Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
piksigen Zweigen und Glasscherben bedeckte. Der Wassereimer, in dem der Baum gestanden hatte, kippte ebenfalls um, das Wasser schwappte über den Boden und durchweichte meine Beine und Füße. Ich atmete ganz langsam und wartete darauf, dass sich das Chaos legte.
»Delilah! Delilah, bist du verletzt?« Camilles panische Stimme endete in einem kehligen Kreischen, links von mir.
»Kätzchen? Kätzchen?« Menolly spähte von rechts durch die Äste, wobei sie gut auf spitze Äste aufpassen musste, die als natürliche Pflöcke fungieren könnten. »Lebst du noch?«
Es gelang mir mit Mühe, eine Antwort zu krächzen. »Wenn ich nicht mehr leben würde, was würdest du dann tun? Mich in einen Vampir verwandeln?«
»Das könnte ich nicht, wenn du schon tot wärst. Camille könnte es vielleicht schaffen, dich zu zombifizieren, aber –«
»Das war ein Scherz, verdammt noch mal!« Ich wand mich, um unter dem Baum hervorzukommen. Bis jetzt hatte ich nicht den Eindruck, dass ich mir irgendetwas gebrochen hatte. »Helft mir hier raus.«
Menolly hob den Baum hoch, und Camille zog mich auf die Füße und klopfte mich ab. Ich war mit Harz und kleinen Kratzern bedeckt. Vorsichtig bewegte ich Beine und Arme, rollte dann den Kopf hin und her und zuckte probeweise mit den Schultern. »Nichts gebrochen«, sagte ich.
»Vielleicht hätten wir das Ganze besser durchdenken sollen«, bemerkte Camille und betrachtete traurig den umgestürzten Baum.
»Hat Mutter den Baum nicht immer an der Zimmerdecke befestigt, als wir noch klein waren?«, warf Menolly ein.
Ich errötete, verlegen und zugleich trotzig. Ich konnte nun mal nichts dafür, dass ich helles, glitzerndes Spielzeug so unwiderstehlich fand. Als ich noch klein gewesen war, war es viel, viel schlimmer gewesen. »Tja, ich sollte in der Weihnachtszeit wohl lieber nicht shoppen gehen, sonst könnte es schnell hässlich werden.«
Die Vorstellung, an Dutzenden bis obenhin vollgehängten Bäumen vorbeizugehen, war bereits mehr, als ich verkraften konnte. Zumindest war es dieses erste Mal zu Hause passiert, wo ich mich einfach in mein Zimmer schleichen konnte, ohne dass die ehrbaren Bürger Seattles mit dem Finger auf mich zeigten und mich als Grinch, den Weihnachts-Spielverderber, beschimpften.
Während wir das Chaos musterten – Iris hatte tatsächlich ein paar Tränen in den Augen –, klingelte das Telefon. Iris ging dran, und ich sah seufzend zu, wie Menolly den Baum wieder aufrichtete. Camille brachte eine Rolle starken Draht und einen großen Schraubhaken und reichte beides Menolly, die zur Decke hinaufschwebte und die Tanne – die keinen größeren Schaden genommen hatte – gegen weitere Missgeschicke sicherte. Ich wollte gerade Schaufel und Besen holen, als Iris den Kopf um die Ecke schob.
»Telefon für dich, Delilah. Ich mache hier sauber. Und morgen kaufe ich neuen Baumschmuck«, erklärte sie. Ich sah ihr an, dass sie böse auf mich war. Sie hatte schwer geschuftet, um das Wohnzimmer so schön zu schmücken, und ich hatte keine fünf Minuten gebraucht, um ihr Winterwunderland zu ruinieren. Meine Erfolgsbilanz wurde immer besser. Oder schlechter, je nachdem, wie man es betrachtete.
»Ich telefoniere in der Küche«, sagte ich und eilte mit einem geflüsterten »Tut mir leid« an ihr vorbei. Als ich zum Telefon griff, betrachtete ich durch das Küchenfenster den immer noch fallenden Schnee und war ziemlich überrascht, Zachs Stimme zu hören.
»Delilah?« Er klang atemlos – seltsam für ein Werwesen, das so fit war, wie Zach aussah.
»Ja, ich bin dran. Was gibt’s?« Seine Stimme ließ mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken laufen. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass er vielleicht anrief, um mich um ein Date zu bitten, doch ich schob ihn rasch beiseite.
»Ihr kommt doch morgen hier heraus wie ausgemacht, oder?«
»Ja«, sagte ich, und der drängende Unterton in seiner Stimme sagte mir, dass etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los? Ist etwas passiert?«
»Es hat einen weiteren Mord gegeben«, sagte er. »Einer unserer Wächter ist auf seiner Patrouille getötet worden. Er wurde in der Nähe der Arrastra gefunden, genau wie die anderen. Delilah, wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt, ehe hier alle umkommen.«
Während ich das Telefon anstarrte, entdeckte ich eine Spinne, die an der Wand hochkrabbelte. Ohne auch nur darüber nachzudenken, klatschte ich die flache Hand darauf und zerquetschte sie.
»Wir werden da sein«, sagte ich und blickte
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