Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Fingern und griff nach einer Serviette.
»Iris, wenn wir noch Kekse im Haus haben, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, damit herauszurücken. Ich habe immer Heißhunger auf Süßes, wenn wir uns an die Arbeit machen.«
Arbeit... ich blinzelte erstaunt. »Weißt du was, so habe ich das noch nie betrachtet, aber du hast recht. Arbeit. All das hier ist jetzt unser Job, nicht wahr? Mehr als die Buchhandlung oder mein vorgebliches Detektivbüro... mehr als der Wayfarer. Eure Mission, D'Artigo-Schwestern, so ihr sie annehmen wollt: Spürt die magischen Geistsiegellauf und bringt sie in Sicherheit, ehe die Dämonen sie erreichen. Solltet ihr versagen oder ertappt werden, steht Erdwelt und Anderwelt ein grausiges Schicksal bevor ...«
Menolly schnaubte: »Nicht ganz so poetisch, wie der AND sein kann, aber zur Not geht es. Sieh es mal so, Kätzchen: Zumindest sitzen wir nicht hinter einem Schreibtisch. Das wäre nun wirklich die Hölle.«
Zach hielt Wort und traf fünfzehn Minuten später ein, als wir gerade die Route fertig geplant hatten. Ich öffnete die Tür, und da stand er, ordentlich und glänzend gepflegt.
Zach war groß. Er überragte sogar Smoky um zwei Fingerbreit. Mit eins zweiundneunzig war er gut zehn Zentimeter größer als ich. Sein blondes Haar fiel ihm locker bis auf den Kragen, und er hatte immer einen leichten Bartschatten.
Zach war schlank und muskulös, und alles an ihm war golden. Er sah auf kantige Weise gut aus, typisch amerikanisch. Bis auf die Tatsache, dass er als Werpuma zum Ältestenrat des Rainier-Puma-Rudels gehörte.
Ich lehnte mich unwillkürlich vor und sog seinen Duft nach Leder und staubigem Sonnenschein ein. Wir hatten einmal miteinander geschlafen, und obwohl ich mir geschworen hatte, dass das nie wieder vorkommen würde, betrachtete ich ihn jetzt doch aus einem gänzlich neuen Blickwinkel.
Er schien zu spüren, dass sich etwas verändert hatte, denn er beugte sich vor und küsste mich sacht auf die Stirn. Mir zitterten die Knie. Seine Lippen fanden die meinen. Mein Puls raste wie ein hochgedrehter Motor. Er schob die Hand in mein Haar und strich es mir zärtlich aus dem Gesicht.
»Was ist los?«, fragte er. »Ist es aus mit dir und Chase?«
Wir waren bereit zum Aufbruch. Wir hatten einen Job zu erledigen. Nicht der richtige Augenblick für ein langes, tiefschürfendes Gespräch.
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Hilf uns erst mal, das vierte Siegel in Sicherheit zu bringen.
Wenn wir das geschafft haben und du nichts gegen ein spätes Abendessen hast, können wir uns danach unterhalten.« Ich wusste, dass ich Zachary gerade nicht nur zum Abendessen einlud, und er wusste es auch.
Das war meine Entscheidung. Chase hatte mich getadelt, weil ich genau das getan hatte, was er sich jetzt auch erlaubt hatte. Eine solche Doppelmoral ließ ich nicht gelten, und wenn er glaubte, ohne meine Zustimmung mit anderen herumspielen zu können, dann würde ich mich da ganz nach ihm richten.
Er strich mir über die Wange. »Was auch immer du willst.«
Als er sich aufrichtete, schlüpfte Camille an mir vorbei und lächelte strahlend, als sie ihn bemerkte. »Schön, dass du da bist, Zach. Und dass du uns begleiten willst. Wir können wirklich jede Hilfe gebrauchen.«
Wir stiegen klappernd die Stufen vor dem Haus hinab und sammelten uns an Morios SUV. Menolly schob Zach zur Fondtür. »Steig ein, Pumajunge. Erst kämpfen, dann reden. Du auch, Kätzchen.«
Mit einem letzten Blick zum Haus, wo Iris mit Maggie auf den Armen in der Tür stand, schob ich mich neben Zach auf den Rücksitz und erschauerte, als sein warmer, muskulöser Oberschenkel sich an meinen presste. O ja, das würde eine interessante Nacht werden.
Kapitel 14
Wir waren schon einmal in Richtung Snoqualmie rausgefahren, zu einer Schlacht gegen einen Haufen potthässlicher Werspinnen und einen uralten Schamanen mit drei ö in »böse«. Ich betete darum, dass wir es diesmal nicht mit derart gruseligen Gegnern zu tun bekommen würden. Immerhin konnten Geister und Gespenster kaum so beängstigend sein wie Werspinnen, oder?
Dann fiel mir der Wiedergänger ein und was der so draufgehabt hatte. Ich sank auf dem Sitz zusammen und fragte mich, ob der Hauch einer Chance bestehen könnte, dass wir diesmal Glück haben und ohne einen Kampf davonkommen würden.
Zumindest war diese Nacht nicht so kalt wie damals im Dezember. Und wir wussten, dass wir einem Geistsiegellauf der Spur waren. Diese Gewissheit allein munterte mich
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