Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
leichte Bart ihm verdammt gut stand.
»Wir müssen herausfinden, wer unsere Leute ermordet. Wir haben selbst versucht, Nachforschungen anzustellen, aber – nichts... Wir kommen immer zu spät, sind immer einen Schritt zu langsam. Fünf Angehörige unseres Rudels sind in den vergangenen Wochen ermordet worden, und ich gebe offen zu, dass wir inzwischen große Angst haben.«
»Wart ihr schon bei der Polizei?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
»Das ist keine Sache für die Polizei. Die haben doch keine Ahnung, wie man mit so einer Situation umgeht. Die Opfer wurden auch nicht von einem Menschen getötet, so viel kann ich dir versichern.« Er starrte zu Boden und scharrte mit der Stiefelspitze auf dem Boden herum.
Mir fiel ein, dass Chases Anderwelt-Erdwelt-Tatort-Team uns vielleicht helfen könnte. Ich kritzelte eine Notiz auf meinen Block, die mich daran erinnern sollte, ihn zu fragen.
»Möchtest du Tee?«, fragte ich. Ich hatte eine Mikrowelle auf einem kleinen Tischchen und immer verschiedene FertigNudelgerichte, Tees, Kakao und andere Kleinigkeiten auf Lager. Rasch stellte ich zwei Becher Wasser in die Mikrowelle und erhitzte sie zwei Minuten lang.
»Danke«, sagte er und hatte auf einmal sichtlich Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. »Es kommt mir so vor, als hätte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen, und vermutlich sehe ich auch so aus.«
Ich lächelte ihm zu. »Du siehst gut aus«, sagte ich und ließ Teebeutel in die Becher mit dampfendem Wasser fallen. »Hier, lass ihn noch ein paar Minuten ziehen. Da ist Pfefferminze drin, die wird dich erfrischen.« Ich kehrte zu meinem Schreibtisch zurück und griff zum Stift. Später würde ich die Notizen auf meinen Laptop übertragen. »Erzähl mir alles, und lass nichts aus, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist.«
Zachary griff nach seinem Becher, hielt ihn sich unter die Nase und sog tief den duftenden Dampf ein. Dann atmete er langsam aus und lehnte sich entspannt zurück. »Der erste Mord ist vor einem Monat geschehen. Sheila ist am Morgen nach dem Vollmond nicht nach Hause gekommen.«
»Sheila?«, fragte ich. »Hat sie auch einen Nachnamen?«
»Nein. Das erkläre ich dir gleich«, sagte er. »Erst dachten wir, sie wäre irgendwo im Wald eingeschlafen, aber als sie mittags noch nicht zurück war, haben wir uns Sorgen gemacht. Wir haben einen Suchtrupp ausgeschickt, und der hat sie an einem Fluss gefunden. Sie war in ihrer Pumagestalt und... ausgesprochen tot.«
»Was bedeutet, dass sie vor Sonnenaufgang getötet wurde.«
»Ja.« Er beugte sich vor, und seine Stimme brach. »Ihr war das Blut ausgesaugt worden, und... alles war weg – innen, meine ich. Der ganze Leichnam war staubtrocken. Aber es sah aus, als wäre ihr das Herz herausgerissen worden. Wir haben es nie gefunden.«
Ich verzog das Gesicht. Was konnte man zu so einer Geschichte sagen? Tut mir leid reichte irgendwie nicht ganz. Ich entschied mich für eine weitere Frage. »Habt ihr irgendeine Ahnung, wer sie getötet haben könnte? Und wie habt ihr den Behörden ihr Verschwinden erklärt?«
Zachary zuckte mit den Schultern. »Keinen blassen Schimmer. Keines der Opfer hatte irgendwelche Feinde. Alle waren in unserer Gemeinschaft recht beliebt. Was die Polizei angeht – einige Mitglieder unseres Rudels leben immer noch außerhalb der menschlichen Gesellschaft. Sie bleiben im Revier, während andere – wie ich – Ausweise und Sozialversicherungsnummern haben, sich einen Job suchen und Steuern bezahlen. Wir finanzieren das Land und die nötigen Vorräte. Diejenigen, die sich dafür entscheiden, nicht durchzugehen – als menschlich, meine ich –, leisten andere Dinge für die Gemeinschaft. Sheila hatte keine Geburtsurkunde, keine Sozialversicherungsnummer. Sie ist auf keinem Computer der Welt registriert, also wird sie auch niemand vermissen.« Er rieb sich die Schläfen. »Außer diejenigen von uns, die sie geliebt haben.«
Ich machte mir ein paar Notizen. Diese Sache war viel ernster als alles, womit ich es bisher zu tun bekommen hatte. Und es war das erste Mal, dass ein Übernatürlicher der Erdwelt mich um Hilfe bat. »Bitte nenn mir noch die Namen der anderen Opfer.«
»Also, von Sheila habe ich dir gerade erzählt. Ihre Eltern sind vor Jahren aus den Bergen heruntergekommen und haben sich unserem Clan angeschlossen. Beide leben noch. Dann waren da Darrin und Anna Jackson, frisch verheiratet. Sie sind auf einer Camping-Tour verschwunden.«
»Camping? Um
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