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Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 06 - Vampirliebe-09.06.13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wieder morden können.«

 
Kapitel 9
     
    Als wir wieder im AETT-Gebäude ankamen, hatten Sharah, Mallen und ihre Auszubildenden die Opfer schon im Leichenschauhaus aufgebahrt. Die Situation fühlte sich völlig falsch an. An keinem der Opfer war irgendeine Verletzung zu sehen, da war kein Blut, kein Grund, weshalb sie tot sein sollten. Aber tot waren sie.
    Die Überlebenden lagen unter genauer Beobachtung oben auf der Intensivstation, aber die Ärzte hatten ihre liebe Mühe, herauszufinden, wie sie ihnen überhaupt helfen konnten. Tiggs, ein Polizist, war kaum mehr bei Bewusstsein. Der andere Yancy - wurde immer schwächer. Und niemand wusste, warum. Sharah hatte eine erfahrene Heilerin aus Elqaneve angefordert, doch die würde erst in ein paar Stunden eintreffen.
    Als wir uns um die Edelstahltische versammelten, auf denen die Leichen lagen, wurde mir bewusst, dass ich ebenso tot war wie die Opfer. Der einzige Unterschied war der, dass ich vor meinem Tod noch ein kleines bisschen getunt worden war. Ein einfacher Schluck aus Dredges Adern, und bingo ... ich gehörte zu den wandelnden Toten. Eigentlich sollte ich längst zu Staub zerfallen sein, eine vage Erinnerung, Geschichte.
    Camille drückte sich in die Ecke, weit weg von den Tischen. Wir wollten keine Unfälle provozieren, wenn die Leichenzunge eintraf. Smoky blieb bei ihr. Delilah setzte sich auf einen Stuhl ganz in der Nähe, die Beine im Lotussitz angezogen, das Notizbuch schreibbereit im Schoß. Vanzir setzte sich neben sie. Chase und ich warteten bei den Leichen. Sein Gesichtsausdruck war nüchtern und erschöpft.
    Ein paar Minuten später betrat Sharah den Raum und führte die Leichenzunge herein. Niemand wusste auch nur, aus welcher Feenrasse sie hervorgegangen waren, oder wie sie aussahen. Die Leichenzungen verbargen sich in einer unterirdischen Stadt in der Anderwelt, die angeblich tief im Wald von Finstrinwyrd lag. Nur ihre Frauen wagten sich in die Welt hinaus, und nur die Frauen wurden Leichenzungen. Einige hatten schon den Verstand verloren, weil ihre Kräfte sich zu Gewalttätigkeit und Wahn verzerrt hatten. Sie streiften durch die Anderwelt, gefürchtet und gemieden. Die Mehrheit jedoch ließ sich von jenen anheuern, die von den Toten die Wahrheit erfahren wollten.
    Sie trug die typische Kleidung ihres Standes. Ein Gewand mit Kapuze, so indigoblau wie der tiefste Ozean, hüllte sie völlig ein, und in den Handschuhen steckten lange, schlanke Finger. Die Kapuze verbarg auch ihr Gesicht, und nur ein schwaches, hellgraues Leuchten blitzte manchmal aus der finsteren Höhle hervor.
    Ihre Augen , dachte ich. Wir wussten schon, dass sie uns ihren Namen nicht nennen würde, also fragten wir gar nicht erst. Sie blickte von einer Leiche zur nächsten - sieben waren es insgesamt -, und ihre Stimme hallte hohl aus den Falten ihrer Kapuze. »Wo soll ich beginnen?«
    Chase zuckte mit den Schultern, also deutete ich auf die Leiche, die uns am nächsten lag. Der Mann war ein Halbblut gewesen, vielleicht halb Svartaner, halb Fee. Jedenfalls hatte er umwerfend gut ausgesehen, als er noch gelebt hatte, und lag jetzt still auf der Metallplatte. Immer noch wunderschön, aber nicht mehr lange.
    Die Leichenzunge beugte sich über ihn. Ihre Kapuze verbarg nun auch sein Gesicht, aber wir wussten, was sie darunter tat. Als sie ihn küsste und dabei alles, was von seiner Seele übrig war, aus ihm heraussaugte, stieg ein leicht bläulicher Schimmer von seinem Körper auf. Ich konnte sie murmeln hören und wusste, dass sie den Geist ermunterte, in ihren Körper einzudringen und durch sie zu sprechen. Das Ritual war so alt wie die Feen selbst, und die Kunst derjenigen, die für die Toten sprachen, erstaunte mich jedes Mal wieder.
    Einen Augenblick später hob sie den Kopf. »Fragt.«
    Ich kaute auf der Unterlippe und überlegte, welches die besten Fragen waren. Wenn wir Glück hatten, würde jede Leiche uns zwei oder drei Antworten geben. Wenn nicht -vielleicht nur eine. Oder gar keine. Ich beschloss, mit der naheliegendsten anzufangen. »Was hat dich getötet?«
    Die Leichenzunge stieß ein rauhes Seufzen aus und sagte dann mit einer Stimme so trocken wie altes Pergament: »Krake ... es war grässlich.«
    Delilah schauderte. »Sie hat recht. Sie sind grauenhaft.«
    Ich bedeutete ihr, still zu sein. »Lass mich meine Fragen stellen, ehe die Seele endgültig verschwindet.« Ich wandte mich wieder an die Leichenzunge. »Wo sind deine Wunden? Wir können sie nicht finden. Wie

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