Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
Spielzeug wartete dort oben nur darauf, gejagt zu werden. Meine Nase zuckte, und ich stieß einen Laut aus, der halb Schnurren, halb Miauen war.
    Ich konnte mich nicht beherrschen. Ich flitzte los und raste wie verrückt im Zimmer herum, denn das schien mir gerade das einzig Richtige zu sein.
    Camille versuchte mich zu packen, aber sie war so groß und plump, und ich wich mit einem empörten prrp zur Seite aus, ein orangerot-goldener Blitz aus Fell. Auf keinen Fall würde sie mich von meinen Plänen abhalten – wie auch immer die aussehen mochten. Das würde ich dann schon merken, wenn es so weit war.
    Ich schoss zwischen ihren Beinen hindurch, sie stolperte, und ich hörte ein verschwommenes: »O Scheiße!« Der Boden erbebte, als ihre Schienbeine gegen den Couchtisch krachten, und sie stürzte mit einem lauten »Auu!« quer über den Tisch.
    Menolly sprang vor, um mir den Weg abzuschneiden. Ihre Reflexe waren besser als meine, also schlug ich einen scharfen Bogen nach links, und meine haarigen Pfoten schlitterten über den Boden, als ich heftig abbremste und dann schnurstracks auf den Baum zuhielt.
    Jetzt war Iris an der Reihe, aber ein vierbeiniges Wunderwesen wie ich konnte jedem alten Hausgeist davonlaufen. Ich sprang über ihren Kopf hinweg und landete in den unteren Ästen des Baumes. Sobald ich die Zweige unter meinen Pfoten spürte, fuhr ich die Krallen aus und kletterte höher, ohne mich um das Klirren zerbrochenen Baumschmucks zu scheren.
    Während ich immer höher stieg, allmählich etwas verzweifelt – ich war nämlich nicht mehr sicher, was ich hier eigentlich wollte –, verklebte immer mehr Harz mein Fell.
    O Mist, alle würden furchtbar sauer auf mich sein. In wachsender Panik arbeitete ich mich zur Spitze des Baumes hoch und fand eine Stelle, an der ich mich verkriechen konnte, direkt unter einem zarten, fünfzackigen Stern, der glitzerte wie das Feuerwerk am Geburtstag der Königin. Nervös spähte ich durch die Zweige. Ich fühlte mich sicher in meiner kleinen Höhle aus Tannenzweigen und konnte von hier aus den ganzen Raum überblicken.
    Sehr beeindruckt von meiner eigenen Leistung, begann ich zu schnurren.
    Unten herrschte helle Aufregung. Iris grummelte in irgendeinem seltsamen finnischen Dialekt etwas vor sich hin, das nicht jugendfrei klang, während Camille mir mit dem erhobenen Zeigefinger drohte.
    »Komm auf der Stelle da herunter, Delilah! Hörst du? Ich weiß, dass du verstehst, was ich sage!« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte mich an.
    Vage gereizt, stieß ich ein lautes Jaulen aus. Im selben Moment erschreckte mich ein Geräusch, und ich drehte hastig den Kopf und sah Menolly ganz in meiner Nähe unter der Decke schweben.
    Verfluchtes...  lautloses...  Vampirdings...  was auch immer das für eine Fähigkeit war.
    Sie griff nach mir und flüsterte: »Komm, Kätzchen, komm mit mir«, doch ich beschloss, auf ihre Hilfe zu verzichten. Wenn sie mich unbedingt von dem Baum haben wollten, würde ich von dem Baum runtergehen, aber auf meine Weise. Vorsichtig schlich ich auf meinem Tannenzweig entlang nach außen, aber er war zu dünn, und ehe ich mich versah, verlor ich den Halt und schlitterte die Tanne hinunter, dabei riss ich sämtlichen Weihnachtsschmuck mit, der in meiner Bahn hing.
    Iris schrie, und ich hörte Camille etwas rufen. Dann prallte ich hart auf den Boden auf, und vor lauter Schreck verwandelte ich mich sofort zurück. Viel zu schnell offenbar, denn ich war immer noch in die abgeknickte Zweige verstrickt, und als meine Beine länger wurden, lag ich sehr ungünstig.
    »O Scheiße, Vorsicht!«
    Menollys Stimme drang in mein vernebeltes Hirn vor. Ich starrte blinzelnd auf den Haufen Scherben und abgeknickter Zweige, auf dem ich lag, und blickte gerade rechtzeitig über meine Schulter, um zu sehen, wie die knapp vier Meter hohe Tanne sacht schwankte und dann anmutig in meine Richtung kippte.
    »Aus dem Weg!«, kreischte Camille, und sie und Iris flohen in den Flur. Menolly zuckte in der Luft zusammen und stürzte zu Boden, als ihre Konzentration unterbrochen wurde. Und was mich anging – ich kam mir vor wie in einem Alptraum, in dem ich wusste, dass etwas Schreckliches passieren würde, aber wie gelähmt war und nichts tun konnte, während die Ereignisse in Zeitlupe ihren Lauf nahmen.
    Ich hielt einen Arm über den Kopf und drückte das Gesicht in den Teppich, als die Tanne mitsamt dem Schmuck herunterkrachte, quer über meinem Rücken landete und mich mit

Weitere Kostenlose Bücher