Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13
vorwärts.
Ich wandte den Kopf und sah, dass die Karsetii die Richtung änderte. Jetzt kam sie auf mich zu, und in ihren Augen stand das Glitzern eines verwundeten Raubtiers. Die meisten ihrer Tentakel waren verbrannt oder in Stücke gerissen. Was auch immer Roz in sein Spielzeug packte, wirkte Wunder.
Ich sprang auf die Füße und rannte los. Mit durchgedrehten Dämonen war nicht zu spaßen, und ich glaubte zwar, dass ich sie noch einmal treffen konnte, aber es war an der Zeit, dass Camille ihr Ding mit dem Horn durchzog. Jedenfalls hoffte ich, dass sie bereit war. Ich wollte ihr gerade zurufen, dass sie endlich etwas tun sollte, als ich über irgendetwas stolperte, das ein wenig vom Boden hochragte.
Auf der Astralebene gab es reichlich Felsen und seltsam verkrüppelte Bäume und so weiter, so viele, dass Neulinge sie oft für Abbilder der physischen Ebene hielten. Doch hier waren diese Doppelgänger oft echte Lebewesen - oder jedenfalls mit einem Bewusstsein ausgestattet, wie es das Original nicht besaß. Das, worüber ich gestolpert war, huschte durch den wallenden Bodennebel davon.
O Scheiße. Ich blickte über die Schulter. Die Karsetii holte rasch auf. Die Mutter schien stärker zu sein, wenn sie verwundet war jedenfalls war sie aggressiver. Ich rappelte mich auf und sprintete los. Aber ihre Tentakel - die zwei, die noch heil waren - bekamen mich zu packen. Sie hob mich hoch. Ich betrachtete ein drittes, kleines Tentakel, das an mir zu schnuppern schien, und das nur allzu dicht an meinem Kopf.
Als hätte es nichts gefunden, was ihm schmecken könnte, zog sich das Tentakel zurück, und ich spürte, wie ich peitschend durch die Luft geschlagen wurde. Ehe ich wusste, wie mir geschah, schleuderte die Karsetii mich von sich. Die Welt wirbelte um mich herum, während ich hilflos auf den vernebelten Boden zuflog. Ich würde hart aufprallen. Den Göttern sei Dank dafür, dass ich eine Vampirin war. Ein gebrochener Knochen würde heilen, selbst eine gerissene Arterie würde nicht allzu viel Schaden anrichten. Solange ich nur nicht mit dem Herzen voran auf einem herausragenden Stück Holz oder auf einem brennenden Scheiterhaufen landete, würde mir wohl nichts Schlimmes passieren.
Der Boden raste auf mich zu, ich flog mit dem Gesicht voran in den Nebel und prallte mit einem dumpfen Knall auf. Den Göttern sei erneut gedankt, denn unter mir war nichts als astrale Landschaft ohne Baumwurzeln, Felsen oder spitze Äste. Aber die unsanfte Landung hatte mich so durchgerüttelt, dass ich mich kaum bewegen konnte. Mit verzerrtem Gesicht richtete ich mich auf. Nichts gebrochen. Kein ernsthafter Schaden. Nicht einmal den Atem hatte es mir verschlagen, denn atmen musste ich ja nicht mehr. Vom Schock des Aufpralls war ich leicht benommen, aber ich stand auf, schüttelte den Schwindel ab und war bereit, mich wieder ins Getümmel zu stürzen.
Ich wirbelte herum auf der Suche nach dem Dämon. Da war er er hielt auf Camille und Morio zu. Roz war hinter ihm her und zog etwas aus einer Manteltasche, das nach einer weiteren Feuerbombe aussah. Delilah rannte ihm nach, und Vanzir stürmte von der Seite heran. Uber uns rauschten große Schwingen, und als ich aufblickte, sah ich Smoky auf die Karsetii herabstoßen.
Smoky spie einen Feuerstrahl auf sie hinab, der ihr den Rücken versengte, bremste dann in der Luft scharf ab und flog einen Bogen. Die Karsetii wurde langsamer. Nicht sehr, aber man sah ihr an, dass er ihr weh getan hatte. Roz erreichte sie und schleuderte eine Feuerbombe direkt in die von Delilah geschlagene Wunde, die inzwischen noch weiter aufklaffte. Und da wurde mir klar, was ihre Klinge vermochte: Die Wunde vergrößerte sich, sie stabilisierte sich nicht. Das bedeutete, dass die Karsetii sich nicht sofort selbst heilen konnte, selbst wenn sie es schaffen sollte, einem von uns die Lebensenergie abzuzapfen. Wenn wir also genug Schaden anrichten konnten, würde es uns tatsächlich gelingen, sie zu töten.
Camille hatte das Horn gezückt und winkte mir verzweifelt zu, aus dem Weg zu gehen. Ich kam rutschend zum Stehen, warf mich herum und suchte nach Deckung. Roz und Delilah blieben an ihrer Seite stehen, und Vanzir trat zu Morio an Camilles anderer Flanke. Ich konnte hören, wie sie laut einen Zauber sprach, aber ich wartete nicht ab, was es denn sein sollte. Ich musste mich in Deckung bringen. Licht oder Feuer, das spielte gar keine Rolle. Das Horn hatte bereits bewiesen, wie gewaltig es die Macht ihrer Zauber
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