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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sich der Himmel, und das Unwetter brach los. Schwerer Regen prasselte aufs Pflaster, und die dicken Tropfen spritzten von der Straße hoch. Chase fuhr vorsichtig weiter. Die Staatsstraße war viel schmaler als der Freeway und wand sich in zahlreichen Kurven durch die ländliche Gegend.
    »Sag mir bitte noch einmal genau, was ich tun soll, falls wir diesem Drachen begegnen«, bat Chase und sah mich im Rückspiegel an.
    »Wenn du ihn zuerst siehst, weichst du vorsichtig und leise zurück. Versteck dich, wenn es geht. Falls er dich sieht, könnte er dich auf der Stelle angreifen – dann bist du buchstäblich Toast. Er könnte auch versuchen, sich mit dir zu unterhalten. Wenn er spricht, hör zu und widersprich ihm ja nicht. Lass dich nicht von deinem Stolz zu Dummheiten verleiten, droh ihm nicht und nenne ihm niemals deinen richtigen Namen. Das wäre eine ganz schlechte Idee. Entschuldige dich dafür, dass du sein Territorium betreten hast, und frage höflich, ob du wieder gehen darfst. Aber ganz gleich, was du tust, zieh ja nicht deine Waffe, sonst war’s das.« Ich kramte in der Tüte herum und fand ein Milky Way.
    Chase hüstelte. »Klingt ja reizend. Ich nehme an, ein Mensch kann bei so einer Begegnung nur auf ganzer Linie verlieren.«
    »Also«, sagte Morio und räusperte sich, »ich habe mal einen Drachen kennengelernt, der sogar recht freundlich war.«
    Ich starrte ihn an. »Du bist schon einmal einem Drachen begegnet?«
    »Zweien sogar, aber mach dir keine großen Hoffnungen. Bei dem freundlichen hatte ich einfach nur Glück. Er war auf der Suche nach seinem Abendessen, und ich wusste zufällig, wo in der Nähe ein Bauer mit einer Herde Kühe wohnte. Die andere Begegnung verlief leider nicht so unblutig.« Er verzog das Gesicht. »Ich war mit einem jungen Priester auf Reisen, der glaubte, er sei mächtiger als der Drache. War er aber nicht.«
    »O Gott, das ist genau das, was ich jetzt hören wollte«, sagte Chase und bremste ab, als links von uns eine Straße abzweigte. Der Feldweg führte uns durch dichtes Gebüsch. Heidelbeeren und Farne, Brombeerranken und Wacholder drangen bis auf den Weg vor, und riesige Douglasien ragten aus dem Unterholz auf, dazwischen wilder Holzapfel, Weinahorn und Rotzedern. Hier und dort wucherten verwilderte Weidenröschen. Während wir den Feldweg entlangholperten, wurde die wilde Energie, die Delilah erwähnt hatte, immer dichter, wie Nebel, der sich am Boden verbreitet.
    Wir kamen um eine Kurve und sahen links vor uns ein altes Haus. Die Straße endete in einer kreisrunden Auffahrt, auf der zwei alte Pick-ups vor sich hin rosteten. Die drei Nebengebäude weiter hinten sahen aus, als wollten sie jeden Moment einstürzen. Ich blickte mich um und suchte nach Hinweisen auf den Holzfäller. Chase verrenkte sich am Fahrerfenster den Hals, vermutlich auf der Suche nach dem Drachen.
    Der Jeep hielt, und wir stiegen aus. Chase stieg leichtfüßig die Stufen vor dem Haus hinauf, wobei er einem geborstenen Brett ausweichen musste, das unter ihm nachzugeben drohte. Er klopfte an die Tür, doch niemand antwortete.
    Ich ging seitlich ums Haus herum, in Richtung der wackeligen Schuppen, und suchte dort nach Anzeichen von Leben. Als ich den kleinsten, mit Moos bedeckten Schuppen fast erreicht hatte, stieß Chase einen schrillen Schrei aus, und eine Explosion ließ den Boden erzittern. Was zur Hölle... ?
    Ich rannte zurück zum Haus und sah, dass Chase von der Veranda geschleudert worden war, und die unverkennbaren Funken, die auf magische Aktivität hinwiesen, flogen überall herum. Chase lag auf dem Boden, und Delilah kniete neben ihm. Morio näherte sich vorsichtig der Stelle, wo eben noch die Tür gewesen war. Ich sprang die Treppe hinauf und blieb neben dem Yokai-kitsune stehen. Er hielt den Zeigefinger an die Lippen.
    »Da drin ist jemand«, flüsterte er.
    Ich holte tief Luft und sammelte so viel Energie, wie ich konnte. Obwohl es regnete, fühlte es sich so an, als seien die Blitze noch weit weg. Doch die Mondmutter – unsichtbar hinter Wolken und Tageslicht – spürte ich stark und klar. Ich rief ihre Macht zu mir herab, und sie schoss durch meinen Körper in meine Hände.
    »Okay.« Ich nickte Morio zu. »Ich bin bereit. Sehen wir uns an, womit wir es zu tun haben.«
    Als wir um die Ecke des Flurs bogen, standen wir plötzlich einer Fee gegenüber. Sie hatte blasse, mintgrüne Haut, und ihre Augen waren von derselben Farbe wie meine, violett mit Lavendelschimmer. Winzige grüne

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