Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
und versetzte dem nuttigen Glitzer-Outfit einen Tritt. »Und wenigstens kann meine Haut wieder atmen.«
»Nimm die Sachen trotzdem mit«, sagte Camille warnend. »Morio, pack die Hose und das Top in deine Tasche. Ihr Geruch und ihre Essenz haften daran, und so etwas darf verdammt noch mal niemandem in die Hände fallen, der Magie wirken kann.«
» Gut mitgedacht«, sagte er und hob die Sachen auf. Er stopfte sie in seine Tasche und zog den Reißverschluss wieder zu.
»Okay, suchen wir Chase. Wir haben immer noch einen Haufen Blähmörgel und Toxidämonen vor uns.« Ich führte die anderen in den Flur, der vom Wohnzimmer abging. Das Haus erinnerte mich an das, in dem wir die Toxidämonen gefunden hatten, es war nur besser in Schuss. Außerdem würden wir hier wahrscheinlich kein Portal finden - dazu war die Energie nicht stark genug. Jedenfalls hoffte ich das.
Ich öffnete jede Tür, an der wir vorbeikamen. Im ersten Raum fanden wir hohe Stapel kostbarer Teppiche: handgewebte Wolle, sehr schön. Das nächste Zimmer war ein Bad, das dritte ein Schlafzimmer. Es war opulent eingerichtet und dekoriert und roch nach dem Räksasa. Ich wollte gerade über die Schwelle treten, als Camille mich zurückhielt.
»Banne - starke Banne. Die würden dir den Kopf wegblasen, wenn du da reingehst. Suchen wir erst mal Chase und bringen ihn hier raus.« Sie zog mich von der Tür zurück, und ich nickte und sah mich um.
»Wo geht es in den Keller, Fraale?« Ich wollte keine Zeit verlieren, indem ich wie ein kopfloses Huhn herumlief. Camille hatte recht: Rein, Chase rausschaffen, und dann den Rest samt Karvanak erledigen.
»Siehst du die Tür da drüben - die aussieht, als würde sie einfach in ein weiteres Schlafzimmer führen?« Sie zeigte auf eine Tür hinter dem bogenförmigen Durchgang am Ende des Flurs. »Da geht es runter. Der Keller ist nicht ausgebaut, sehr kalt und feucht. Ich habe keine Ahnung, wo die Toxidämonen sind. Karvanak hat unmissverständlich klargemacht, dass sie da unten nicht losgelassen werden dürfen. Diese Biester sind hirnlos und hätten deinen Detective einfach als angerichtetes Büffet betrachtet.«
Aber Blähmörgel waren nicht hirnlos... gefährlich, ja. Ekelhaft, definitiv. Aber hirnlos? Nein. Ich griff nach dem Türknauf.
»Passt auf. Ich vermute, dass die Blähmörgel da unten sind. Geht auf keinen Fall ungeschützt rein. Übrigens, Roz hat mich davor bewahrt, von dem Blähmörgel gegrillt zu werden, der neulich auf unserem Grundstück war. Denkt also daran, dass sie Feuer spucken können.«
Als ich die Tür öffnete, trieb uns ein fauliger Geruch entgegen. O ja, Blähmörgel-Gestank. Wunderbar. Ein rotes Augenpaar glomm in der Dunkelheit unter mir.
Das sind todsicher keine Katzenaugen, sagte ich mir. Ich beschloss, Han Solo zu spielen, stieß einen Schrei aus und rannte in vol em Lauf die Treppe hinunter.
Dabei brüllte ich aus voller Kehle und fuchtelte mit dem Dolch herum wie ein Berserker.
Anscheinend hat blinder, unkluger Wagemut doch so seine Vorteile, denn ich landete einen Treffer in den Bauch des elenden Ekels, ehe es sich aus seiner Verblüffung reißen und ausweichen konnte.
Das war ein Blähmörgel, kein Zweifel, und er sah aus, als hätte er vor Schreck die Zunge verschluckt. Ehe er dazu kam, den Mund zu öffnen, hob ich den Dolch und rammte ihn dem Biest ins Auge. Seine Haut mochte zäh sein, aber seine Augen waren es nicht, und ich stieß den Dolch tief hinein. Grüner Schleim spritzte hoch und traf mich.
»Igitt.« Ich verzog das Gesicht. Eklig, ja, aber ich hatte jetzt keine Zeit, mir Gedanken darum zu machen, ob das Zeug Flecken auf Morios Karateanzug hinterlassen würde. Keine Zeit, mir um irgendetwas Gedanken zu machen. Ich lief auf Autopilot: Feind aufspüren und vernichten. Den tapferen Ritter retten, der im Verlies dieses Schlosses gefangen war. Jegliches Gefühl von Reue oder Zögern war längst verflogen, und mein Körper wurde von Adrenalin und Instinkt vorangetrieben.
Ich sprang auf die Füße, als die anderen den Fuß der Treppe erreichten. Wo war das nächste kleine Ekel?
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr und wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie ein zweiter Dämon das Maul aufriss und einen Feuerstoß ausspie, der Vanzir mitten in den Bauch traf. Vanzir zuckte mit keiner Wimper, und ich fragte mich, woraus zum Teufel Traumjäger eigentlich bestanden. Wir hatten ihn noch nie in seiner natürlichen Gestalt gesehen, immer nur in
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