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Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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tut mir so leid... tut mir so leid... «
    Ich presste ihm die Fingerspitzen an die Lippen. »Psst. Schon gut. Wir können später darüber reden. Jetzt müssen wir dich erst mal hier herausschaffen und deine Wunden versorgen.« Ich schlang ihm einen Arm um die Taille und führte ihn aus dem beengten Raum. Camille schnappte nach Luft, als sie ihn sah, blieb aber auf meinen warnenden Blick hin stehen, wo sie war.
    Zach trat vor. Chase starrte ihn an. Sein Blick wirkte völlig erschöpft, er sah aus, als wäre er einmal in die Hölle und zurück geschleift worden, und ich konnte nur darum beten, dass der abgetrennte Finger das Schlimmste war, was Karvanak ihm angetan hatte. Chase sah mich an, dann Zach.
    »Du hast... du... ich verstehe...«
    Wieder drückte ich ihm den Zeigefinger an die Lippen. »Psst. Nichts ist so wichtig, dass wir jetzt gleich darüber reden müssten. Wir müssen dich hier wegbringen, ehe Karvanak zurückkommt... «
    Angst flackerte in Chases Augen auf. »Er ist nicht tot?«
    Ich wollte ihm gerade antworten, als eine Stimme von der Treppe für mich sprach.
    »Nein, sie haben es noch nicht geschafft, mich zu töten«, sagte die Stimme. »So, wie du es nicht geschafft hast, dich gegen mich zu wehren. Du hast dein Bestes getan, kleiner Detective, aber du konntest rein gar nichts unternehmen, als ich dich gezwungen habe, mir die Füße zu küssen.«
    Karvanak stand da in seinem Calvin-Klein-Anzug und polierten Schuhen, die Grausamkeit in seinem Blick hinter einer breiten Sonnenbrille verborgen. Das Licht schimmerte auf seinem rasierten Kopf, und er lächelte mir sacht zu.
    »Fräulein Katze, du hast mein Spielzeug gestohlen. Weißt du denn nicht, wohin Neugier Katzen führt? Ich werde es dich wohl lehren müssen. Und Fraale, du wagst es, dich gegen mich zu wenden? Du und Vanzir, ihr werdet lange, lange in der Hölle leben, und ihr werdet jeden Augenblick jedes Tages bereuen, an dem ihr noch atmet.«
    Und dann erschien hinter ihm ein großer Mann. Er trug ein langes schwarzes Gewand und hatte vage chinesische Züge. Doch es war schwer, seine Herkunft einzuschätzen. Dies war kein Biker, kein VBM-Schläger. Nein, er strahlte Macht in gewaltigen Wogen aus und löste in meinem Inneren einen Alarm aus, so laut, dass ich glaubte, schreien zu müssen.
    Und dann wusste ich es - irgendwoher wusste ich es einfach. Ich starrte das Wesen an, das so menschlich aussah, aber so weit von der Menschlichkeit entfernt war, dass es keine Mitte zwischen diesen beiden Extremen geben konnte. Er war ein Falxifer, beschworen aus den tiefsten Eingeweiden der Schattenwelt. Ein Sensenmann.
    Karvanak schaute erfreut drein. »O ja, fürchte dich ruhig. Ich weiß, wer du bist, Todesmaid, und ich weiß, dass du noch jung bist. Du hast keine Chance gegen einen Falxifer, und deine Freunde ebenso wenig.«
    Ich stand da wie erstarrt. Die Tätowierung auf meiner Stirn drehte sich pulsierend als Antwort auf das Erscheinen dieses Schattenwesens.
    Ohne den Blick von ihm abzuwenden, sagte ich zu den anderen: »Falxiferi entstammen dem Reich des Todes, dem Reich der Schnitter. Das sagt mir mein Innerstes. Ich kann ihn fühlen. Keiner von euch kann gegen ihn kämpfen - nur ich. Und auch nur deshalb, weil ich eine direkte Verbindung zum Reich der Schatten habe. Sollte ich fallen, lauft. Denn ich garantiere euch, wenn dieses Ding da euch berührt, wird es euch das Herz herausreißen und als kleinen Snack verschlingen.«
    Und so standen wir eine scheinbare Ewigkeit lang herum und warteten auf diesen Augenblick, wenn der Damm bricht und die Schlacht beginnt.

 
Kapitel 27
     
    Jede Schlacht ist anders. Jeder Kampf hat seine eigene Seele. Auf jedem gespenstischen Schlachtfeld spuken nicht nur die Geister der Toten umher, sondern auch die Seele der Schlacht. Genauso hat jedes Schwert ein Bewusstsein.
    Jede Klinge einen Namen. Manchmal schweigen Stahl und Silber, bis man sie sacht aus ihrem Versteck hervorlockt. Manchmal geben sie sich auch dann nicht zu erkennen. Und manchmal erwachen sie ganz von allein.
    Mein Dolch vibrierte in meiner Hand, während ich den Falxifer anstarrte. Ich sog scharf den Atem ein. War das möglich? Meine Klinge hatte noch nie mit mir gesprochen, aber jetzt hörte ich das Flüstern einer Frauenstimme, zart und ätherisch und kalt wie Eis.
    »Lysanthra«, flüsterte sie. »Ich bin Lysanthra. Und ich bin deine Klinge.«
    Ohne den Blick von meinem Gegner abzuwenden, antwortete ich ebenso lautlos, wie die Botschaft mich erreicht

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