatte keine Ahnung, was los war, und sie hatte Angst, Dani ins Gesicht zu schauen.
»Kommt«, befahl Tante Ursula und führte sie durch die Hintertür in den Laden und durch den Perlenvorhang, der in die Werkstatt führte.
Alle Stühle für Grans Schüler waren in einem groben Kreis aufgestellt worden. Leute saßen darauf oder standen im Raum und unterhielten sich leise, aber als Thea hinter Nana Buruku durch den Vorhang trat, brachen alle ab und schauten sie an.
Theas Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht und sah jedes einzelne davon wie traumähnliche Blitze aufleuchten. Grandma Harman, die so grimmig und müde wirkte. Mutter Cybele, die die Mutter des Inneren Zirkels war, genauso wie Gran die Alte war, wirkte besorgt. Das hübsche Gesicht von Aradia, der Jungfer aller Hexen, war ernst und traurig.
Andere kannte sie noch von Vermont vor zwei Jahren, Leute, die so berühmt waren, dass sie ihre Vornamen wusste. Rhys, Belfana, Creon, der Alte Bob.
Tante Ursula und Nana Buruku stellten die letzten beiden der insgesamt neun dar.
Sie wirkten wie gewöhnliche Leute, Männer und Frauen im Arbeitsleben oder noch agile und blitzgescheite Rentner - eben Leute, wie man sie jeden Tag auf der Straße sah.
Nur dass sie das nicht waren.
Hier hatten sich die größten magischen Talente der ganzen Welt versammelt. Hexengenies - die Wunderkinder und die Weisen, die Weitsichtigen, die Lehrer, die Politiker der Hexen. Sie waren der Innere Kreis.
Und sie alle sahen Thea an.
»Die Mädchen sind hier«, sagte Mutter Cybele leise zu Aradia. »Sie stehen in der Mitte.«
»In Ordnung«, sagte Gran, »lasst uns mit dieser Sache anfangen. Wenn sich bitte alle einen Platz suchen würden.« Es war keine Frage, es war ein Befehl. Gran war älter als all diese Berühmtheiten.
Aber sie weigerte sich, Thea anzusehen. Und das war das Schrecklichste, das Albtraumhafteste von allem. Sie benahm sich, als seien Thea und Blaise Fremde.
Alle setzten
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