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Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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diese Jahreszeit?«, fragte ich und schaute aus dem Fenster, das zur Hintergasse hinausging. Die Wolken schimmerten silbrig, und die Temperatur lag um die null Grad.
    »Werpumas sind stark und zäh. Wir sind das Rainier-Rudel.« In seiner Stimme lag eine stolze Selbstachtung, die beinahe so klang, als sollte ich geradesitzen und salutieren.
    »Wir sind kaltes Wetter gewohnt«, fuhr er fort. »Es macht uns also überhaupt nichts aus, zu dieser Jahreszeit zu campen. Jedenfalls haben wir ihre Leichen ganz in der Nähe der Stelle gefunden, wo auch Sheilas Leichnam lag – in der Nähe einer Arrastra, die zu einer alten Mine am Pinnacle Rock gehört.«
    »Was ist eine Arrastra?« Das Wort hatte ich noch nie gehört.
    »Die Goldgräber haben Mühlen benutzt, normalerweise von einem Fluss oder Bach angetrieben, um das Erz zu zerkleinern und dann das Gold herauszuwaschen. Du wirst es selbst sehen, wenn du zu uns herauskommst.« Zachary sah selbst fast wie ein Goldgräber aus; wettergegerbt genug war er jedenfalls. Wieder ertappte ich mich dabei, wie meine Gedanken vom aktuellen Problem zu den Muskeln unter seiner Jacke abschweiften. Wie kräftig war er wohl genau?
    Hastig zügelte ich meine Gedanken – sie galoppierten in eine Richtung davon, auf die ich nicht ganz vorbereitet war – und fragte: »Wurden alle Leichen in der Nähe dieses Bachs gefunden?«
    Er nickte. »Der Bach fließt den Hügel hinab. Und Todd Veshkam ist verschwunden, als er im Wald Totholz als Zunder sammeln wollte. Auch ihn haben wir in der Nähe der Arrastra gefunden. Die Leichen waren alle in dem gleichen Zustand: staubtrocken, und das Herz fehlte.«
    »Sheila, Darrin, Anna, Todd...  vorhin hast du gesagt, es wären fünf Opfer?« Ich zögerte, den Stift einsatzbereit über dem Notizblock.
    Er schloss die Augen. »Ja. Das letzte Opfer war Hattie...  Hattie Lyonnesse.«
    Als er das sagte, hörte ich brodelnde Wut in seiner Stimme. Ich riss den Kopf hoch und begegnete seinem Blick. Seine Augen glitzerten wild und gefährlich. »Lyonnesse? Ist das nicht dein Nachname?«
    Zachary nickte. »Hattie war meine Schwester. Und ich will, dass du den Dreckskerl findest, der sie ermordet hat, damit ich seinem erbärmlichen Leben ein Ende setzen kann.«

 
Kapitel 3
     
    Deine Schwester?« Ich fühlte mich elend und legte den Stift weg. Instinktiv streckte ich den Arm aus und griff nach seiner Hand. »Ach, Zachary, das tut mir so leid. Ich weiß nicht, was –«
    Er starrte einen Moment lang auf meine ausgestreckte Handfläche und strich dann leicht mit den Fingern darüber. »Nicht. Bitte nicht. Du kannst nichts sagen, das mich trösten könnte. Sie ist fort, wir können ihr nicht mehr helfen. Aber du kannst den Bastard finden, der das getan hat. Das macht sie nicht wieder lebendig, aber auf mehr kann meine Familie nicht mehr hoffen.«
    Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, und räusperte mich unsicher. »Wie war sie denn? Hattie, meine ich? Erzähl mir von ihr.«
    Er lächelte – nur ganz dünn, aber es reichte, um die düsteren Schatten von seinem Gesicht zu vertreiben. »Hattie war eine von diesen Frauen, die einfach geborene Mütter sind. Weißt du, welche Sorte ich meine? Sie hatte noch keine eigenen Kinder, aber jeder, der sie kannte, war ganz sicher, dass sie sich bald niederlassen und einen Wurf großziehen würde. Hattie wohnte bei unserer Mutter. Vater ist tot. Irgendein Idiot hat ihn vor drei Jahren bei Vollmond erschossen. Wir können nur vermuten, dass Vater gerade eine gute Mahlzeit verfolgt hat, und der Idiot, der zwischen ihn und seine Beute kam, glaubte, er wollte ihn angreifen. Er hat ihn mit drei Kugeln getötet. Vater konnte sich ins Gebüsch retten und hat sich dort versteckt, bis er starb. Der Idiot ist sicher einfach weggerannt, ohne nachzusehen – vermutlich dachte er, er wäre gerade dem Tod entronnen.«
    »Wer hat deinen Vater gefunden?«, fragte ich und starrte dabei auf den Schreibtisch. Offenbar war das Leben überall hart und grausam. Ich hatte es in der Anderwelt schon für schlimm gehalten, aber obwohl es hier viel mehr gesellschaftliche Regeln gab, war es trotzdem ein hartes Leben, das gut zu bewältigen wohl eine Kunst war.
    »Hattie und ich, am nächsten Morgen. Er war verblutet.« Zachary seufzte tief. »Jedenfalls ist Hattie nach seinem Tod bei Mutter geblieben. Sie hatte einen festen Freund, einen Jungen aus unserer Siedlung. Nathan heißt er. Nate hat auch nie gelernt, als Mensch durchzugehen, und ich glaube, er

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