Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
zart und zierlich und möglicherweise zum Teil chinesischer Abstammung, betrat lautlos den Raum. Still wartete sie ab.
»Kim, bring uns bitte Tee. Und«, er warf mir einen Blick zu, »einen Kelch warmes Blut.« Als ich protestieren wollte, winkte er ab. »Unsinn. Nicht der leiseste Zweifel soll je auf meine Gastfreundschaft fallen. Nicht, solange ich lebe.«
Er setzte sich auf den Stuhl neben mir, lehnte sich zurück und stützte seinen Gehstock an die hölzerne Armlehne. »Vanzir gab mir zu verstehen, dass ihr mit einem Karsetii-Dämon zu kämpfen habt.« Er hörte sich beinahe begierig an.
Ich warf den anderen einen Blick zu. Camille nickte leicht. »Ja. Wir haben das Mutterwesen vertrieben, aber ich glaube nicht, dass sie endgültig fort ist. Wir haben allerdings eine Vermutung, wer sie beschwört, und wir wollten dich fragen, ob deine Aufzeichnungen Hinweise auf dämonische Aktivität in einem bestimmten Stadtgebiet in den letzten, sagen wir, etwa einhundert Jahren enthalten.«
Carter sah mir ruhig in die Augen. Sein Blick wirkte alt in diesem recht jungen Gesicht, und ein wenig müde. »Ich habe mich hier niedergelassen, als Seattle noch sehr jung war. Ich kam von der Ostküste hierher und baute eine Druckerei auf. Einige der ersten Zeitungen in dieser Stadt habe ich gedruckt, dann habe ich beschlossen, langsam zu verschwinden und mich als jemand anderes wieder neu zu erfinden. Damals wäre die Bevölkerung sicher nicht besonders freundlich zu mir gewesen, wenn sie herausgefunden hätte, dass ich ein Dämon bin. «
»Dann bist du schon sehr lange hier«, sagte ich. Carter faszinierte mich. Ich wusste ja, dass er ein Dämon war, aber er fühlte sich nicht an wie irgendein anderer Dämon, der mir je begegnet war - Vanzir und Rozurial eingeschlossen. Ich fragte mich, wie seine Art genau hieß, aber es erschien mir unhöflich, danach zu fragen.
»Ja, ich habe zugesehen, wie die Stadt gewachsen ist und sich entwickelt hat. Meine Druckerei lag in Seattle Underground, ehe sie unterging.« Carter lächelte strahlend. Gute Zähne hatte er jedenfalls. »Ich kann meine Hörner verbergen, wenn ich merke, dass sich ein Fremder nähert, aber ich spreche im Allgemeinen mit sehr wenigen Leuten und habe mich an ein Leben in Abgeschiedenheit gewöhnt. «
»Womit verdienst du denn jetzt deinen Lebensunterhalt?« Morio lehnte sich zurück und musterte Carter aufmerksam. Ich beobachtete den Fuchsdämon - er wirkte vorsichtig, aber nicht verschlossen. Morio hatte gute Instinkte, denen auch ich traute. »Ich betreibe eine Recherche-Agentur übers Internet. Ich bin der virtuelle Forschungsassistent einer ganzen Reihe von Professoren und Wissenschaftlern. Ich verdiene mehr als genug, um davon zu leben. Und niemand belästigt mich.«
In diesem Moment kam die entzückende Kim zurück, ein Tablett mit Tassen und Untertassen und einer Teekanne in den Händen. Sie hatte auch an den Kelch voll Blut gedacht, den ich etwas verlegen annahm. Ich trank eigentlich nicht gern vor anderen, weil ich wusste, dass manchen Leuten davon übel wurde, aber ich wollte nicht unhöflich erscheinen. Ich schnupperte an dem Blut. Frisch. Meine Reißzähne fuhren langsam aus, denn in meinem Magen wuchs der Hunger, und ich trank rasch einen Schluck und konzentrierte mich bewusst wieder auf die Selbstbeherrschung.
Während Kim den anderen ihre Teetassen reichte, beob achtete ich, wie Carter ihr dabei zusah. Erst hatte ich sie für sein Dienstmädchen gehalten, aber da war mehr als nur ein Dienstverhältnis. Er sprach sehr sanft und freundlich mit ihr, obwohl er ganz selbstverständlich Befehle erteilte.
Als sie fertig war, sagte er: »Danke. Geh jetzt zu Bett und schlaf gut.« Sie neigte den Kopf vor ihm und verließ, immer noch stumm, rückwärts den Raum. Neugierig neigte ich den Kopf zur Seite. »Du fragst dich, was sie hier zu suchen hat, nicht wahr?«, bemerkte Carter.
Verblüfft nickte ich. »Ja, um ehrlich zu sein. Sie ist ein Mensch? «
»Ja, aber nur zur Hälfte. Ihre Mutter war ein Dämon -ein Succubus, aber ein schwacher. Ihr Vater war ein VBM. Kims Mutter konnte das Kind nicht gebrauchen und wollte es gerade auf dem Markt verkaufen, als ich es zufällig bemerkt habe. Kim ist jetzt zweiundzwanzig, also war das vor ... hm ... etwa einundzwanzig Jahren. Mehrere der Dämonen, die damals auf sie geboten haben, waren ... abscheulich. Ich wusste, dass die Kleine bei ihnen ein kurzes, elendes Leben haben würde, also habe ich sie überboten, Kim
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