Schwestern Des Mondes 03 - Die Vampirin-09.06.13
kannst nach Hause gehen. Dredge wurde nicht deportiert, weil ich versagt habe. Er hat mich erwischt. Er hat mich gefoltert. Er hat mich vergewaltigt. Er hat mich getötet, und als ich mich als Vampir wieder erhoben habe, bin ich durchgedreht. Bis der AND davon erfuhr, was passiert war, hatte er sich mitsamt seinem Nest abgesetzt.«
»Wie lange hat es gedauert, bis du... wieder bei Verstand warst?«
Ich wandte mich um und grinste sie kalt an. »Muss jederzeit so weit sein. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
Sie lachte, aber es klang bekümmert. »Ach, Menolly... «
»Im Ernst... jetzt geht es. Ich habe mich daran gewöhnt. Aber ich war über ein Jahr lang völlig irre. Es hat sehr lange gedauert, bis ich dem AND irgendetwas sagen konnte. Und man kann kein Gerichtsverfahren abhalten, wenn niemand da ist. Man kann niemanden deportieren, den man nicht in seiner Gewalt hat. Dredge und der Elwing-Clan sind danach immer in Bewegung geblieben, und der AND wollte keinen weiteren Agenten hinter ihnen herschicken, weil das Risiko zu groß war. Und ich habe mich geweigert, es noch einmal zu versuchen. Der Rest, wie man so schön sagt, ist Geschichte.«
»Halt nicht an«, sagte sie rasch. »Wir müssen so schnell wie möglich zum Laden deiner Freundin. Ich will bei dir bleiben.«
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Nerissa konnte mich nicht sehen, da ich kein Spiegelbild erzeugte, aber ich konnte sie sehen, und ihr Blick war an meinen Hinterkopf geheftet. Ihre Miene drückte nacktes Begehren aus, und ich roch das Parfüm ihrer Erregung, das allmählich den Wagen erfüllte.
Ich ertappte Wade dabei, wie er mich ansah, dann Nerissa. Ein Lächeln breitete sich langsam über seine Lippen, das ihn auf verschrobene Weise sexy wirken ließ. Er zwinkerte mir zu, und ich sah, wie die Spitzen seiner Reißzähne sich hervorschoben.
»Sag es nicht«, hauchte ich so leise, dass nicht einmal der Werpuma hinter uns es hören konnte. Es war, als flüsterte man Worte aus Nebel, die sich auflösten, sobald ich sie ausgesprochen hatte.
Wade zwinkerte mir zu. »Da hast du dir was Heißes geangelt«, flüsterte er zurück. »Lust auf einen Dreier?«
»In deinen Träumen, du Spinner.« Aber ich erwiderte sein Grinsen. Ich war hier nicht die Einzige, die ihre Gefühle unterdrückte. Wade hielt sich streng an seine ethischen Regeln, aber manchmal fürchtete ich, dass er das Raubtier in sich so stark unterdrückte, dass er irgendwann ausrasten würde. Ich hoffte sehr, dass es seine Mutter war, über die er dann herfallen würde, um der Ruhe und des Friedens in unserer kleinen Vampirgemeinde willen.
»Ich träume einfach weiter«, flüsterte er.
Diesmal ignorierte ich ihn. Wir mussten uns auf Dredge konzentrieren, der nie ausrastete und Fehler machte, weil er mit den Füßen voran in die Finsternis gesprungen war und die Schatten in sich aufgesogen hatte, bis sein gesamtes Wesen nach dem tiefsten Abgrund stank.
Ich blinkte, bog links ab und holte zu Camille auf. Delilah war dicht hinter uns. Und dann waren wir da – vor dem Scarlot Harlot. Mitten in der Nacht gab es reichlich Parkplätze; ich lenkte den Jaguar in eine Lücke und schaltete den Motor aus.
Iris beugte sich vor. »Menolly, könnte das etwas damit zu tun haben, was Großmutter Kojote von dir verlangt?«
Wieder brach eine tonnenschwere Erkenntnis über mich herein. Scheiße. War ich denn heute Nacht zu nichts zu gebrauchen?
»Scheiße, Scheiße, Scheiße«, fluchte ich und sprang aus dem Wagen. Würde ich Erin tatsächlich vernichten müssen? Und würde Camille von ihrem Gewissen durch die Mangel gedreht werden, weil sie mich zwingen musste, ihre Freundin zu töten? »Die Götter wandeln heute Nacht über unsere Gräber«, brummte ich und ging zur Tür. »Bis wir Schattenschwinge im Kampf gegenüberstehen, sind wir alle selbst zu Dämonen geworden.«
Dann fiel mir die Ironie meines Satzes auf, und ich musste lachen – meine Stimme klang heiser und kratzig. Ich war ein Dämon. Ich stand bereits auf der falschen Seite, zumindest logisch betrachtet, und ich hielt mich nur durch die bewusste Entscheidung, dieser Seite in mir nicht nachzugeben, vom Sturz ins Höllenfeuer ab. Ich ignorierte Iris’ fragenden Blick, denn wir rannten nun auf die Tür zu, nur wenige Schritte hinter Camille und ihren Jungs.
Wie ein Tornado fegten wir durch die Tür, Camille und Morio mit einsatzbereiten Zaubern. Trillian hatte seine hässliche, gezackte Klinge gezückt. Sofort suchten wir den
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