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Schwestern Des Blutes

Schwestern Des Blutes

Titel: Schwestern Des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn , Lynda Hilburn , Kathryn Smith
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»Diese neuen Kleider wird sie höchstens ein paar Tage lang tragen und dann nie wieder. Aber gut, ich kümmere mich darum.«
    Vater legte sein Schwert beiseite, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und schlug das rechte Bein über. Er war ein gutaussehender Mann, scheinbar kaum älter als wir drei. Als reinblütiger Sidhe würde er viel langsamer altern als wir, bis zu dem Tag, da wir den Nektar des Lebens tranken. Aber das würde noch eine Weile dauern. Noch war es uns verboten, den Trank anzurühren.
    Es wunderte mich nicht, dass Mutter um seinetwillen die Erdwelt verlassen hatte und ihm hierher gefolgt war. Sie hatte sich in ihn verliebt, ehe er sie zum ersten Mal geküsst und ihr seine Liebe gestanden hatte, und die beiden hatten einander treu und hingebungsvoll geliebt bis zum tragischen Ende.
    »Camille, ich wollte etwas mit dir besprechen.« Sephreh wirkte ein wenig verlegen. »Deine Mutter hat in der Erdwelt für euch vorgesorgt. Ihr werdet dort gut zurechtkommen, falls es je nötig sein sollte. Aber hier … Nun, ich habe für euch drei beiseitegelegt, was ich konnte, aber es ist nicht viel.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was soll das heißen? Du bist doch nicht etwa krank, oder?« Ich kniete mich vor ihn hin und schmiegte den Kopf an sein Knie, gepackt von einer plötzlichen Angst. Wir durften ihn nicht auch noch verlieren.
    Er schüttelte den Kopf und strich mir übers Haar. »Nein, ich bin nicht krank. Ich beziehe mich darauf, dass Mädchen in deinem Alter normalerweise anfangen, ans Heiraten zu denken und an alles, was dazugehört – Sicherheit, einen Titel, ein angenehmes, komfortables Leben. Ich weiß nur nicht recht …«
    »Wie das bei uns werden soll?« Er verzog unwillkürlich das Gesicht, und mir war sofort klar, was ihm zu schaffen machte. »Du fürchtest also, dass wir keinen Ehemann finden werden? Dass mich niemand haben will, weil ich ein Halbblut bin?«
    Er sprang auf, packte mich bei den Schultern und zog mich auf die Füße. Er hob mein Kinn an und starrte mir mit funkelndem Blick in die Augen. » So darfst du dich nie bezeichnen. Erniedrige dich nicht selbst, niemals! Du bist halb menschlich. Deine Mutter war ein Mensch, und sie war die wunderbarste Frau der Welt. Beider Welten. Du darfst dich deiner Abstammung nicht schämen. Ich schäme mich nicht für dich oder deine Schwestern. Ich bin stolz auf euch drei, und ich weiß, dass ihr euer Bestes tut, damit ich auch weiterhin stolz auf euch sein kann. Hast du das verstanden?«
    Erschüttert nickte ich. »Es tut mir leid. Ich wollte damit nicht sagen … Ich meine, wenn jemand sich an unserer Abstammung stört, kann er sich ins Knie ficken. Keine von uns wird jemals einen scheinheiligen Mann heiraten. Abgesehen davon will ich überhaupt nicht heiraten. Dazu ist mir meine Freiheit zu kostbar.« Ich bemühte mich, seine Sorgen mit einem Lächeln zu zerstreuen.
    Vater sah mir forschend in die Augen. Dann lachte er und küsste mich auf den Kopf. »Du kommst wirklich nach mir, Mädchen«, sagte er und wandte sich wieder seinem silbernen Schwert zu. »Sex ist dir fast wichtiger als das Atmen. Manchmal wünschte ich allerdings, du wärst mehr wie deine Mutter, so wie Delilah. Ich glaube, sie wird es im Leben leichter haben als du. Und Menolly … da kann ich nicht einmal raten.«
    Ich wollte ihn gerade fragen, ob er je daran gedacht hatte, sich wieder zu verheiraten, doch ich biss mir auf die Zunge. Manche Gedanken waren immer noch zu schmerzlich.

2
    A m nächsten Tag machten Menolly, Delilah und ich uns gemeinsam auf den Weg zur Arbeit. Delilah war ein paar Jahre jünger als ich und trug das hüftlange Haar zum Pferdeschwanz gebunden. Sie war groß – etwas über eins achtzig – und so durchtrainiert, dass ich mir neben ihr schwächlich vorkam. Als wahrhaftiger Wildfang verbrachte sie so viel Zeit damit, auf Bäume zu klettern, wie ich in allen möglichen Geschäften. Zudem war sie eine Werkatze, und ihr jaulendes Miauen konnte Tote wecken, vor allem in den Nächten vor dem Vollmond.
    Menolly hingegen reichte mir knapp bis an die Nase mit ihrer kupferroten, über schulterlangen Lockenmähne. Sie war sehr zierlich, die vollkommene Akrobatin. Na ja, beinahe vollkommen. Dank unserer halb menschlichen Abstammung hatten wir alle gewisse Probleme.
    Meine Magie versagte manchmal völlig unerwartet, und wenn dann etwas schiefging, war das meistens schmerzhaft und peinlich. Menolly konnte auf einem Drahtseil auf Zehenspitzen balancieren, aber ein

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