Schwestern des Mondes 02 - Die Katze-09.06.13
verbrochen –«, begann er, doch ich hatte endgültig genug.
»Aber die Spinnen haben das nicht allein getan! Über der ganzen Sauerei hing sehr starke Katzenmagie. Ein Werpuma war mit dem Dreckskerl im Bunde, der den armen Cromwell aufgehängt hat!«
Mein plötzlicher Ausbruch drang bis zu den anderen. Als sie sich umdrehten und mich anstarrten, wurde mir klar, dass ich soeben eines unserer Geheimnisse ausgeplaudert hatte, aber das war mir gleich. Das Einzige, was jetzt zählte, war die Frage, wie wir möglichst unbeschadet aus dieser Notlage wieder herauskamen. Wir hatten ein Degath-Kommando unschädlich zu machen, und warum die Höllenspäher sich mit dem Jägermond-Clan verbündet hatten, spielte im Grunde keine Rolle. Alles, worauf es ankam, war, die Dämonen aufzuspüren und zu töten.
Zach schnappte nach Luft und griff nach meinem Arm. »Ein Werpuma? Davon hast du mir nichts gesagt! Hast du mich deshalb gefragt, ob ich allen vertrauen könnte –«
Ich schüttelte seine Hand ab. Erinnerungen daran, wie wir als Kinder stets wegen unserer Abstammung gehänselt worden waren, stiegen in mir auf; die Bilder und Beschimpfungen waren noch allzu frisch.
»Fahrt zur Hölle, du und dein ganzer scheinheiliger Clan. Wenn wir herausgefunden haben, wer eure kostbaren Angehörigen ermordet hat, könnt ihr uns für unsere Arbeit bezahlen, und dann werden wir eure Schwelle nie wieder mit unserer Gegenwart besudeln.«
Smoky machte plötzlich kehrt, trat zu uns und packte uns beide bei den Ohren. »Ihr haltet hier den Betrieb auf. Verschiebt euren Streit auf später. Habt ihr verstanden?«
Ich starrte zu dem Drachen auf. Sein Blick war wie eine Gletscherspalte in einem gefrorenen Ozean. Smoky meinte es ernst, und ich hatte das Gefühl, dass er nicht zögern würde, gewalttätig zu werden, falls wir nicht gehorchten.
»Schön«, sagte ich. »Gehen wir.« Ich riss mich los und marschierte weiter. Der Drang, mich zu verwandeln, war stark, aber ich versuchte, ihn zu ignorieren. Ich wollte nur noch davonlaufen und Motten jagen und den ganzen Stress und die Spannungen vergessen, aber dies war nicht der richtige Ort, um mein Kätzchen zum Spielen rauszulassen.
Ich kämpfte mit mir, zwang mich, in den Wald zu starren und an den Julbaum zu Hause zu denken, und wie schön Iris ihn schmücken würde, und an Chase und wie viel ich ihm bedeutete. Ich tat alles, um mich abzulenken. Schließlich atmete ich tief durch, ließ den Zorn los und versprach mir, dass ich das PumaRudel zum Teufel schicken würde, sobald wir wieder zu Hause waren.
Während wir durch den Wald trotteten, versuchte Zach mich anzusprechen, aber ich lief schneller und hielt mich nur ein paar Schritte hinter Camille und Morio.
Die Zweige der riesigen Tannen und Zedern bildeten ein verwobenes Dach hoch über dem Weg, so dicht, dass es viel vom späten Nachmittagslicht ausschloss. Wacholder, Blaubeeren und Rebhuhnbeeren bedrängten die Stämme, doch selbst die Büsche sahen erschöpft und zerzaust aus. Der Boden war mit gefrorenen Blättern und braunen Tannennadeln bedeckt, und hier und da schimmerte noch ein Fleckchen Schnee, wo die Sonne nicht hingedrungen war. Der Pfad war von Baumwurzeln durchzogen, die aus der Laub- und Nadeldecke hervorragten.
Als wir uns tiefer in den Wald vorwagten, wurden die Bäume dunkler, als wäre seit unserem letzten Besuch hier so etwas wie ein Bewusstsein erwacht, das den Wald durchdrang. Diese Präsenz fühlte sich wachsam und alt an, ursprünglich auf diese Art, die den Wäldern der Erdwelt zu eigen war. Sie waren viel weniger einladend als die Wälder der Anderwelt, und so gern ich mich auch draußen aufhielt – ich war immer vorsichtig, wenn ich hier durch die Landschaft strich. Sogar die Pfade, die über unser eigenes riesiges Grundstück führten, strahlten diese wachsame, argwöhnische Energie aus.
Immer wieder glaubte ich, aus den Augenwinkeln geheimnisvolle Geschöpfe zu sehen, die sich hier und da hinter einem moosbedeckten Baumstamm oder einem abgebrochenen Ast versteckten. Jedes Mal, wenn ich meine Aufmerksamkeit in die Richtung dieser wachsamen Augen lenkte, war nichts zu sehen außer einem Blatt, das in der Brise zitterte.
Die meisten VBM verwechselten Feen mit Naturgeistern. Die beiden Arten hatten zwar ähnliche Wurzeln, waren aber ansonsten völlig verschieden. Das Volk meines Vaters war menschenähnlicher als Naturgeister, die oft wunderlich und unberechenbar waren und deren körperliche Gestalt jeden Gedanken
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