Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
Raum ab, und Morio sprach einen Zauber, der Illusionen enthüllte. Nichts. Nach ein paar Minuten waren wir sicher, dass die Boutique sauber war, und Camille rief das Codewort, das Tim aus seinem Versteck holen sollte.
In Dockers-Schuhen und einem dicken Pulli hatte er so gar nichts mehr von Marilyn Monroe – seine derzeitige Lieblingsrolle als Frauenimitator. Sein früher kurzes braunes Haar war zu einem lockigen Schopf gewachsen, und auf seinem Gesicht waren noch Spuren von Bühnenschminke zu sehen, aber was mir am meisten auffiel, war die Angst in seinen Augen.
»Sie ist weg... sie haben sie mitgenommen. Ich konnte sie nicht aufhalten. Wenn ich es versucht hätte, hätten sie... «
»Psst«, säuselte Camille, während Delilah ihn in den Arm nahm und ihn sacht auf die Stirn küsste. Er lehnte sich an ihre Schulter, zermürbt und erschöpft.
»Hast du irgendetwas gehört, Tim? Haben sie erwähnt, wohin sie Erin bringen wollten? Wie viele waren es? Wie haben sie ausgesehen? Ich weiß, dass du fix und fertig bist, aber du musst uns alles sagen, woran du dich erinnern kannst.« Ich wollte ihn nicht bedrängen – er wirkte völlig durcheinander –, aber je schneller wir die Verfolgung aufnehmen konnten, umso besser.
Nerissa bemerkte die Mikrowelle auf der Anrichte, neben der eine Schachtel Teebeutel und Kekse standen. Sie eilte hinüber, stellte einen Becher Wasser in die Mikrowelle, und keine zwei Minuten später drückte sie Tim einen dampfenden Becher Pfefferminztee und ein paar Kekse in die Hand. »Du stehst unter Schock. Iss, trink... Zucker und Minze werden dir guttun.«
Wade begann im Laden herumzuschnüffeln in der Hoffnung, irgendeinen Geruch aufzuschnappen, während Camille und Morio sich in eine Ecke zurückzogen und die Hände miteinander verschränkten. Ich konnte seine geflüsterten Anweisungen hören.
»Atme tief ein. Konzentriere dich, konzentriere dich jetzt... Die Vampire leben im Reich des Todes, und das können wir mittels des Zaubers erreichen, den ich dich letzte Woche gelehrt habe – Beschwörung der Dunklen . Wenn wir den letzten Vers weglassen, riskieren wir nicht, sie hierherzuholen. Wir könnten Glück haben, und der Zauber zeigt uns den Weg zu ihnen. Gib auch die Energie der Mondmutter in den Zauber, wenn du kannst.«
»Ich versuche es«, sagte Camille. »Ich kann einen Silberpfeil herabrufen, vielleicht könnten wir den als Kompass benutzen.«
Ich wechselte einen Blick mit Delilah, die diese Unterhaltung ebenfalls mitgehört hatte. Inzwischen wussten wir alle, dass Morio Camille in Todesmagie unterwies, aber ich fragte mich, wie weit sie sich schon mit dem Fuchsdämon verstrickt hatte. Denn im Grunde wusste keine von uns sonderlich viel über ihn, und wir wussten auch nicht, wie tief in den Schatten er sich bewegte. Er stand auf unserer Seite, das hatte Großmutter Kojote klargemacht, aber mich beschlich der Verdacht, dass er viel mehr auf dem Kasten hatte, als er sich anmerken ließ. Sexmagie, Todesmagie... was für ein Yokai war er wirklich?
Delilah schüttelte den Kopf, und ich ließ die Sache auf sich beruhen. Jetzt war nicht der passende Zeitpunkt, um nachzubohren. Wir hatten zu viel zu tun. Ich wandte mich wieder Tim zu, der den Becher mit beiden Händen umklammerte wie einen Schutzschild. Er sah mich an und erschauerte.
»Du hast mich etwas gefragt?« Er sah ausgemergelt aus, völlig am Ende. Ich merkte, dass wir ihn bei der Hand nehmen mussten, wenn wir irgendetwas Nützliches von ihm erfahren wollten. Er wollte uns gewiss helfen. Er war nur zu erschöpft, um irgendetwas aus eigenem Antrieb zu tun.
»Fangen wir damit an, was du gesehen hast. Erzähl uns jede Kleinigkeit, an die du dich erinnern kannst.« Ich gab Iris einen Wink, die ein Notizbuch und einen Stift hervorholte. Sie hatte ein fotografisches Gedächtnis, aber ich wollte keinerlei Risiko eingehen.
Er holte tief Luft und stieß sie scharf wieder aus. »Ich habe mich hinten umgezogen und plötzlich Erin schreien gehört. Ich bin schnell in die Hose gefahren – ich war nackt –, und als ich an die Tür kam, die in den Verkaufsraum führt, habe ich drei Männer gesehen. Sie hatten Erin gepackt, und sie hat sich gewehrt, aber dann hat einer von ihnen mit der Hand vor ihrem Gesicht herumgewedelt, und sie hat aufgehört, als hätte sie einfach vergessen, was mit ihr passiert.«
»Du hast gesagt, es waren Vampire. Woher weißt du das? Wie haben sie ausgesehen?« Ich klammerte mich an die vage Hoffnung, dass
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