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Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 01 - Die Hexe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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reinzugehen.
Alles kommt mir immer noch so fremd vor.
    Delilah lächelte mich an. »Er war in sie verknallt.«
    »Und es klingt ganz so, als hätte sie seine Gefühle erwidert.« Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war mir unangenehm, die Nase in Jockos persönliche Angelegenheiten zu stecken. Obwohl er tot war, widerstrebte es mir, in seinen privaten Gedanken herumzuschnüffeln, von denen er erwartet hatte, sie würden auch privat bleiben. Aber wir mussten erfahren, was hier los war und warum Louise ermordet worden war.
    »Wir sind schon fast in Puyallup«, bemerkte Chase.
    »Da ist dieser große Jahrmarkt, oder?« Im September hatte Chase mich eingeladen, mit ihm die Puyallup Fair zu besuchen, aber ich hatte abgelehnt. Während die Straße unter unseren Rädern dahinraste, bemerkte ich, dass der Ort diese gewisse Durchreise-Atmosphäre hatte. Autohäuser säumten die Straße, dazwischen die üblichen Mini-Supermärkte, Tankstellen, Wirtshäuser, Spielhallen – alles, was den müden Reisenden nach einer langen Strecke ansprechen würde.
    »Genau. Und da drüben ist der Mount Rainier«, sagte er und wies mit einem Nicken nach Südwesten. »Wir sind noch etwa eine Stunde von der Einfahrt zum Nationalpark entfernt.«
    Nachdem ich ein paar Minuten auf den gletscherbedeckten Berg gestarrt hatte, wandte ich mich wieder dem Tagebuch zu und blätterte weiter, bis etwa eine Woche vor Jockos Tod. Dort fand ich einen sehr interessanten Eintrag.
    Louise hat der Ring sehr gefallen, und sobald ich genug
    Geld gespart habe, werde ich sie durch das Portal schmuggeln.
 Sie verbringt fast jeden Abend mit mir. Ich weiß, dass meine Familie
 sie nie aufnehmen würde, also werden
wir uns eben allein durchschlagen, wenn wir zu Hause
sind. Der AND wird stinksauer sein, aber das ist mir
egal. Die tun sowieso nichts für mich.
Gestern Abend hat Louise Wisteria im Keller erwischt.
Ich habe Wisteria verboten, wieder da runterzugehen. Sie
ist nicht befugt, sich dem Portal zu nähern. Louise auch
nicht, aber ich weiß, dass sie nichts anfassen würde.
Wisteria hat gesagt, sie wolle nur etwas in einem Inventar
nachschauen und dachte, das wäre da unten, also wird
das schon in Ordnung gehen.
Ich weiß nicht, was das Hauptquartier sich dabei gedacht
hat, mir die hierherzuschicken – sie ist mir keine große
Hilfe, und sie ist ein Miststück. Will nicht an den Abenden
 arbeiten, wenn Menolly da ist, weil sie Vampire hasst.
Ich hab versucht, ihr zu sagen, dass Menolly nicht wie die
anderen Vampire ist, sondern echt nett, aber Wisteria hört
nicht auf mich.
    »Jocko hatte also vor, sich zusammen mit Louise durchs Portal zu schmuggeln und in der Anderwelt unterzutauchen. Und wer zum Teufel ist diese Wisteria? Hast du je gehört, dass Menolly sie erwähnt hätte?« Stirnrunzelnd versuchte ich mich zu erinnern, ob ich den Namen schon einmal gehört hatte.
    Delilah kniff die Augen zusammen. »Nicht, dass ich wüsste, aber ich habe mich nie groß dafür interessiert, was im Wayfarer vor sich geht. Glaubst du, sie könnte unsere undichte Stelle sein?«
    »Möglich. Wir müssen uns darum kümmern, sobald wir wieder zu Hause sind, das steht fest.« Ich überflog Jockos letzten Tagebucheintrag. In der Nacht, in der er gestorben war, hatte er Louise ein Essen spendieren und dann mit ihr zum Bowling gehen wollen. Das war so normal, so alltäglich, dass es mir den Magen zusammenzog. Jocko hatte keine Ahnung gehabt, dass sein Leben bald vorbei sein würde. Ihm war nicht klar gewesen, dass er auch Louise in Gefahr gebracht hatte, durch seine bloße Nähe zu ihr. Wenn er gewusst hätte, dass er und Louise in Todesgefahr schwebten, wären die beiden durch das Portal gegangen und verschwunden. Da war ich ganz sicher. Doch Jocko war ahnungslos gewesen, und nun war er tot.
    Als ich wieder aufblickte, hielten wir gerade an einer Raststätte in einem kleinen Ort namens Elbe, der seinen touristischen Ruhm der Mount Rainier Scenic Railroad verdankte. Die Bimmelbahn machte eine Rundfahrt von anderthalb Stunden durch die Hügellandschaft am Fuß des Berges. Das klang eigentlich ganz nett, und ich nahm mir vor, später einmal wiederzukommen, wenn sich die Aufregung wieder gelegt hatte, und diese Rundfahrt zu machen. Ich könnte etwas mehr wilde Energie gebrauchen, als die Wälder um unser Stadtviertel zu bieten hatten.
    »Muss jemand zur Toilette? Wollt ihr etwas essen?« Chase öffnete die Tür, um zu tanken. Delilah und ich stiegen ebenfalls aus und vertraten uns

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