Schwestern des Mondes 07 - Hexenzorn-09.06.13
Jahre, die Smoky schon hatte kommen und gehen sehen.
»Ich habe die Nordlande verlassen, damit es nicht zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit ihm kommt. Als ich noch jünger war, wollte ich ihn umbringen, so sehr habe ich ihn gehasst, aber wir Drachen werden dazu erzogen, unsere Eltern und Ahnen zu ehren. Ich dachte, wenn ich fortginge, würde es zu Hause besser werden. Dass er sich vielleicht ändern würde, seine Fehler einsehen würde. Aber Hyto ist nur noch schlimmer geworden. Er hat unsere Dienstboten misshandelt, er hat meine Mutter immer wieder bedroht, und obwohl sie ihn einfach ignoriert hat, war da immer die Angst, dass er seine Drohungen irgendwann wahr machen würde. Und er hatte großes Vergnügen daran, die menschlichen Siedlungen in der Nähe zu überfallen. Er hat geplündert, Häuser in Brand gesteckt und Frauen vergewaltigt.«
Ich schauderte. Mein Instinkt hatte mich nicht getrogen. Und dann erinnerte ich mich an eine meiner ersten Begegnungen mit Smoky, als er gesagt hatte: »Ich könnte dich jederzeit davontragen, und niemand würde mich daran hindern.« Er hatte also doch einiges von seinem Vater in sich, aber er bemühte sich, diesen Teil seines Blutes unter Kontrolle zu behalten.
»Ich dachte, er hätte an der Seite der Menschen gekämpft? Du hast mir erzählt, dein Großvater wäre damals mit den Menschen in den Krieg gezogen, und dein Vater auch.«
»Hyto hat in den Kriegen gekämpft, ja, aber nur, um nicht als Feigling abgestempelt zu werden. Mein Großvater ist derjenige, der wirklich tapfer und ehrenhaft ist. Nach dem Richtspruch im Rat hat er Hyto sogar enterbt und ... mich zu seinem Erben erklärt. Also ist mein Vater jetzt wahrhaftig allein. Er ist von seiner gesamten Familie verstoßen worden. Er kann sich im Drachenreich nicht mehr sehen lassen - mindestens tausend Jahre lang.« Seine Stimme brach. »Es war schlimm, Camille. Sehr schlimm.«
Leise fragte ich: »Was sagt deine Großmutter denn dazu? Hytos Mutter?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie ist schon vor langer Zeit verstorben. Ein Rotrücken hat sie ermordet.«
Ich erstarrte. Sollte ich ihm berichten, was sein Vater zu mir gesagt hatte? Würde das alles nur noch komplizierter machen? Aber eigentlich konnte es kaum mehr schlimmer werden. Ich seufzte tief und erzählte ihm alles.
Smokys Augen gefroren von Gletschergrau zu eisigem Weiß, als ich Hytos kaum verhüllte Drohung wiederholte. Er packte mich am Handgelenk.
»Hör mir gut zu. Falls jemand, irgendjemand, je wieder so etwas zu dir sagt, musst du es mir sofort erzählen. Sollte Hyto dir je zu nahe kommen, bringe ich ihn um. Wenn er dich anrührt, werde ich ihn bei lebendigem Leib häuten. Und du darfst niemals so etwas vor mir verbergen. Falls du ihn siehst, sagst du es mir. Falls du etwas von ihm hörst, sagst du es mir. Hast du verstanden?« Er unterstrich seine Worte mit einem leisen Grollen, und ich fürchtete schon, er würde sich auf der Stelle in einen Drachen verwandeln.
»Schon verstanden! Lass meine Hand los, Drachenmann, du tust mir weh.«
Er lockerte seinen Griff und zog mich an sich. »Vater hat mir - und dir - unmissverständlich gedroht, ehe er geflohen ist. Und die Drohungen eines Drachen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Camille, ich meine es ernst. Wenn du auch nur einen Hauch von diesem Rethoule in deiner Nähe riechst, sag mir sofort Bescheid.«
»Ja«, entgegnete ich und schmiegte mich in seine Arme. Ich wusste zwar nicht, was ein Rethoule war, aber es klang nicht schmeichelhaft. »Ich verspreche es dir.«
Er küsste mich innig, tastete mit der Zunge nach der meinen und strich mit den Händen über meinen ganzen Körper.
»Ich will dich, ich will dich jetzt«, sagte er mit leiser, heiserer Stimme.
»Du wirst mich teilen müssen«, erwiderte ich flüsternd. »Wir haben Trillian gefunden. Und, Smoky, es ist so viel passiert. Ich muss dir alles erzählen.«
»Nicht jetzt. Ich brauche dich, ich will dich. Ich will deine Beine um meine Taille spüren und hören, wie du meinen Namen schreist. Wenn du die anderen dabeihaben willst, von mir aus, aber ich bin der Erste. Ich berühre dich heute Nacht als Erster im tiefsten Inneren. Verstanden?«
Er war so wild entschlossen, so wütend auf seinen Vater und voll aufgestauter Anspannung nach ihrem Konflikt, dass ich nur nicken konnte.
Doch ehe wir uns in Richtung Schlafzimmer aufmachen konnten, steckte Delilah mit aschfahlem Gesicht den Kopf durch den Türspalt.
»Ich störe euch
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